An der Zipline über den Hufi An der Zipline über den Hufi: Golfpark Halle will längste Seilrutsche Europas bauen

Halle (Saale) - Als Norbert Labuschke im Sommer erstmals in der MZ öffentlich über weitere Investitionspläne für den Golfpark am Hufeisensee sprach, hielten viele vor allem eine Ankündigung für eine Schnapsidee: den Bau einer Zipline über den „Hufi“. Mit einer Länge von 1,2 Kilometern soll sie zudem die längste ihrer Art in Europa werden und den bisherigen Rekordhalter, die Zipline über der Rappbode-Talsperre, mal eben um 200 Meter übertreffen.
Das Projekt nimmt Fahrt auf. „Das Planverfahren ist angeschoben. Und ich hoffe, dass wir 2020 Baurecht bekommen. Dann könnten wir 2021 die Anlage errichten“, sagt Labuschke.
7,5 Millionen Euro hat der Geschäftsmann bereits investiert
7,5 Millionen Euro hat der Geschäftsmann bereits in die 80 Hektar große Golf- und Freizeitanlage an Halles größtem See investiert. Die Zipline, zu der auch ein Kletterturm gehört, soll eine Million Euro kosten. Der Investor ist Mitglied im Golfclub Halle und will im Hintergrund bleiben. Der Kletterwald soll an der Fußballgolfanlage entstehen und zunächst zu einer 15 Meter hohen Plattform führen. Von dort aus geht es weiter bis in eine Höhe von 22,5 Metern. Dort startet die Zipline.
Sie soll über den See zum anderen Ufer führen. Die Seilrutsche ist wie ein Dreieck angelegt, der „Flug“ kehrt zum Kletterturm zurück. „Das wird eine weitere Besonderheit. Viele Ziplines enden an anderen Stellen. Unsere kommt zurück.“
„Die Anlage braucht keinen Strom“
Befürchtungen, dass die spektakuläre Attraktion die Pflanzen- und vor allem Tierwelt am Hufeisensee stören und das Landschaftsbild verschandeln könnte, hat Labuschke nicht. „Die Anlage braucht keinen Strom. Und für die Zipline müssen wir außer dem Kletterturm nur zwei Fundamente für die Pfeiler setzen. Dafür gibt es geeignete Stellen.“
Etwa 42.000 Bäume und Sträucher waren in den Jahren 2015 und 2016 auf dem Golfplatz gepflanzt worden. Vor allem die trockenen Sommer 2018 und 2019 haben ihnen zugesetzt. Aktuell lassen die Golfplatz-Betreiber bis zu 2.000 Gehölze und Sträucher neu anpflanzen. Unterstützt wurden sie von Schülern der neunten Klasse aus der Sekundarschule am Fliederweg, die an zwei Tagen 325 junge Bäume in die Erde setzten. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Golfplatz soll auch künftig fortgesetzt werden, kündigte Initiator und Biolehrer Ralf Liebhaber an.
Beim Thema Wasserentnahme aus dem Hufeisensee, einem Dauerbrenner, suchen Stadt und Golfplatz nach einer für alle Seiten akzeptablen Lösung. 42 000 Kubikmeter Wasser darf der Golfplatz pro Jahr aus dem Hufi entnehmen, um die Anlage zu bewässern. 2018 und 2019 hatte der Golfplatz aber jeweils rund 100 000 Kubikmeter benötigt. Die Stadt hatte mit Ausnahmegenehmigungen die zusätzlichen Entnahmen gestattet. Allerdings laufen Naturschützer Sturm gegen diese Praxis, die auch in einigen Stadtratsfraktionen für Kritik sorgt. Nun befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Fall. Sie untersucht, ob es möglich und sinnvoll ist, überschüssiges Wasser aus dem Osendorfer See etwa auch zum Hufeisensee zu führen. Ein Antrag der FDP-Fraktion im Stadtrat befasst sich ebenfalls mit dieser Möglichkeit. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hatte bereits angekündigt, dass es keine Sondergenehmigungen mehr zur Wasserentnahme für den Golfplatz geben soll.
Und anders als bei anderen „Zips“ wird die Anlage keine Hochgeschwindigkeitsstrecke. Dafür reichen die Höhenverhältnisse nicht aus. Es dürfte also eher gemütlich über den See gehen. Die Stadtverwaltung befasst sich bereits seit Monaten mit den Plänen. „Wir lassen die grundsätzliche Machbarkeit untersuchen. Nach Abschluss dieser Prüfungen wird die Idee dem Stadtrat vorgestellt“, hatte die Stadt im Sommer erklärt.
Auch für vorgesehene Wakeboardanlage laufen die planerischen Abstimmungen
Auch für die vorgesehene Wakeboardanlage am Westufer laufen die planerischen Abstimmungen für einen Vorentwurf zur Änderung des B-Plans. Der Stadtrat hatte im November 2018 den Weg für eine weitere Freizeitnutzung des Sees und seiner angrenzenden Flächen freigemacht.
Und damit ist das Entwicklungspotenzial am Hufeisensee noch nicht ausgeschöpft. Auf einem Acker nordöstlich des Badestrands will die Stadt einen Caravan-Stellplatz anlegen. Und auch Labuschke hat weitere Ideen. Für den Bau eines Hotels liege die Genehmigung bereits vor, erzählt er.
Nun will er die Planungen verändern und statt eines Hotels eine kleine Siedlung mit Ferienhäusern in Nachbarschaft des Clubhauses bauen lassen. „Aber das ist noch Zukunftsmusik. Als erstes kümmern wir uns um den Kletterpark mit der Zipline.“ Bei den derzeit 5.000 Sportlern und Gästen, die monatlich den Golfplatz besuchen, soll es nicht bleiben. (mz)
