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Ausbildung Ausbildung: Fleischer haben Nachwuchssorgen

Von HEIDI POHLE 13.05.2009, 15:46

HALLE/MZ. - zum Gesellen schafft, da ist er ebenso zuversichtlich wie sein Lehrmeister Torsten Barner. Der Obermeister der Fleischerinnung im südlichen Sachsen-Anhalt bescheinigt Florian gute Leistungen. Dabei wollte der junge Mann eigentlich Landwirt werden. Aber weil sich nichts Passendes fand, machte er erst ein Praktikum bei Barner und dann eine Lehre. Und hat es bislang nicht bereut. "Es ist ein krisensicherer Beruf", sagt Florian, "gegessen wird immer."

Das sehen offenbar immer weniger Jugendliche so. "Viele Fleischermeister suchen mittlerweile händeringend nach Lehrlingen", sagt Torsten Barner. Seit 2007 würden sich immer weniger Schulabgänger bewerben. Er führt das neben dem "Geburtenknick" vor allem auf veränderte Interessen zurück: "Handwerker will offenbar keiner mehr werden, obwohl es auch in der Fleischerbranche längst moderne Technik gibt."

Dieser Trend wird durch die Statistik der Handwerkskammer bestätigt. Gab es im Kammerbezirk 1998 noch 111 Fleischer-Azubis, ging die Zahl im Jahr 2003 auf 90 zurück. Und im Vorjahr fingen nur 51 Jugendliche diese Lehre an. Der Rückgang ist im gesamten Handwerk spürbar, im Nahrungsmittel-Bereich besonders stark.

Dieser Trend wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Mit der Folge, dass die theoretische Ausbildung an der Dreyhaupt-Berufsschule am Hallmarkt nicht mehr aufrechterhalten werden kann. "In einer Klasse müssen mindestens 15 Lehrlinge sein, sonst rechnet es sich nicht", erklärt Schulleiter Eike Prinz. Deshalb werde seit 2008 das zweite Lehrjahr in Weißenfels unterrichtet. Das erste Lehrjahr könne in Halle bleiben, weil die Fleischer-Azubis anfangs mit den Fleisch-Fachverkäuferinnen eine Klasse bildeten. Dann jedoch laufe der Unterricht getrennt.

Für Obermeister Torsten Barner geht mit dem Ende der Berufsschul-Ausbildung eine rund 150-jährige Ära in Halle zu Ende. Aber nicht nur, dass sich zu wenige Schulabgänger für den Beruf interessieren: "Viele haben auch oft eine mangelhafte Bildung", sagt Barner, der zwei Lehrlinge einstellen möchte, aber erst einen gefunden hat. Bewerbern legt er einen einfachen Test mit zwölf Fragen vor. Unter anderem müssen sie angeben, wie viel Meter ein Kilometer hat; und von einem Kilo-Preis sind zu berechnen, was 500 und 100 Gramm kosten. Da kämen oft abenteuerliche Ergebnisse heraus. Doch Fleischer zu sein, verlange heutzutage gute Kenntnisse in Mathematik, um zum Beispiel kalkulieren zu können. Man sollte zudem etwas von Biologie und Chemie verstehen und sich darauf einrichten, auch kochen zu lernen. Denn eine reine Fleischerei finde man kaum noch, so Barner, der sieben Filialen samt Partyservice und Event-Firma betreibt und rund 60 Mitarbeiter hat.

Azubi Florian Meißner jedenfalls kann den Fleischer-Beruf nur empfehlen. Man müsse zwar früh aus den Federn, um ab fünf Uhr in der Fleischerei zu stehen. Die Tätigkeit sei aber sehr abwechslungsreich, erzählt Florian, der jetzt intensiv übt, wie Rinderviertel perfekt zerlegt werden: "Denn das kommt in der Prüfung garantiert dran." Sein Chef hat ihm schon einen Arbeitsplatz in Aussicht gestellt.