Adventskalender Halle, Tür Nr. 6/7 Adventskalender Halle, Tür Nr. 6/7 : Ein Reiterhof in der Stadt

Halle (Saale) - Ein Türchen für den sechsten Dezember - da sollte irgendwo auch ein Stiefel vorkommen, schließlich ist Nikolaus. Und der achtet ja bekanntermaßen wie kein anderer auf saubere Schuhe. Damit kann Christian Schurig, der Mann hinter Tür Nummer Sechs in der Uferstraße leider nicht punkten. Kein Wunder, denn für ihn sind sie Teil der Arbeitskleidung. Christian Schurig ist Besitzer eines Reiterhofs im ländlichen Lettin.
Auf seinem Hof riecht es weihnachtlich, nach Tieren, nach Stroh, nach Stall. Doch die Kulisse, die für Reporter aus der Stadt so idyllisch wirkt, ist für ihn Alltag, der vor allem eines bedeutet: viel Arbeit! Das zeigt schon sein Tagesablauf. Die Tiere wollen immer versorgt werden - „365 Tage im Jahr“, sagt er. Christian Schurigs Tag beginnt um 5.30 Uhr, mal im Büro über dem Kassenbuch, mal im Auto auf dem Weg zur Tankstelle um Diesel zu holen.
Die Mitteldeutsche Zeitung begleitet die Adventszeit mit einer speziellen Aktion, die einen überraschenden oder originellen Zugang bietet, zu ganz normalen, aber dabei immer auch besonderen Leuten. Und zu all den interessanten Geschichten, die sie zu erzählen haben.
Auf der Suche nach solchen Geschichten durchquert Advents-Reporter Oliver Müller-Lorey die Stadt - und klingelt dort an Türen. An welchen, das bestimmt weitestgehend der Zufall. Aber doch nicht ganz, denn gesucht wird ein Haus mit der Hausnummer, die mit dem jeweiligen Dezember-Datum übereinstimmt.
Oliver Müller-Lorey hat viele Fragen, an die Leute die dort wohnen: Was war ihr kuriosestes Weihnachtserlebnis? Was ihr schönstes Weihnachtsgeschenk als Kind? Wie bereiten sie sich auf Heiligabend vor? Was gibt es an den Festtagen bei ihnen zu essen?
Um 7.30 geht’s zu den Pferden: Fütterung mit Hafer- und Gerstenkraftfutter, danach werden die Tiere, acht hofeigene und 37 private, auf die Koppel gebracht. „Während die Pferde auf der Weide stehen, misten ich und meine Angestellten die Boxen aus“, erzählt er. Am Nachmittag kommen die Pferde wieder in den Stall und werden noch einmal gefüttert. Ob der Tag für ihn dann endlich zu Ende ist? Christian Schurig muss lachen: „Ach was! Noch lange nicht!“ Jeden Tag gibt er Reitunterricht, manchmal bis 21 Uhr.
Während die meisten Hallenser am 24. Dezember die letzten Vorbereitungen für den Heiligen Abend treffen oder in die Kirche gehen, muss sich Christian Schurig um die Pferde kümmern. „Wir versuchen wenigstens, die Stallarbeit bis zum Nachmittag fertig zu machen“, sagt er. Manche Reiter bringen ihren Pferden am 24. Dezember noch ein paar Möhren vorbei.
Zusätzlich zu den spannenden Geschichten, die die Menschen hinter den „Türchen“ zu erzählen haben, hat MZ-Reporter Oliver Müller-Lorey etwas vorbereitet: Als Erinnerung an die jeweilige Geschichte hängt jeder Besuchte einen ganz persönlichen Gegenstand an den Weihnachtsbaum, den der Reporter zu den Leuten mitbringt.
Auf der Facebook-Seite der MZ-Halle können Sie täglich verfolgen, was für weihnachtliche oder kuriose Gegenstände das sind und in einem kurzen Text lesen, was es damit auf sich hat. Der erste Baumschmuck von Pfarrerin Kristin Heyser ist ungewöhnlich. Sie hängt eine Baumwollwindel an den noch ganz kahlen Tannenbaum. „Die Windel spielt eine wichtige Rolle in der Weihnachtsgeschichte“, erklärt die Pfarrerin.
Wenn eine Mutter auch auf vieles verzichten könne, auf eine Windel für ihr Baby sei sie immer angewiesen. Das gelte auch heute noch, in Zeiten, in denen zum Beispiel in Syrien viele Mütter fliehen müssten und nur das Nötigste für ihre Kinder mitnehmen könnten. Auch beim Krippenspiel in der Trothaer Kirche liegt in der Krippe eine Windel, in Erinnerung an die Weihnachtsgeschichte. (OML)
Doch der Hofbesitzer beschwert sich nicht. Vielleicht, weil Pferde schon seit seinem vierten Lebensjahr dazu gehören. Seine Mutter führte zu DDR-Zeiten die „Renntouristik“ auf der halleschen Rennbahn. Hier konnte jedermann das Reiten lernen. Im „Volkseigenen Gestüt Radegast“ lernte er dann „Facharbeiter für Pferdezucht“, eine Ausbildung, von der er noch heute profitiere. Nach der Wende übernahm erst seine Mutter die ehemalige LPG an der Uferstraße, 2009 übernahm der Junior den Hof - und damit auch die Arbeit.
„Leider komme ich kaum noch selbst zum Reiten“, erzählt Schurig und blickt zu den Boxen herüber. Doch irgendwie scheint ihn Arbeit mit seinen Pferden auch glücklich zu machen. (mz)
Montag lesen Sie: Was der Besitzerin eines Paketshops in der Goethestraße schon alles passiert ist.