Aktion Aktion: Berufsschüler nähen Herzkissen für Brustkrebs-Patientinnen
Halle (Saale)/MZ. - "Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es." Manche Menschen nehmen diesen Spruch ernst - zum Beispiel Kathrin Woyde. Die Lehrerin an der Berufsbildenden Schule V in Halle hatte in einer Fernsehsendung gesehen, wie Frauen Kissen nähten, die aussahen wie Herzen mit etwas zu lang geratenen "Ohren". Diese "Herzkissen" waren für Frauen bestimmt, die an Brustkrebs litten und operiert worden waren.
Doch selbst wenn die Narbe nach einer Brustoperation nicht unbedingt groß ist: Auch im Inneren der Brust wird geschnitten und genäht. Die Folge: Schmerzen beim Liegen, bei Erschütterung oder Armbewegungen. Klemmt sich aber die Patientin ein solches Herzkissen als Polster unter die Achsel oder lagert sie ihren Arm darauf, kann das die Beschwerden lindern.
Unterstützer gefunden
Kathrin Woyde war von dieser Idee so angetan, dass sie den Schülern ihrer Klasse für Hauswirtschaft und Familienpflege davon erzählte. Könnte man solche Kissen nicht im Nähunterricht ... ? Der Funke sprang über, zumal zwei Schülerinnen selbst betroffene Angehörige hatten. Nur: Woher das Material nehmen? Für ein Herzkissen braucht man Garn, Baumwollstoff und Füllwatte. Als potenzieller Sponsor wurde auch die Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft (SAKG) angerufen. "Wir wollen Herzkissen nähen und suchen jemanden, der uns Stoff liefert", erklärte Kathrin Woyde ihr Anliegen. "Und wir haben Schnittmuster und Stoff und suchen jemanden, der uns Herzkissen näht", war die Antwort von SAKG-Mitarbeiterin Beate Lehrmann.
Das war gleichzeig der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit. Einhundertfünfzehn solcher Kissen haben die Berufsschüler im Laufe eines Jahres angefertigt. Dankbare Abnehmer sind die speziell ausgebildeten "Brustschwestern" Yvonne und Corinna von der gynäkologischen Station im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, die sich besonders um Brustkrebspatientinnen kümmern.
"Die Frauen sind immer ganz gerührt, wenn wir ihnen die Kissen überreichen", so Schwester Yvonne. Würden diese - liebevoll verpackt und mit einem Namensschildchen der Näherin oder des Nähers versehen - den Patientinnen doch zeigen, dass auch Unbekannte an ihrem Schicksal Anteil nehmen. Ähnliches berichten Schwester Mandy und ihre Kollegin Yvonne von ihrer Station in der Universitätsfrauenklinik. Beide haben während ihrer Weiterbildung zur "Brustschwester" von der Herzkissen-Idee gehört. Gemeinsam mit ihrer Stationsschwester, die anfangs die Kissen selbst nähte, gewannen sie - unabhängig von der Krebsgesellschaft - Firmen und Stoffgeschäfte als Materiallieferanten. Inzwischen lassen sie die Herzkissen von einer Patchworkgruppe im Saalekreis anfertigen.
Aktion zieht Kreise
Ganz wichtig: Das gesamte Projekt ist ehrenamtlich. Alle Herzkissen werden verschenkt. Geld kann man dabei nicht verdienen. Höchstens mitbringen - so, wie Jörg von Malottki. Der 27-jährige Versicherungsunternehmer war zufällig durch den Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft, Sven Weise, auf das Projekt aufmerksam geworden. Und involvierte die ganze Familie: Während Vater und Sohn von Malottki eine größere Summe spendeten, schneiderten Mutter und Schwester zwanzig Herzkissen.
Und Mutter Ulrike, von Beruf Lehrerin, nähte danach mit ihren Schülerinnen weiter. Gern würde sie die Projektarbeit fortsetzen. Die Jugendlichen seien sehr interessiert gewesen. "Und warum soll Sachsen-Anhalt sich nicht durch soziales Engagement auszeichnen?", so der Sohn.