Ausbildung in Halle Ausbildung in Halle: Gebäudereiniger gründen private Landesfachschule

Halle (Saale) - Matthias Stenzel spricht nicht von Gebäudereinigern, sondern von Dienstleistern. „Unserer Berufsgruppe haftet das Image an, nicht attraktiv, dafür aber schlecht bezahlt zu sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Unternehmen decken heute viele Berufe ab, dazu gehören auch Techniker und Elektriker“, sagt der Obermeister der Gebäudedienstleister-Innung für den Süden Sachsen-Anhalts.
Gemeinsam mit dem privaten Institut für berufliche Fortbildung (IBF) aus Halle will die Innung vor allem bei Aus- und Weiterbildung neue Impulse setzen. Am 1. Mai geht in der Merseburger Straße die neue Landesfachschule in Betrieb.
Innung macht aus der Not eine Tugend
Die Innung macht aus der Not eine Tugend. Bislang werden Gebäudedienstleister im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Osendorf fit für den Arbeitsmarkt gemacht. „Allerdings steht der Ausbildungszweig dort auf der Kippe“, sagt Stenzel, der in Salzmünde selbst eine Gebäudereinigungsfirma mit 100 Mitarbeitern führt. Das Aus hätte fatale Folgen, nicht nur für Halle und den Saalekreis, denn bislang werden in Osendorf auch Gebäudereiniger und Dienstleister für ganz Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgebildet, derzeit sind es Stenzel zufolge etwa 40 Azubis.
In der Merseburger Straße bekommen die jungen Leute in der dreijährigen überbetrieblichen Ausbildung ab dem 1. August dieses Jahres nun eine neue Heimat, schon ab dem 1. Mai starten hier die Aus- und Weiterbildungen.
„Dem Engagement der Innung ist es zu verdanken, dass neben der theoretischen Ausbildung an einer Berufsschule auch die praktische Ausbildung im Rahmen einer überbetrieblichen Ausbildung im Land erhalten bleibt“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Keindorf unlängst anlässlich der Gründung der Betreibergesellschaft. Keindorf ist auch Präsident der Handwerkskammer Halle. Würde der Standort Halle wegbrechen, müssten Azubis nach Dresden oder Brandenburg ausweichen, sagt Matthias Stenzel.
42 Betriebe im südlichen Sachsen-Anhalt sind der Innung angeschlossen
42 Betriebe im südlichen Sachsen-Anhalt sind der Innung angeschlossen, alle suchen Fachkräfte. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Dualen System. Und wir überlegen, wie wir den Azubis Anreize setzen können, damit sie sich für eine Ausbildung bei uns entscheiden“, sagt Stenzel. Und so ist im Gespräch, dass die Jugendlichen während ihrer Lehre auch zu erheblich vergünstigten Konditionen oder ganz kostenfrei den Führerschein machen. Im Gegenzug müssten sie freilich einem hiesigen Betrieb für einen gewissen Zeitraum die Treue halten.
Die genauen Modalitäten sind Verhandlungssache. „Dadurch, dass wir uns als Innung stärker einbringen, haben wir auch mehr Einfluss auf die Lehrinhalte. Und ein großer Vorteil ist außerdem, dass uns namhafte Sponsoren unterstützen, die ihre Mitarbeiter selbst zur Weiterbildung nach Halle schicken“, erzählt der Obermeister. Und noch etwas stellt er klar. Die Branche zahle deutlich über Mindestlohn.
Doch die gemeinsamen Pläne von Innung und IBF gehen weit über die private Landesfachschule hinaus. So soll beim IBF ein Pool von Mitarbeitern gebildet werden, auf die Firmen zurückgreifen können, die Dienstleistungen benötigen - von Reinigungspersonal bis hin zu Fachkräften, die Kettensägen und Hubsteiger bedienen, an Fassaden klettern sowie in klinisch reinen Räumen etwa in der Chemie oder der Medizin arbeiten können. „Das Einsatzfeld ist groß und spannend. Und das wollen wir stärker zeigen“, sagt Stenzel. (mz)