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Archiv der MLU Archiv der MLU: So soll es dem Gedächtnis der Uni besser gehen

Von Michael Tempel 05.03.2018, 16:00
Archivchef Michael Ruprecht in einem der modernen Magazine. Das Gros der Akten schlummert bereits in neuen, grauen Kartons, in denen sie besser geschützt sind. Andere Bestände müssen erst noch umgelagert werden.
Archivchef Michael Ruprecht in einem der modernen Magazine. Das Gros der Akten schlummert bereits in neuen, grauen Kartons, in denen sie besser geschützt sind. Andere Bestände müssen erst noch umgelagert werden. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Das sechsköpfige Team um Chef Michael Ruprecht wacht über insgesamt mehr als vier Kilometer Aktenmaterial. Vier Kilometer! Und jährlich kommen unzählige Dokumente hinzu, die im Archiv der Martin-Luther-Universität in Halle kategorisiert und eingelagert werden müssen. Seit dem Umzug 2017 in eine ehemalige Druckerei in der Dachritzstraße in der Innenstadt haben sich die Arbeits- und Archivierungsbedingungen immens verbessert. Davon konnten sich am Samstag die Besucher beim 9. bundesweiten Tag der Archive überzeugen.

Allerdings stehen Ruprecht und seine Mitarbeiter auch am neuen Standort vor einer enormen Herausforderung: Sie müssen einen beträchtlichen Teil der Aktenbestände noch in neue, verschleiß- und verwitterungssichere Kartons und Umschläge umlagern. Damit diese auch wirklich der Nachwelt erhalten bleiben.

Archiv der Uni Halle: Viele Akten lagern noch immer in alten Kartons

Viele Akten lagern noch immer in jahrzehntealten, vergilbten und vielfach eingerissenen Kartons. Etliche der Behälter sind viel zu voll gepackt, so dass der Deckel nicht schließt und die Dokumente gedrückt werden. Oder die Akten sind einfach gebündelt, ein Faden hält sie zusammen. Folge: Die Unterlagen reißen ein, Siegel brechen, Daten gehen verloren. „Und das sind alles Unikate. Wenn der Inhalt weg ist, kommt man da nie mehr heran“, sagt Ruprecht, der gleichzeitig Kustos der Uni ist.

Das Archiv verwahrt Dokumente der Uni und mehrerer weiterer Einrichtungen, die immerhin bis ins Jahr 1342 zurückreichen. Das älteste Dokument ist eine Ablassurkunde, die es der Stiftskirche in Wittenberg damals erlaubte, Geld anzunehmen, mit denen sich etwa Adlige von ihren „Sünden“ freikaufen konnten. Ruprecht schätzt, dass bis zu 20 Prozent der Bestände dringend noch umgelagert werden müssen. Darüber hinaus besteht bei einem weiteren Teil der Akten dringender Restaurierungsbedarf. Angesichts von Personal- und Geldknappheit lasse sich dies aber nur nach und nach abarbeiten. „Es lässt sich wirklich nicht abschätzen, wann wir damit durch sind.“

Uni-Archiv seit dem Umzug aus der Pfännerhöhe ein modernes Haus

Natürlich aber ist das Uni-Archiv seit dem Umzug aus der Pfännerhöhe ein modernes Haus seiner Art: klimatisierte Magazine, ein heller Forschungsraum für Archivgäste, moderne Büros, insgesamt 1.800 Quadratmeter Nutzfläche. Der Großteil der Akten wird bereits in säurefreien und somit verfallsunanfälligen Kartons gelagert. Seit Oktober gibt es einen Online-Bestandskatalog. Bedingungen, die die etwa 60 Archivbesucher am Samstag staunend zur Kenntnis genommen haben.

Das Motto des Archivtags lautete „Demokratie und Bürgerrechte“. So wurden Unterlagen präsentiert, die dokumentieren, dass an der Uni vor gar nicht so langer Zeit ein anderer Wind wehte: Wie etwa beim Rauswurf von 45 Studenten der Arbeiter- und Bauernfakultät 1952. Ein Grund: Sie hatten Westradio gehört. Und 1965 wurden Medizinstudenten bestraft: Sie hatten beim Ernteeinsatz das Deutschlandlied geträllert.

››Der Bestandsverzeichnis des Uni-Archivs im Internet: recherche.archiv.uni-halle.de (mz)