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Astronomie Astronomie: Kein hallescher Planet

Von Felix Knothe 01.06.2012, 19:05

Halle (Saale)/MZ. - Am kommenden Mittwoch findet der letzte Venustransit des 21. Jahrhunderts statt. Große Namen der Wissenschaft sind mit den seltenen Ereignissen verbunden. Ob James Cook, Edmund Halley oder Michail Lomonossow - der Venustransit hat seine Spuren in der Wissenschaftsgeschichte hinterlassen. Allerdings nicht in der von Halle.

James Cook entdeckte 1769 Neuseeland und Australien. Doch Hauptziel seiner ersten Weltreise war der Planeten-Durchgang von 1769, den er auf Tahiti beobachten sollte - als Teil einer großangelegten internationalen wissenschaftlichen Unternehmung. Edmund Halley (1656-1741) hatte zuvor nicht nur den gleichnamigen Kometen entdeckt, sondern auch eine Methode vorgeschlagen, anhand des Venustransits die Entfernung zwischen Erde und Sonne zu bestimmen. Die genaue Vermessung eines Durchgangs von verschiedenen Orten der Erde hätte den Astronomen erlaubt, mit Hilfe der Kepplerschen Gesetze die Entfernungen im Sonnensystem zu bestimmen. So standen die Durchgänge im 18. (1761 und 1769) und 19. Jahrhundert (1874 und 1882) im Zentrum wissenschaftlicher Großexpeditionen. Die Ergebnisse waren zwar nahe dran, aber die astronomische Einheit wurde präzise letztlich doch mit Radar bestimmt.

Gemessen an der Bedeutung der halleschen Universität im 17. und 18. Jahrhundert fällt die Spurensuche in Sachen Venustransit jedoch recht mager aus. "Astronomie hat in Halle eine sehr untergeordnete Rolle gespielt", sagt Physikprofessor Wolfram Hergert. "Sie war höchstens für die Lehre bedeutsam. Das Instrumentarium und die personelle Ausstattung waren durchgehend schlecht und mit anderen Observatorien in Deutschland nicht vergleichbar."

Zwar lehrte mit Johann Andreas von Segner (1704-1777) zu Cooks Zeiten ein namhafter Physiker und Astronom in Halle. Er war 1754 als Nachfolger von Christian Wolff an die Saale gekommen. Auch der Bau der 1788 eröffneten Universitätssternwarte im Botanischen Garten geht auf von Segner zurück. Doch ob er die Venustransite beobachtet hat, lässt sich heute nicht mehr sagen.

Viel direkter ist die hallesche Verbindung zu James Cook. Ab 1779 lehrte der Naturwissenschaftler Johann Reinhold Forster in Halle, 1790 / 91 sogar als Rektor. Er war mit Cook auf Weltreise gewesen, allerdings auf dessen zweiter. Von dieser Reise liegt auch noch ein Teil des Logbuchs in der Universitäts- und Landesbibliothek. Dort dürfte auch William Wales verzeichnet sein, der als Astronom beide Reisen begleitet hat. Doch außer dem Logbuch ist der Uni nicht viel geblieben. Uni-Kustos Ralf-Torsten Speler: "Die Uni war damals wie immer knausrig und hat die ihr angebotenen Sammlungen von Forster nicht gekauft."

Auch heute ist Astronomie in Halle als Aufbaustudiengang für angehende Lehrer lediglich ein "Orchideenfach", obwohl Astronomie Pflichtfach an Gymnasien und Sekundarschulen ist. Helmut Grätz hat den Studiengang erst 1992 aufgebaut. "Davor gab es das in der DDR nur in Potsdam und Jena."