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339 Minijob in einem Jahr verloren 339 Minijob in einem Jahr verloren: Rückgang wegen Corona im Gastgewerbe sehr stark

02.02.2021, 15:30
Die Zahl der Minijobs ist im Zuge der Corona-Krise in Halle um 5 Prozent gesunken. 
Die Zahl der Minijobs ist im Zuge der Corona-Krise in Halle um 5 Prozent gesunken.  imago stock&people

Halle (Saale) - Im Zuge der Coronakrise ist die Zahl der Minijobs im Gastgewerbe in Halle um 5 Prozent gesunken. Das geht aus einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hervor. Mitte des vergangenen Jahres gab es rund 14.600 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse – ein Jahr zuvor waren es noch 15.400. Besonders stark war der Rückgang im Gastgewerbe.

Statistik spiegele eine „enorme Unwucht“ auf dem heimischen Arbeitsmarkt wider

In der Branche gingen binnen eines Jahres 339 Minijobs verloren – ein Minus von 17 Prozent. Die NGG beruft sich auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Wirtschaftskrise. Sie haben bislang keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld, werden häufiger gekündigt und sind sozial kaum abgesichert“, sagt Jörg Most, Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau.

Die Statistik spiegele eine „enorme Unwucht“ auf dem heimischen Arbeitsmarkt wider. Während dank staatlicher Hilfen wie der Kurzarbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Region nahezu konstant geblieben sei, treffe die Pandemie prekär Beschäftigte besonders hart.

Politik setzte durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize 

Nach dem Prinzip „Hire and Fire“ (Heuern und Feuern) lebten sie in ständiger Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. „Betroffen sind gerade Frauen, die eine 450-Euro-Stelle als Kellnerin oder Küchenhilfe oft als einzige Einnahmequelle haben. Auch für viele Studierende, die sich nebenher etwas hinzuverdienen, sind die Folgen des Jobverlustes dramatisch“, betont Most.

Der Gewerkschafter kritisiert die Entlassungen, hat aber angesichts der historischen Krise Verständnis für die Lage der Hotels und Restaurants. „Das Problem ist vielmehr, dass die Politik durch abgabenfreie Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize setzt. Es ist höchste Zeit, diese Stellen sozialversicherungspflichtig zu machen.“

Weniger Minijobs aufgrund der Corona-Krise

Nur wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden. Eine Heraufsetzung der Verdienstgrenze bei den Minijobs auf monatlich 600 Euro, wie sie derzeit Teile der Union im Bundestag fordern, gehe dagegen „in die völlig falsche Richtung“, so Most. Damit werde eine prekäre Beschäftigungsform weiter ausgebaut, statt sie einzudämmen.

Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes würden durch eine Heraufsetzung bundesweit rund 470.000 Menschen mit regulären Stellen ungewollt zu Minijobbern. „Die Coronakrise hat den Blick auf viele gesellschaftliche Probleme gelenkt. Dazu gehören die Minijobs. Die Politik muss hier arbeitsmarktpolitisch umsteuern“, sagt Most. (mz)