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Abschied und Beginn Abschied und Beginn: »Die Segel bestimmen den Kurs»

Von Martina Springer 30.01.2002, 19:00

Halle/MZ. - Heinz-Dieter Peyerl schaut auf den von Kollegen bestückten nagelneuen Koffer und den von Mitarbeitern gebastelten Orden, auf einzelne Rosen und dicke Blumensträuße, auf bunte Luftballons und ganz persönliche Geschenke - und er schaut mit etwas Wehmut im Blick. Mehr als zehn Jahre hat er die Woolworth-Filiale auf dem Boulevard geleitet. Ab Freitag ist der 61-Jährige Pensionär. Der neue Chef Thorsten Tiedemann freut sich auf die Tätigkeit in Halle - und ahnt die Mühen, die es kosten wird, vom meist langjährigen Personal so akzeptiert zu werden wie sein Vorgänger.

Für den Ur-Bayern Peyerl gehören die Jahre in der Saalestadt "zur tollsten Zeit meines Lebens". Nicht einen Tag habe er es bereut, hierher gekommen zu sein. Mit ein wenig Skepsis sei er angetreten und einer gehörigen Portion Neugier. Er habe ebenso engagierte wie loyale Mitarbeiter getroffen, die es ihm leicht gemacht und eine seiner geschäftlichen Maximen bestätigt hätten: "Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen den Kurs."

Nun will Tiedeman im richtigen Wind segeln. Der 34-jährige gebürtige Bremer, der zuletzt vier Jahre im brandenburgischen Prenzlau war und in Halle auch das Woolworth-Haus am Südstadtring übernimmt, freut sich auf die Arbeit - und die Stadt, von der er bislang erst weiß, dass sie "groß, interessant und wohl auch ein wenig schwierig ist". Noch wohnt er im Hotel. Doch in den nächsten Wochen will er auf Wohnungssuche gehen und dann seine aus Pasewalk in Mecklenburg/Vorpommern stammende Frau nachholen.

Sein Vorgänger wird ihm manchen Tipp geben können, nicht nur bei der Suche nach den eigenen vier Wänden. Peyerl kann Tiedemann sagen, wie sehr es sich lohnt, vom großen kulturellen Angebot Gebrauch zu machen, und wie schnell es gehen kann, richtig gute Freunde in Halle zu finden. Über manches haben sie auch bereits gesprochen. So steht zum Beispiel fest, dass Woolworth auch mit dem neuen Geschäftsführer Mitglied der City-Gemeinschaft bleibt.

Peyerl ist froh, dass die Zeit in Halle nicht abrupt endet, sondern langsam ausklingt. Denn erst zum Schuljahresende zieht die Familie an den Niederrhein nach Goch, in die Heimat von Peyerls Frau. Ohnehin wird Sohn Christopher, 13 Jahre alt, recht mulmig zumute, wenn er daran denkt, den Freundeskreis verlassen zu müssen. Er tröstet sich damit, dass wechselseitige Besuche schon fest abgesprochen sind. Das übrigens hat er mit seinem Vater gemeinsam.