Ausstellung zu den "Herr der Ringe"-Drehorten Ausstellung zu den "Herr der Ringe"-Drehorten: Hallesche Foto-Hommage an die Hobbits

Halle (Saale) - Zahlen sagen nicht alles. Doch manchmal muss man gar nichts mehr sagen, wenn die Zahlen gesprochen haben. Das gilt auch für die Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“, deren drei Teile in drei aufeinander folgenden Jahren (2001-2003) veröffentlicht worden sind, und die zusammen insgesamt fast drei Milliarden (!) Dollar eingespielt haben, bislang: Drei mal die drei ...? Das macht neun, eine magische Zahl in jener Fantasy-Welt, die ein gewisser John Ronald Reuel Tolkien vor zirka 90 Jahren zu ersinnen begonnen hat. Willkommen also im Reich der Elben, Zwerge und Hobbits, der neun Gefährten, der einstmals neun Ringe und der neun Ringgeister.
Lange galt die „Mutter aller Fantasy-Welten“ übrigens als unverfilmbar - bis sich der neuseeländische Regisseur Peter Jackson der Sache angenommen hat: Und bis er in seiner eigenen Heimat Drehorte für den Schicksalsberg, für die Ebene von Rohan, das Ödland von Mordor und für die gesamte Umlaufbahn seiner fabelhaften Wesen gesucht und gefunden hat.
Und eben all diese Drehorte im Hobbit-Land waren es jetzt, die einen großen Fan des Tolkienschen Universums, den halleschen Fotografen Falk Wenzel, zu einem regelrechten Kunstprojekt inspiriert haben. Das war vor schon fast zwei Jahren. Und genau dieses Kunstprojekt ist nun fertig geworden und mittlerweile in der neuen Ausstellung der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt zu bewundern - in Gestalt von großformatigen Bildern eben dieser Drehorte. Wie viele Fotos das sind? Dumme Frage, genau neun natürlich!
Auf den Spuren der Hobbits
Freilich waren es dann doch etwas mehr als neun Wochen, die Wenzel schließlich gebraucht hat, um sein von besagter Stiftung mit einem Stipendium gefördertes Projekt umzusetzen. Drei Monate waren es insgesamt, obwohl der landschaftliche Reiz all der Hobbit-Paradiese und -höllen, all der Rastplätze und Schlachtfelder zweifellos auch Stoff für ein drei mal drei - sprich neunmonatiges Fotoprojekt hätte hergeben können.
Doch eine wirkliche fotografische Geburt ist das Ganze auch ohnedies geworden, denn Wenzel - der in Halle einst als Fotograf des Neuen Theaters bekannt geworden ist - hat diesen seinen Sinn fürs Szenische auch immer auf den seit Ende der Dreharbeiten eigentlich fast menschenleeren Szenerien zur Geltung gebracht. Und von all jenen, die - gleich ihm - auf den Spuren der Film-Hobbits gewandelt sind, immer auch einige ins Bildgeschehen eingebunden. Nicht zuletzt wohl, um dem Motto der Gesamtpräsentation der Kunststiftung, zu der er mit seinen „Herr der Ringe“-Bildern beiträgt, gerecht zu werden. „Zeit für Geschichten - von Christus bis Batman“, ist die Schau überschrieben.
Und wer andere Projekte der Kunststiftung und der Stiftungsstipendiaten kennt, der weiß, dass es bei derlei Themensetzungen dann immer vor allem auch darum geht, die jeweiligen Geschichten oder Mythen mit heutigem Erleben und Empfinden abzugleichen. Oder sie anderweitig im Gegenwärtigen zu verorten.
Wandern übern Schicksalsberg
Wenzel schafft das, indem er etwa - was auf den 50 mal 70 Zentimeter messenden Großformaten auch jeweils gut sichtbar ist - einen Bungee-Springer über der Schlucht des großen Flusses hängend, hin- und herschwingen lässt. Oder ganze Gruppen von Wanderern bildlich einfängt, bei dem Versuch, den Schicksalberg zu besteigen. Jenen Berg, in dem der titelgebende Ring einst geschmiedet wurde und in den er zwecks akut notwendiger Vernichtung wieder zurückgebracht werden muss - auch, damit sich der durchaus vom Nibelungen-Ring inspirierte Ring der Tolkinschen Geschichten am Ende wieder schließen kann.
Für Falk Wenzel war die Jagd nach den richtigen Motiven für sein „Herr der Ringe“-Projekt zugleich eine unvergessliche Erfahrung, die sein eigenes Verhältnis zur Fantasy-Welt paradoxerweise - wie er sagt - zugleich vertieft und ernüchtert hat. Zudem war die Tour zu den Film-Orten für ihn eine Expedition des Staunens auch darüber, „was so eine Filmcrew in eine leere und eigentlich geschichtslose Landschaft so alles hineinzaubern kann.“
Die Ausstellung ist in der Landeskunststiftung im Neuwerk 11 bis zum 24. März zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags, 14-18 Uhr.
Und auch die Fantasieleistung Tolkiens tritt dem Fantasy-Fan Wenzel - wie nun auch den Betrachtern seiner Bilder - angesichts meist leerer Orte noch mal umso plastischer und bewundernswürdiger vor Augen. Die „Herr der Ringe“-Verfilmungen haben, meint Falk Wenzel, „diese Plätze jedoch zu Sehnsuchtsorten gemacht“. Wie Neuseeland insgesamt zum Traumland. Und Wenzels Foto-Hommage an die Hobbits könnte diesen Effekt sogar noch verstärken. (mz)

