1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Alte Cinematechnik entdeckt

Alte Cinematechnik entdeckt

Von Claudia Kusebauch 16.01.2007, 17:55

Halle/Ballenstedt/MZ. - Das war zumindest der erste Eindruck, den die Medienwissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle bei ihrem Antrittsbesuch zu Gesicht bekamen. Für zwei Monate sollte das Schloss ihnen gehören. Oder besser der Fundus, den der Privatsammler Heinz Stammer mit seiner Schwester Irmgard Kulp zusammengetragen hatte. Drei Jahre führten die beiden auch Besucher auch durch ihr Reich. Doch seit dem Tod von Stammer, 2004, wurde die Sammlung nahezu vergessen und lag verlassen hinter den Schloss-Mauern.

Wolfgang Gurke und Irmgard Kulp vom Verein Schloss und Schlosspark Ballenstedt wandten sich schließlich an Professor Gerhard Lampe vom hallischen Medien-Institut, der sich sofort begeistern ließ: "In der Sammlung steckt großes Potenzial - weil sie so viel Film- und Kinotechnik umfasst."

Bevor neue Ausstellungspläne entwickelt werden konnten, musste der Bestand aufgearbeitet werden, denn genaue Kenntnis darüber besaß bislang nur Heinz Stammer. Das Kultusministerium Sachsen-Anhalt stellte Projektgelder zur Verfügung. Stück für Stück wurden die Exponate in Augenschein genommen, nach Typbezeichnungen, Seriennummern, Herstellern abgesucht und Produktionsjahre erforscht.

Vieles lagerte noch ungesehen und ungenutzt in Abstellräumen. Seit Jahren nicht mehr angerührte Koffer, Kisten und Kartons wurden geöffnet, der Inhalt sortiert, begutachtet und aufgenommen. Zum Vorschein kamen wahre Prachtstücke, wie eine tragbare Wüstenfilmkamera von 1908, eine große Fotokamera von 1895, eine bunte Reihe von Kinder-Projektoren aus den 20er Jahren oder eine Schiffskino-Anlage von 1952.

Zum Schluss lag vor den Medienwissenschaftlern eine beachtliche Privatsammlung, die mit Datensätzen für über 127 Filmprojektoren, 51 Filmkameras, knapp 100 Filmen und Filmplakaten sowie für über 1 000 weitere Utensilien gut dokumentiert ist. Wie die Sammlung in Zukunft genutzt werden kann, liegt für Lampe auf der Hand: "Wir können in Ballenstedt zeigen, wie der Ton zum Film kam und dass beispielsweise der Stummfilm nie stumm war. Das wäre einmalig in Deutschland."

Mit den Filmprojektoren, dem alten Edison-Phonograph von 1900 und dem Harmonium ließen sich die Seh- und Hörerlebnisse aus der frühen Kinozeit genau simulieren. Ein Ausstellungskonzept für die Art eines solch lebendigen Museums sind bereits in Planung.

Die Ausstellung historischer Film- und Kameratechnik ist im Schloss Ballenstedt (Landkreis Quedlinburg), dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.