Adé verbitterter Geizhals Adé verbitterter Geizhals: Könnte die 100. Weihnachtsgeschichte Eichhorns Letzte sein?

Halle (Saale) - War wäre die Adventszeit ohne die legendäre Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens? Und was wäre - zumindest in Halle - die Weihnachtsgeschichte ohne Hilmar Eichhorn? Beides undenkbar! Denn der aus TV und Kino bekannte Film- und Bühnenschauspieler verkörpert in dem Weihnachtsklassiker in der Regie von Jörg Steinberg die Hauptrolle. Und die hat bekanntlich Ebenezer Scrooge - der einsame, verbitterte Geizhals, der Weihnachten hasst, weil es in seinen Augen Verschwendung ist. Und der - so die gute Wendung - nach einer Begegnung mit drei Geistern in einer turbulent-gruseligen Winternacht die Trostlosigkeit seines herz- und gefühllosen Lebens erkennt und sich zu einem guten Menschen wandelt.
100. Weihnachtsgeschichte am Neuen Theater ausverkauft
Eichhorn, seit über 40 Jahren auf der Bühne und vor Kameras und seit 1992 zum Ensemble des Neuen Theaters in Halle gehörend, schlüpfte erstmals vor acht Jahren in das Kostüm des berühmt-berüchtigten Weihnachtshassers Scrooge. „Die Oper wollte damals ein Stück für die ganze Familie auf die Bühne bringen - und das ist auch gelungen“, so Eichhorn. Nie hätten die Initiatoren gedacht, dass das Stück so lange und so erfolgreich im Spielplan steht - und stets ausverkauft ist.
Am Dienstag nun steht im Neuen Theater eine ganz besondere Vorstellung an: die 100. Weihnachtsgeschichte! „Das erlebt man an einem Theater nicht oft, und heutzutage schon gar nicht“, so Hauptdarsteller Eichhorn, der seit der Premiere am 2. Dezember 2012 in den jeweils etwa zehn bis zwölf Vorstellungen in der Adventszeit alljährlich vor ausverkauftem Haus spielt. Karten für die Weihnachtsgeschichte? Fehlanzeige - bis auf einige Restkarten ist das auch bei der 100. Vorstellung so.
Nie wieder der verbitterte Geizhal: Hilmer Eichhorn geht in den Ruhestand
Für Hilmar Eichhorn selbst ist indes nicht allein die dreistellige Zahl der Aufführungen und das ungebrochene Interesse der halleschen Theaterbesucher bemerkenswert: Eichhorn, im August 65 geworden, geht in den Ruhestand. Im Ernst? „Ja, mein Vertrag mit dem halleschen NT läuft zum Ende der Spielzeit aus“, so Eichhorn. Doch Ruhestand - so will er das Ganze dann doch nicht nennen. „Ich verabschiede mich zwar aus dem festen Engagement, aber doch nicht von der Bühne!“, sagt Eichhorn, der am NT in der aktuellen Spielzeit in weiteren Stücken zu erleben ist, darunter in „The King’s Speech“.
Für den Scrooge indes, den er im Advent fast im Akkord auf die Bühne bringt, muss und will sich Eichhorn fit halten. „Da muss ich mir manche Leckerei auf dem Weihnachtsmarkt verkneifen“, sagt er. Bewusst leben ist in solchen Stress-Zeiten angesagt, um Körper und Stimme zu schonen. Doch das Leuchten in den Augen der Zuschauer entschädigt für Vieles. Und wer weiß - vielleicht ist Eichhorn auch in der Spielzeit 2020 wieder als Scrooge in Dickens Weihnachtsgeschichte zu erleben.
„Eine Weihnachtsgeschichte“, NT, am 3. Dezember, 10 Uhr, 4. Dezember, 19.30 Uhr u. a. (mz)