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Abriss lässt Kosten steigen

Von Michael Tempel 20.10.2006, 16:46

Halle/MZ. - Nach dem fortschreitenden Abriss von Wohnhäusern und der damit verbundenen sinkenden Zahl an Haushalten würden zu große Versorgungsleitungen zurückbleiben. "Wir kämpfen um Fördermittel für die nötige Anpassung der Infrastruktur", so Golnick. Blieben die Finanzhilfen aus, seien Gebühren-Erhöhungen nicht auszuschließen.

Golnick und sein Vorgesetzter, Planungsdezernent Thomas Pohlack, hatten vor Tagen den Entwurf für das neue Stadtentwicklungskonzept vorgelegt. Das Papier, das der Stadtrat Anfang 2007 verabschieden soll, sieht den Abriss von insgesamt 20 000 Wohnungen bis 2015 vor (die MZ berichtete). Betroffen sind vor allem die Plattenbauviertel Silberhöhe, Heide-Nord und Neustadt.

In dem Konzept wird von einem wachsenden Instandhaltungsaufwand für die "nach Abriss teilweise überdimensionierten Leitungssysteme" ausgegangen. Das Planungswerk ist gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen, den Ver- und Entsorgern und dem Verkehrsbetrieb Havag erstellt worden.

Vor allem bei Trink- und Abwasser sowie bei der Energieversorgung habe der Stadtumbau beträchtliche Auswirkungen. "Beispielsweise wird in den Trinkwasserleitungen, an die dann weniger Haushalte angeschlossen sind, die Abflussgeschwindigkeit sinken. So kann es zur Geruchsbildung kommen", so Golnick. Dem müsse der Versorger mit häufigeren Spülungen entgegenwirken. Dieser steigende Unterhaltungsaufwand könne aber auf immer weniger Abnehmer umgelegt werden. Ein weiteres Problem könne der Umbau des Fernwärme-Netzes werden, wenn die Zahl der Kunden sinke.

Zum Ausmaß der möglichen Gebührenerhöhungen wagte Golnick keine Prognosen. Zwar schließt man auch beim Versorger Hallesche Wasser und Abwasser GmbH (HWA) Gebührenerhöhungen aufgrund von Wohnungsabrissen nicht aus. "Präzise Angaben sind derzeit noch nicht möglich", so Pressesprecher Helmut Seidler. Beim Trinkwasser seien die Querschnitte der Leitungen bereits im großen Umfang, aber "kostenneutral" verringert worden.

Wie dem Verlust an Haushalten im Abwasserbereich aber begegnet werde, ist Seidler zufolge völlig offen. Hier müsse beispielsweise geprüft werden, ob Abrissgebiete neu bebaut würden. "Der Abriss der Abwasseranlagen wäre sehr teuer", sagte er. Denkbar sei neben Querschnittsverengungen auch eine Stilllegung von Leitungen, indem sie mit Schaumstoff vollgepresst würden.