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Ärger mit Havag-Tickets Ärger mit Ticket der Havag: Warum Vier-Fahrtenkarte für Bußgeld in der Straßenbahn sorgt

Von Cosima Hofmann 06.01.2017, 07:00
Mit den neuen Fahrkartenautomaten bei der Havag gibt es Ärger.
Mit den neuen Fahrkartenautomaten bei der Havag gibt es Ärger. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Eigentlich wollte Katrin Müller aus Roitzsch (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) mit ihrer Freundin nur einen schönen Ausflug in die Saalestadt machen - sie hatten Karten für ein Theaterstück. Angereist waren die beiden Frauen mit dem Zug, am Hauptbahnhof in Halle löste Frau Müller für die beiden Hin- und Rückfahrten ins Theater eine Vier-Fahrten-Karte für 8,40 Euro. Was sie bei der Entnahme der Karte nicht wusste: Der zweite Abschnitt der Vier-Fahrten-Karte wird erst einige Sekunden später ausgegeben.

Der Theateraufführung folgte in der Straßenbahn eine Fahrscheinkontrolle. Das Problem: Die Frau aus Roitzsch hatte den ersten Abschnitt gleich viermal gestempelt - eben so viele Fahrten, wie sie mit ihrer Begleitung benötigt hatte. „Da auf der Karte auch 8,40 Euro und Vier-Fahrten-Karte steht, hatte ich beim Kauf auch keinen Zweifel an der Richtigkeit, als ich später für uns jeweils zwei Fahrten entwertete. Dass einige Zeit später ein zweiter Fahrschein gedruckt wird, war mir nicht klar“, erklärte sie dem Kontrolleur.

Feststellungsbeleg für je 60 Euro

Doch auch mit dieser Argumentation hatten die beiden Frauen kein Glück: Sie erhielten beide einen Feststellungsbeleg für je 60 Euro. Die Information, dass die „4er-Karte“ in zwei Abschnitten mit je zwei Fahrten ausgegeben werde, gab es dabei noch gratis dazu.

Gleich drei verschiedene Vier-Fahrkarten-Modelle gibt es an den Havag-Automaten in Halle zu kaufen, dabei sehen alle verschieden aus. All das wusste Katrin Müller nicht, wollte aber auch nicht als „Schwarzfahrerin“ gelten. Zurück in Roitzsch wandte sich Katrin Müller per Email an die Servicestelle der Havag, erklärte ihre Unwissenheit über die Herausgabe der Tickets und bat um Kulanz bei der Summe des Bußgeldes (120 Euro). In ihrem Schreiben an die Havag stellte sie den Verantwortlichen auch die Frage: „Warum sie denn Schwarzfahren sollte, wenn sie doch bereits eine 4er Karte für 8,40 Euro erworben und diese auch entwertet hatte“. Da sie keine Antwort von der Havag bekam, bezahlte sie schließlich den Strafbetrag und wandte sich noch einmal telefonisch an die Servicestelle der Havag. „Da sind Sie nicht die Einzige, die das nicht wusste“, erfuhr sie dort von einer Mitarbeiterin.

Warum ist die Vier-Fahrten-Karte so unübersichtlich gestaltet

Warum ist die Vier-Fahrten-Karte so unübersichtlich gestaltet und sorgt deswegen immer wieder für Missverständnisse? Bereits vor einigen Jahren gab es einen vergleichbaren Fall, damals hieß es in der Erklärung des Mitteldeutschen Verkehrsbundes, dass die Automaten die Fahrscheinrohlinge nur einseitig bedrucken können und es technisch nicht anders möglich sei. Auf Nachfrage bei der Havag zur aktuellen Fahrscheingestaltung heißt es: „Unsere Havag-Service-Center und unsere Basis- und Premiumhändler geben Vier-Fahrtenkarten auf einem Fahrschein aus. Lediglich die jetzigen stationären Automaten geben diese in zwei Fahrscheinen aus , die jetzigen mobilen hatten Vierfahrtenkarten nicht im Sortiment“, erklärt Sprecherin Iris Rudolph. „Grundsätzlich gelten in all unseren Fahrzeugen die Beförderungsbestimmungen des MDV. Kulanz gelten zu lassen, ist immer eine Gratwanderung, da dies stets auf Kosten der anderen Fahrgäste geht“ , fügt sie zum Fall von Katrin Müller hinzu.

Die Verwirrung um die verschiedenen Abschnitte könnte sich jedoch bald ändern: „Die neuen mobilen und auch stationären Automaten werden dann aber auch Vier-Fahrtenkarten auf einem Fahrschein ausgeben“, erklärt Iris Rudolph. „Somit könnten einige Missverständnisse vermieden werden“, findet auch Katrin Müller. Auch wenn dieses so kurz vor Weihnachten im Geldbeutel reichlich wehgetan haben muss - ins Theater nach Halle wird sie trotzdem wieder fahren. Ab sofort dann hoffentlich mit der „richtigen“ Karte im Gepäck. (mz)