Ärger um Straßenlaternen Ärger um Straßenlaternen: Wie ein Schwertransport Bennstedt im Dunkeln stehen lässt

Salzatal - Als Angelika Berger aus Bennstedt am Vormittag des 2. Juni aus ihrem Fenster auf die Straße schaute, sah sie ein riesiges, rundes, silbriges Ding, das vor ihrem Haus entlang fuhr. Das Ding füllte die Straße komplett aus und es bewegte sich im Schneckentempo. Minutenlang fuhren insgesamt neun riesige silbrige Dinger an ihrem Haus vorbei.
Straßenlaternen einfach abgesägt und nicht repariert
Als zwei Stunden später auf einmal auch ein graues riesiges rundes Teil auf der Straße zu sehen war, wurde es noch verrückter. Denn mit dem grauen Teil kamen Arbeiter mit einer Hebebühne und sägten kurzerhand die Straßenlaternen in Angelika Bergers Straße ab. Das letzte Teil war tatsächlich so groß, dass es nicht ohne Schäden unter den Lampen hindurch gepasst hätte.
Bis heute, mehr als zwei Monate später, sind die Laternen immer noch nicht wieder repariert. Die 70-jährige Angelika Berger macht sich Sorgen. Denn die Straße vor ihrem Haus ist viel befahren. Wenn Fußgänger nachts dort entlang laufen, könnte es gefährlich werden. Vor allem weil der Gehweg auf einigen Metern in einem sehr schlechten Zustand ist.
„Es war nie die Rede davon, dass die Straßenlaternen weg müssten“
Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den silbrigen und grauen Dingern um eine Kunststoff-Produktionsanlage der Firma Quinn Chemicals aus Leuna, die abgebaut wurde und nach China verschifft werden sollte. Die Karawane von insgesamt zehn Schwerlasttransportern war zusammen mehr als 500 Meter lang, bis zu 7,80 Meter breit und an ihrer höchsten Stelle 6,70 Meter hoch. Der schwerste Transporter brachte ein Gesamtgewicht von 416 Tonnen auf die Waage.
Auf MZ-Nachfrage erklärt Salzatals Gemeindebürgermeisterin Ina Zimmermann (CDU), dass sie selbst überrascht davon war, dass die Laternen abgesägt worden wären. Der Transport der Chemie-Anlage sei ein Jahr lang vorbereitet worden, aber so sei es nicht geplant gewesen. „Es war nie die Rede davon, dass die Straßenlaternen weg müssten“, sagt sie. Die Gemeinde hat den Schaden bei der Hamburger Transportfirma gemeldet, die für die abgesägten Lampen verantwortlich ist.
Hamburger Transportfirma und Dienstleister zeigen keine Verantwortung
Einige Wochen lang habe sie daraufhin jedoch keine Antwort erhalten, sagt die Bürgermeisterin. Offenbar gebe es Diskrepanzen zwischen der Hamburger Transportfirma und einer weiteren Dienstleister-Firma, die bei der Aktion im Juni beteiligt war. Das sei der Grund dafür, dass die Straße in Bennstedt derzeit noch im Dunkeln liegt, denn auf eigene Kosten will und kann die Gemeinde die Lampen nicht reparieren.
Zimmermann hat dem Hamburger Transportunternehmen nun ein Ultimatum gesetzt: Wenn die Firma nicht bis nächste Woche einen Plan vorlegt, wann und wie die Laternen wieder repariert werden, schaltet die Gemeinde einen Anwalt ein. Die Bürgermeisterin ist den Hamburgern sogar schon entgegen gekommen, in dem sie Kostenvoranschläge für die Lampen-Reparatur von regionalen Bauunternehmen angefragt und nach Hamburg geschickt hat. „Wir warten jeden Tag auf neue Informationen“, sagt Zimmermann.
Neben Straßenlaternen auf Gehwege reparaturbedürftig
Angelika Berger hofft, dass die Gemeinde sich gleich auch um den kaputten Gehweg in ihrer Straße kümmert. Sie selbst und einige ihrer Nachbarn könnten kaum noch zu Fuß ins Ortszentrum gelangen, weil die Betonplatten teilweise so kleinteilig zerbrochen sind. „Es ist eine Katastrophe. Mit dem Rollator kommt man hier nicht weiter“, sagt sie.
„Der Zustand der Gehwege ist uns bekannt. Das haben wir in vielen Ortslagen“, sagt Zimmermann. Oft liege das am Investitionsstau, weil die Kommune jahrelang nicht genug in Infrastruktur investiert habe. Wenn der Abwasserzweckverband die Entwässerungsrohre unter der Straße saniert, könne auch der Gehweg neu gemacht werden, sagt sie. Wann das gemacht wird, darüber konnte die Bürgermeisterin noch keine Angaben machen. (mz)
