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Thema Flüchtlinge Aus diesen Gründen verschiebt die Stadt die Bürgerumfrage

Von Dirk Skrzypczak 27.05.2017, 06:00
Händel-Denkmal auf dem Marktplatz
Händel-Denkmal auf dem Marktplatz Günter Bauer

Halle (Saale) - Nach heftigen Kritiken an Inhalten der großen Bürgerumfrage wird die Studie verschoben. „Die Umfrage wird vermutlich im zweiten Halbjahr durchgeführt“, sagte Stadtsprecher Drago Bock am Freitag der MZ.

Im Hauptausschuss hatten sich Vertreter der Fraktionen zuvor mit Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) darauf verständigt, den Fragenkatalog in Ruhe zu betrachten und strittige Punkte zu diskutieren.

Kritik an Inhalten: Darum verschieb die Stadt die Bürgerbefragung

Außerdem soll Reinhold Sackmann vom Institut für Soziologie von der Universität eingeladen werden. Das Team des Professors arbeitet mit der Stadt bei der Umfrage zusammen. Grund für die Verzögerung sind die zum Teil heftigen Kritiken aus den Parteien an Inhalten der Befragung, etwa zur Integration.

Unter anderem sollen Einwohner ihre Meinung äußern, ob sich der Staat mehr um Flüchtlinge kümmere als um einheimische Hilfebedürftige. Für Johannes Krause (SPD) wird mit derartigen Formulierungen eine Linie überschritten. „Damit werden Vorurteile bedient. Wir müssen aufpassen, dass wir keinen Schaden anrichten.“

Im Hauptausschuss stimmte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) Krause zu. Ein Vorschlag in der Runde: Fragen, bei denen die Kommunalpolitiker Bauschmerzen haben, könnten gestrichen werden.

"Wir können uns die öffentliche Meinung nicht schön reden"

Tom Wolter (Mitbürger) und Andreas Scholtyssek (CDU) halten nichts davon, unliebsame Fragen zu streichen. „Es geht der Universität um eine Vergleichbarkeit mit den früheren Studien. Wenn man das nicht mehr will, muss man die Zusammenarbeit beenden“, meint Wolter. Man müsse den Wissenschaftlern vertrauen, auch bei provokanten Fragen, findet Scholtyssek.

„Wir können uns die öffentliche Meinung nicht schön reden und sollten die Befragung nicht verwässern.“ Auch Uwe Stäglin, Beigeordneter für Stadtentwicklung, verteidigte die Soziologen.

Gewisse Fragen müssten regelmäßig neu gestellt werden, um sie mit Antworten der Vergangenheit vergleichen zu können. 6.000 Einwohner werden dafür per Zufallsprinzip ausgesucht. Erstmals kann online geantworten werden. (mz)