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Bahnhofsmission Bahnhofsmission: Frühstück gibt es weiter

Von Heidi Pohle 15.10.2001, 16:59

Halle/MZ. - Die Äußerung von Bahnchef Hartmut Mehdorn, Obdachlose und andere Bedürftige nicht länger in Bahnhöfen zu dulden und deshalb Warmküchen der Bahnhofsmissionen zu schließen (die MZ berichtete), ist in Halle auf heftige Kritik gestoßen. Doch die Bahnhofsmission der Stadt ist nicht betroffen, weil dort nur Frühstück, also kalte Verpflegung, ausgegeben wird. Ein Mitarbeiter der Pressestelle Halle der Deutschen Bahn, Holger Auferkamp, gab Entwarnung - es gehe nur um Suppenküchen, die aus den Bahnhöfen verbannt werden sollen, das Frühstücksangebot in Halle sei in keiner Weise gefährdet.

Das bestätigte auf MZ-Anfrage auch Bürgermeisterin Dagmar Szabados. Die Stadt habe von Anfang an auf differenzierte Angebote für Bedürftige gesetzt und ganz bewusst darauf gedrungen, dass warme Mahlzeiten in anderen Einrichtungen wie der Wärmestube der evangelischen Stadtmission und dem Elisabeth-Tisch ausgegeben werden. "Deshalb müssen wir uns jetzt keine Sorgen machen", sagte sie. Den Frühstücks-Tisch in der Bahnhofsmission werde es auch weiterhin geben. Außerdem erhalte die Bahnhofsmission bald einen zweiten Zugang, so dass die Besucher dann nicht mehr durch die Bahnhofshalle gehen müssten.

Über diese Lösung ist Barbara Weber, eine der Leiterinnen der Bahnhofsmission, froh. Ihre Einrichtung, sagt sie, sei aus der Stadt gar nicht mehr wegzudenken. Beköstigt würden stets zwischen 40 und 50 Personen. "Und zwar 365 Tage im Jahr, einschließlich Weihnachten."

Die Äußerungen von Bahnchef Mehdorn sind nicht nur in der Bahnhofsmission auf Unverständnis gestoßen. Die Geschäftsführerin der Regionalstelle Süd vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Birgit Reinhardt, nannte die Aussage ein typisches Wohlstandsdenken. Personen auszugrenzen sei noch nie eine Lösung gewesen. Und Jutta Schneller, die die Wärmestube der Stadtmission leitet, meinte, dass die anderen Einrichtungen gar nicht in der Lage wären, den Bedarf mit abzudecken.

In Halle gibt es noch einen anderen Frühstücks-Tisch. Doch den bietet die Christusgemeinde in der Freiimfelder Straße immer nur zwischen November und März an, so Pfarrer Siegfried Neher. Beide Angebote hätten ihre Berechtigung in der Stadt. Der Unterschied bestehe darin, dass die Christusgemeinde den ganzen Tag über einen Aufenthalt ermögliche und das direkte Gespräch mit den Bedürftigen suche. Die Bahnhofsmission gibt nur bis Mittag Essen aus.