SV Halle Lions Basketball-Bundesliga: SV Halle Lions-Spielerin Noémie Rouault auf dem Weg der Besserung

Halle (Saale) - Lässig kocht Noémie Rouault Kaffee in der Küche ihrer Wohnung. Die Fenster sind geöffnet und eine sommerliche Brise zieht durch das Zimmer. Die 21-Jährige kommt gerade aus der Uni – es ist einer der ersten Tage, an denen es Spaß macht, um bei den sommerlichen Temperaturen das Fahrrad zu nehmen.
Die Studentin ist seit zwei Saisons Bundesliga-Basketballerin bei den SV Halle Lions. Von ihren zwei Spielzeiten in Halle stand sie jedoch nur während ihrer ersten tatsächlich aktiv auf dem Spielfeld. Denn als sie sich im Sommer letzten Jahres bei der Europameisterschaft der deutschen U-20-Nationalmannschaft am Knie verletzte, hieß die Diagnose: Kreuzbandriss.
„Das war wie ein Licht am Ende des Tunnels“
Die vergangene Saison erlebte die Berlinerin also nur von der Spielerbank aus. Trotzdem hat sie die Ausstiegsklausel ihres Zwei-Jahres Vertrags nicht genutzt und wird den Lions ein weiteres Jahr lang erhalten bleiben. „Hier in Halle habe ich ein vertrautes Umfeld“, sagt sie. „Ich glaube, das wird mir den sportlichen Neuanfang leichter machen“. Die gute medizinische Betreuung und ihr Wirtschaftsstudium an der Martin-Luther-Universität seien zwei weitere Gründe für die Centerspielerin, in Halle zu bleiben.
Zwei Operationen, Unmengen an Physiotherapie und ein acht-wöchiges Reha-Programm hat Noémie Rouault mittlerweile hinter sich. Nachdem sie anfangs das Laufen neu erlernen musste, seien vor allem während des Reha-Programms starke Fortschritte zu erkennen gewesen. „Der größte Schritt war es, wieder anzufangen zu joggen“, erzählt sie, „das war wie ein Licht am Ende des Tunnels“.
Denn Rouaults Zeit während der Verletzung war nicht immer leicht. Ihre schwersten Momente seien es gewesen, bei Heimspielen der Lions auf der Bank zu sitzen und nicht eingreifen zu können. „Bei Spielen werden so viele Emotionen freigesetzt“, sagt sie, „auf der Bank kann man das eben nicht auf dieselbe Art und Weise wahrnehmen“.
Umso glücklicher ist sie, nun auch noch den letzten Schritt gehen zu können. Zu Beginn der Woche war es nämlich endlich soweit: Rouault durfte im Rahmen ihres Aufbautrainings erstmals seit neun Monaten wieder in der Basketballhalle aktiv sein.
Noémie will fit in die Vorbereitung zur neuen Saison starten
Während Lions-Trainer René Spandau mit seinen restlichen Spielerinnen an individuellen Feinheiten arbeitete, durfte die Berlinerin an der Seitenlinie erste basketballspezifische Übungen absolvieren. Deren Inhalt waren Ballkontrolle und viel Fußarbeit. „Noémie muss jetzt langsam wieder an spezifische Bewegungen herangeführt werden“, sagt der Holländer. Ihre Koordination, ihre Schnelligkeit und ihr Wurf sollen vorerst verbessert werden. Seien diese Grundlagen erst einmal gelegt, müsse auch viel im Ausdauer- und Kraftbereich gearbeitet werden. Dafür soll der Sommer dienen.
Die SV Halle Lions basteln intensiv am Kader für die kommende Saison. Unterschrieben haben Kaneisha Horn, Noèmie Rouault, Kimberly Pohlmann (aus Saarlouis). MZ-Autorin Alina Hartmann wird ihren Vertrag verlängern. Auch die Amerikanerin Lauren Engeln aus dem alten Team soll bleiben. Es fehlt noch die Unterschrift von Laura Hebecker, die nach ihrem Kreuzbandriss zum Jahresende wieder fit sein dürfte. Dazu sollen sich die Lions mit einer einer neuen Centerin und einer Aufbauspielerin einig sein. Hinzu kommen wieder die Talente um die Schinkel-Zwillinge.
Die Lions werden erst Mitte August als Mannschaft in die Vorbereitung zur neuen Saison starten. Bis dahin bleibt genug Zeit für Rouault, um ihren Körper wieder an die Bewegungen des Basketballsports zu gewöhnen. Das Ziel sei es dann, zum Start der Saisonvorbereitung ohne Einschränkungen ins Teamtraining einsteigen zu können. Gutes Timing also.
„Mein Knie fühlt sich gut an und ich habe Vertrauen in meinen Körper“, sagt die 21-Jährige, „außerdem habe ich keinerlei Zeitdruck“. Trotzdem werde sie wohl viel Zeit und Bewegungswiederholungen brauchen, um auch mental ein gutes Gefühl zu bekommen. Verletzungen sind eben auch zu großem Teil Kopfsache.
Was man leistungsmäßig von Noémie Rouault hinsichtlich der nächsten Saison erwarten kann, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass sie sich in der Saison 2014/2015, ihrer ersten Saison in der Bundesliga und für die Lions, durchaus einen Namen machen konnte.
Die Berlinerin französischer Abstammung, die sämtliche Jugendnationalmannschaften des deutschen Basketballbundes durchlaufen hat, erzielte damals in durchschnittlich 23 Spielminuten 7,3 Punkte und holte sechs abspringende Bälle. „Noémie ist eine der absolut besten Rebounderinnen in Deutschland, wenn nicht sogar die Beste“, schwärmt Spandau, „das hat uns letzte Saison unter den Körben sehr gefehlt.“
Sollte Noémie Rouault es also schaffen, bis zum Saisonbeginn im September wieder auf altes Niveau zurück zu kehren, wären die Lions unter den Körben mit der US-Amerikanerin Kaneisha Horn, die ihren Vertrag letzten Monat verlängerte, und Noémie Rouault vorerst stark besetzt. (mz)