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Arbeitskreis Innenstadt in Halle Arbeitskreis Innenstadt in Halle: Hilfe für "Marktwirtschaft"?

Von Michael FALGOWSKI 30.05.2013, 19:16
Das Haus in der Brüderstaße 7, Ecke Kleine Steinstraße, ist zum Zankapfel geworden.
Das Haus in der Brüderstaße 7, Ecke Kleine Steinstraße, ist zum Zankapfel geworden. GÜNTER BAUER Lizenz

HALLE/MZ - Ein ganz und gar signalrot gespritztes Fahrrad ist gegenüber dem Haus Brüderstraße 7 angekettet. Mit dem dauergeparkten Velo, an dem Fotos und Erläuterungen befestigt sind, macht der Verein Arbeitskreis Innenstadt die Passanten auf gefährdete Baudenkmale aufmerksam. Das Haus Brüderstraße 7, in dem als letzte Mieter vor sechs Jahren die bekannte Kneipe „Marktwirtschaft“ den Zapfhahn schloss, ist da ein geeignetes Objekt für das Rote Fahrrad. Das Haus ist seit Jahren umstritten. Der Eigentümer hat 2011 den Abriss beantragt, die Denkmalbehörde hatte das abgelehnt. Auch der Stadtrat hatte sich in einer bemerkenswerten symbolischen Geste zum Erhalt des Renaissance-Fachwerkhauses bekannt.

Stadtratbekenntnisse und ein Rotes Fahrrad sanieren kein marodes Denkmal. Deshalb hat sich der Arbeitskreis Innenstadt zu einen ungewöhnlichen Schritt entschlossen: „Wir möchten das Haus Brüderstraße 7 kaufen und selbst sanieren“, sagt Henryk Löhr, Vorstand des Arbeitskreises Innenstadt. Schon im November 2011 habe man dem Eigentümer das Kaufinteresse erklärt. Der nahm dies jedoch offenbar nicht ernst, seit Monaten herrschte Funkstille. Deshalb hat sich der Arbeitskreis zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: „Wir haben die AKI Denkmal gemeinnützige GmbH gegründet, die die Rettung des Denkmals übernehmen soll. Diese GmbH hat dem Eigentümer ein notarielles, verpflichtendes Kaufangebot zugestellt.“ Dank zahlreicher Unterstützer könne man auch den vom Eigentümer früher selbst genannten Kaufpreis aufbringen. Zur Höhe des Angebots sagt Löhr nichts. Der Vorgänger des jetzigen Eigentümers hatte vor dreieinhalb Jahren das Denkmal für 30 000 Euro ersteigert. Einige Monate später hatte dann der Einsturz des ihm ebenfalls gehörenden Wohnhauses auf dem Nachbargrundstück für großes Aufsehen gesorgt.

Seither ist auch der Verfall der Brüderstraße 7 fortgeschritten. „Mit dem Kaufangebot bieten wir dem Eigentümer die Chance auf eine wirtschaftliche Verwertung des Grundstücks ohne Abriss“, sagt Löhr. Andererseits wolle man auch dem Verwaltungsgericht vermitteln, dass eine realistische Möglichkeit zur Erhaltung des Denkmals besteht. Das Gericht muss noch über den Abrissantrag des Eigentümers entscheiden. Der Hauseigentümer aus Berlin, dem die beiden Nachbargrundstücke in der Kleinen Steinstraße und die sich anschließende Spielothek in der Großen Steinstraße gehören, war am Mittwoch für eine Stellungnahme zu dem doch verbindlichen Angebot des Innenstadt-Arbeitskreises nicht zu erreichen.

Bereits seit den 80er Jahren engagiert sich der Verein für Halles Baudenkmale. Er hat auch Erfahrung als Bauherr: Er hat das Haus in der Schmerstraße 25, erbaut in der 1570er Jahren wie die Marktwirtschaft, selbst restauriert und gekauft.