25-Jährige ist der Boss 25-Jährige ist der Boss: Lehrlinge übernehmen Netto-Filiale am Kleinen Teich

Halle (Saale) - Eigentlich hat sie keine Zeit: Alle wollen etwas von Jessika Schaaf wissen. Denn die 25-Jährige ist in dieser Woche Chefin in der „Netto“-Filiale am Neustädter Kleinen Teich. Die junge Frau, selbst erst im dritten Lehrjahr, hat nun das Sagen über 40 weitere Auszubildende - und die müssen die Filiale mit allem Drum und Dran schmeißen.
„Das ist schon eine Herausforderung“, sagt Jessika Schaaf. Und das meint sie im positiven Sinne: „Gerade die jungen Auszubildenden lernen dazu. Und viel Kommunikation ist nötig, denn jeder weiß etwas und wir tauschen uns aus.“
Nicht alle sind jeden Tag da, aber jeder schnuppert einmal herein
Für Jessika Schaaf, die auch sonst in der Neustädter Filiale beschäftigt ist, heißt es, ihr buntes Team gut zu organisieren. Denn für die Azubi-Woche kommen Lehrlinge nicht nur aus anderen Filialen aus Halle, sondern auch aus Leipzig, Eilenburg, Langenbogen und Teutschenthal. Einige kennen sich schon aus der Berufsschule. Nicht alle sind jeden Tag da, aber jeder schnuppert einmal herein - am Montag waren 13 Auszubildende an der Reihe.
„Wir haben für jeden Tag den gleichen Plan, denn der Markt muss laufen“, sagt „Chefin“ Jessika Schaaf. Das heißt, dass die jungen Leute nicht nur dafür verantwortlich sind, die Kassen zu besetzen, sondern auch Ware annehmen und einräumen müssen und sogar Vorbereitungen im angeschlossenen Backshop machen. Außerdem haben die Azubis zwei Aktionen geplant: Zum einen gibt es in dieser Woche ab Dienstag eine Exotenverkostung, zum anderen grillen die jungen Nachwuchskräfte am Mittwoch, Donnerstag und Freitag vor dem Markt Würstchen, die für einen Euro verkauft werden.
„Ich checke gerade das Mindesthaltbarkeitsdatum der Waren“
Wie verantwortungsvoll die Aufgaben sind, erklärt der 18-jährige Christoph Nowak, der sonst in der Filiale am Landrain lernt: „Ich checke gerade das Mindesthaltbarkeitsdatum der Waren. Im Fall der Fälle reduziere ich den Preis.“ Oder das Produkt muss aussortiert werden. Er findet die Azubi-Woche cool: „Man sieht das Ganze mal aus einer anderen Perspektive.“
Und man müsse eben auch Verantwortung tragen. Verkäufer im Einzelhandel, das hat den jungen Mann schon immer als Beruf interessiert, deswegen hatte er auch als Jugendlicher schon bei verschiedenen Discountern gejobbt. „Es ist ein Beruf, bei dem man viel mit Menschen zu tun hat“, sagt Christoph Nowak.
Abschluss als Verkäuferin hat sie nach zwei Ausbildungsjahren bereits erhalten
Auch für Jessika Schaaf ist es ein Traum-Beruf. Und der Traum vom echten Chefin-Dasein könnten schon bald Realität werden. „Die Chancen dazu stehen gut“, sagt Jan Ecke, Verkaufsleiter der Netto-Filiale. Denn nur, wer so wie die 25-Jährige gute Noten in den ersten beiden Lehrjahren hatte, darf auch das dritte Lehrjahr absolvieren und hat dann den Abschluss „Einzelhandelskauffrau“ in der Tasche, mit dem man auch Filialleiterin werden kann.
Den Abschluss als Verkäuferin hat sie nach zwei Ausbildungsjahren bereits erhalten. Und Jan Ecke traut ihr jetzt schon zu, ihn zeitweise als Stellvertreterin zu ersetzen. (mz)