ABB Halle ABB Halle: Trafo-Werk baut massiv Stellen ab

Halle (Saale)/MZ - Einer der letzten großen Betriebe in Halle, der sich auch nach der Wende bis heute am Markt behaupten konnte, geht schweren Zeiten entgegen. Das Unternehmen ABB im Osten der Stadt baut bis Ende des Jahres massiv Stellen ab. Das frühere hallesche Transformatoren-Werk, das nun zu dem Schweizer Industriekonzern ABB gehört, hatte zuletzt mit Umsatzeinbußen zu kämpfen.
Die Folge: Fast die Hälfte der Beschäftigten muss entweder in den Vorruhestand, an andere Standorte oder in eine Auffanggesellschaft wechseln. Nach Angaben des Betriebsrates soll der Standort sogar schon vor der Schließung gestanden haben, die nun zunächst abgewendet worden sei. Offiziell spricht das Unternehmen von 50 betroffenen Stellen, laut Betriebsrat soll es sich aber um mehr als 70 Beschäftigte handeln. Insgesamt hat ABB in Halle knapp 160 Mitarbeiter.
In Halle wurden bereits vor fast genau 100 Jahren Transformatoren gebaut, zu DDR-Zeiten gehörte das Werk zu den größten Arbeitgebern der Stadt. 1991 hatte der Konzern ABB das Werk übernommen und kräftig investiert. Zunächst wurden in Halle noch leistungsstarke Transformatoren für Umspannwerke und E-Loks hergestellt. Seit 2006 wurde das Werk zum reinen Service-Standort umgestellt.
Der Standort in Halle hatte sich in den vergangenen Jahren auf die Reparatur von großen Transformatoren spezialisiert, wie sie vor allem von Energieversorgern und Kraftwerken benötigt werden. Während 2011 noch als Rekordjahr galt, kam wenig später der Einbruch: Wegen der anhaltenden Diskussionen um die Energiewende hielten sich viele Kunden des halleschen Werks mit Aufträgen zurück - bis zu 30 Prozent soll der Umsatz eingebrochen sein. „Der Reparaturmarkt für Transformatoren ist von einem Preisverfall sowie einem anhaltenden Rückgang des Volumens geprägt“, bestätigt ABB-Sprecherin Beate Höger auf MZ-Anfrage. „Unternehmensleitung und Betriebsrat haben daher einen Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen“, so Höger.
Kaum Entlassungen
Entlassungen soll es offenbar kaum geben. Betriebsratschef Detlef Heidrich spricht dennoch von einem Aderlass. Selbst wenn sich die Auftragslage wieder stabilisiere, fehlten dann gut ausgebildete Fachleute. Zudem könnten die meisten Beschäftigten das Arbeitsangebot an anderen weit entfernten ABB-Standorten kaum annehmen - derart flexibel seien nur Wenige. „Viele Beschäftigte haben großen Sorgen, wie es weitergehen soll“, so Heidrich.
Die deutsche ABB-Konzernzentrale in Mannheim macht vor allem die Energiewende für die Misere in Halle verantwortlich. Die habe „das Investitionsverhalten der Energieversorger stark verändert“, so Sprecherin Höger. Vor Ort wird von Beschäftigten auch von Managementfehlern gesprochen. „Womöglich wurde viel zu spät auf die gesunkene Nachfrage reagiert“, sagt auch Betriebsratschef Heidrich. Spätestens nach dem Wegfall etlicher Großaufträge für die Reparatur von Transformatoren im vergangenen Jahr sei klar gewesen, dass ABB in Halle nicht habe weitermachen können wie bisher.