Aktionstag bei der Polizeidirektion Süd Aktionstag bei der Polizeidirektion Süd: Zeichnen wie die Profis

Halle (Saale)/MZ/OML. - Wohl kaum ein anderer Beamte hatte am Samstag beim Tag der offenen Tür in der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd so viel zu erzählen wie Lutz Jeskulke. Der 57-jährige Kripo-Mann erklärte den Besuchern - vor allem viele Familien kamen ins Revier - wie ein Phantombild entsteht. Und das kann ganz schön dauern. „Für mein schnellstes Phantombild habe ich etwa 20 Minuten gebraucht, an anderen habe ich aber auch schon dreieinhalb Stunden gesessen“, erzählt der Kriminalhauptmeister. Je genauer die Zeugenbeschreibung, desto länger dauere es.
Für den MZ-Reporter macht er am Samstag eine Ausnahme und fertigt ein Bild extra an - als Express-Variante in einer guten Viertelstunde. Dabei muss Jeskulke aus 78 Augenbrauen in der Kategorie „hell“, 491 Nasen und 111 „Sehbrillen“ wählen. In unregelmäßigen Abständen kommen neue Modelle hinzu. Ob er zufrieden ist, mit dem Bild? „Naja, an die Nase müssten wir noch einmal ran. Normalerweise bekomme ich ja nur Beschreibungen und sehe die Person nicht“.
Was kaum einer der Besucher ahnt: Viele haben Lutz Jeskulke schon mehrmals gesehen. Im Fernsehen. In 30 Folgen des ARD-Krimis „Polizeiruf 110“ spielte er den Kriminaltechniker. 1996 zum ersten Mal und ab 2002 dann in jeder Folge aus Halle. Auch im Film hieß er „Lutz“. „Manchmal habe ich Fachberatung gemacht“, sagt er. „Ich habe die Drehbücher bekommen und darauf hingewiesen, wenn dort Sachen drin standen, die so nicht sein können“. Einmal sei es um eine Wasserleiche gegangen, die zwei Monate im Wasser lag. „Die sah aber nicht aus, wie ein Mensch, der zwei Monate unter Wasser ist“, erinnert er sich.
Natürlich waren die Film-Jobs nur eine kleine Nebentätigkeit. Und im Monat fertigt Jeskulke auch nur etwa drei Phantombilder an. Seine Hauptaufgabe ist die Tatortarbeit, also die Suche und Sicherung von Spuren. Und dabei hat er schon so viel erlebt, dass ein Tag der offenen Tür gar nicht reicht, um alles zu erzählen.