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Ab Januar 2016 Ab Januar 2016: Sparkasse erhebt Gebühren für Einzahlung von Kleingeld

Von MICHAEL FALGOWSKI 14.11.2015, 08:00
Kleingeldkasse
Kleingeldkasse Lutz Winkler

Halle (Saale) - Statistisch hortet jeder Hallenser zu Hause geschätzte 40 Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Das unbeliebte Kupfergeld ist in alten Kaffeedosen oder Tassen im Flur gelandet, weil es Portemonnaie und Hosentaschen verstopft. Oder es ist in den Sparschweinen der Kinder verschwunden. Irgendwann später, so der Plan vieler, soll das lästige Kleingeld eingetauscht werden. Damit sollten sich die rund 226.000 Kunden der Saalesparkasse, knapp 137.000 davon in Halle, beeilen. Ab 1. Januar kostet die bisher gebührenfreie Einzahlung größerer Münzmengen bei Sachsen-Anhalts größter Sparkasse Gebühren - fünf Euro.

Für Uwe Albertz, Wirt des „Exil“ in der Burgstraße, ist die Gebühr schlicht eine Frechheit. „Die Münzen sind ein offizielles Zahlungsmittel. Ich bin dazu verpflichtet, es anzunehmen. Und die Sparkasse will für die Annahme Gebühren?“ Als Geschäftskunde zahle er immer mal wieder das Klimpergeld ein. Zuletzt hatte er 3,95 Euro ein und zwei Cent-Münzen - rund 300 Münzen. Das soll ab Januar nun fünf Euro kosten? „Wenn ich die Münzen wegwerfe, spare ich demnach 1,05 Euro!“

Genau 216 Ein- und Zwei-Cent Münzen sind in Deutschland pro Kopf im Umlauf - zusammen mehr als 251 Millionen Euro. Schätzungen zufolge horten die Deutschen zu Hause 30.000 Tonnen Münzgeld. Allerdings verschwinden die Kleinstmünzen auch gerne, in Sofaritzen oder Staubsaugern. Als Zahlungsmittel ist das Kupfergeld Umfragen zufolge nicht beliebt. Andere Länder sind weiter: Irland verbannt seit Ende Oktober das Kleinstgeld. An den Kassen wird auf einen Betrag auf- oder abgerundet, der sich durch fünf teilen lässt. 19,99 Euro werden zu 20 und 19,22 Euro zu 19,20. In den Niederlanden ist das Runden schon lange üblich.

Gebühren ab 50 Münzen

Die Saalesparkasse bestätigt die Einführung der Einzahlungs-Gebühr. „Münzen können aber auch weiterhin kostenfrei eingezahlt werden“, sagt Christian Germer, Sprecher der Saalesparkasse. Allerdings eben nur kleineren Mengen. Wie viele Münzen „eine kleiner Menge“ sind, ist jedoch offenbar nicht klar geregelt. „Die Kollegen in den Filialen müssen bei vertretbarem Aufwand und unter Berücksichtigung der Wartezeiten für die anderen Kunden ihrer Prüfpflicht der Münzen nachkommen können“, so Christian Germer. Als Richtlinie könne wohl eine Anzahl von 50 Münzen gelten. Mit Ausnahme der deutschen Bundesbank muss nämlich in Deutschland niemand mehr als 50 Münzen je Zahlungsvorgang annehmen.

Zählen soll sich auszahlen

Mit den Gebühren für Kupfergeld gibt die Sparkasse die eigenen Kosten an ihre Kunden weiter. Hintergrund ist eine seit Januar geltende EU-Verordnung. Danach müssen Kreditinstitute sicherstellen, dass Euro-Münzen, die diese erhalten haben und wieder in Umlauf geben, einer Prüfung auf Echtheit und „Umlauffähigkeit“ unterzogen werden. Bei kleineren Mengen ist das möglich, bei größeren nicht mehr. Dann kommen bei der Saalesparkasse schon seit Jahren Safebags zum Einsatz. Der Kunde schüttet die Münzen einfach in eine Plastetüte. Ungezählt. Erst ein Dienstleister verarbeitet, zählt die Münzen und verbucht sie auf dem Konto - bislang ist dies für den Kunden gebührenfrei.

Warum die Banken nun Gebühren erheben, lesen Sie auf Seite 2.

Nun sind aber die Banken zur vorherigen Prüfung des Kleinstgeldes verpflichtet. „Da diese Prüfungen nicht direkt in der Filiale erfolgen können, hat der Umfang der Safebag-Nutzung und damit die entstehenden Kosten im Jahr 2015 stark zugenommen“, sagt Saalesparkassen-Sprecher Christian Germer. Und diese könnten zukünftig nicht allein durch die Saalesparkasse getragen werden, deshalb sei eine Kostenbeteiligung vorgesehen.“

Sparkasse folgt Beispiel aus der Region

Aber zahlt man nicht genau für diesen Service bei der Saalesparkasse Kontoführungsgebühren? „Wenn diese anfallen, decken diese die entstehenden Kosten dieser Sonderdienstleistung, die wir auch in Zukunft gern anbieten, leider nicht ab“, so Germer. Die Saalesparkasse ist dabei in guter Gesellschaft. Wettbewerber am Bankplatz Halle würden teilweise deutlich höhere Entgelte nehmen, teilweise werde der Münzgeld-Service - zum Beispiel DKB - gar nicht angeboten, so Germer. Andere Sparkassen in Sachsen-Anhalt haben diese Form der Kostenbeteiligung bereits im laufenden Jahr eingeführt und bewegen sich auf vergleichbaren Gebührenniveau.

Geschäftsleute, die mit dem Klimpergeld zu tun haben, Kinder, die ihren Sparstrumpf leeren, müssen also künftig auch bei der Saalesparkasse für das Einzahlen fünf Euro zahlen. Oder sie bringen es in kleinen Mengen weg. Bis Ende Dezember sollte das Sparschwein geschlachtet sein. (mz)