Aus dem "Roten Ochsen" geflohen Aus dem "Roten Ochsen" geflohen: Wer ist die 55-jährige Flüchtige?

Halle (Saale) - In der Justizvollzugsanstalt Halle, dem „Roten Ochsen“, herrscht Ratlosigkeit. Am Samstag ist eine 55-Jährige aus dem offenen Vollzug geflohen. Die Frau aus dem südlichen Sachsen-Anhalt sitzt seit 2014 in Haft und verbüßt eine siebenjährige Freiheitsstrafe wegen Totschlags.
„Wir können uns keinen Reim darauf machen. Es ist der erste Fall dieser Art seit 27 Jahren“, sagte Detlef Thiel, Sprecher im Justizministerium, am Montag der MZ. Die Frau sei für die Öffentlichkeit keine Gefahr, „sonst hätte sie auch nicht diese Hafterleichterung zugesprochen bekommen“. Aktuell befinden sich im „Roten Ochsen“ zwei Frauen im offenen Vollzug.
55-Jährige laut Ministerium keine „Milieu-Verbrecherin“
Warum die heute 55-Jährige seinerzeit verurteilt wurde, wollte das Ministerium im Detail nicht sagen. Nur so viel: Es habe sich um eine Tat an der Grenze zur Notwehr gehandelt. „Wir haben es nicht mit einer Milieu-Verbrecherin zu tun“, sagte Thiel.
In Halle ist die Frau wochentags einer Arbeit nachgegangen. Sie habe unter anderem als Reinigungskraft gearbeitet. Nach dem Job musste sie als Freigängerin zurück in Haft - in ein Gebäude außerhalb des Gefängnisses ohne Sicherheitszaun und ohne Wachpersonal. Dort hätte sie auch am Wochenende bleiben müssen. „Wer tagsüber abhauen kann, der muss nachts nicht bewacht werden“, erklärte Thiel.
Aus offenem Vollzug geflohen: Wie wird nach der Frau gesucht?
Eine Hafterleichterung wie der offene Vollzug sei immer eine Einzelfallentscheidung und werde intensiv geprüft. Unter anderem müssen die Täter eine positive Sozialprognose haben.
Vermutlich wird sich die 55-Jährige von ihrer Haftfreiheit verabschieden können, wenn sie gefasst wird. „Die Lockerung wird zurückgezogen und sie muss wieder ins Frauengefängnis nach Luckau-Duben in Brandenburg“, sagte Thiel.
Bis 2021 muss sie noch ihre Strafe verbüßen. Bei der Suche nach der entflohenen Insassin kommen aber weder Hubschrauber noch Spürhunde zum Einsatz. „Wir suchen sie im Rahmen der normalen Polizeiarbeit“, sagte der Sprecher. (mz)