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18. Mitteldeutscher Marathon  18. Mitteldeutscher Marathon : Lutz Gebauer läuft seinen 111. Marathon

Von Petra Szag 10.10.2019, 08:39
Lutz Gebauer bereitet sich auf seinen 111. Marathon vor.
Lutz Gebauer bereitet sich auf seinen 111. Marathon vor. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Es ist nur eine Zahl, diese 110. Und doch verbergen sich hinter ihr viele Erlebnisse. Bewegende Geschichten, die Lutz Gebauer in den vergangenen 35 Jahren bei Sportevents überall in der Welt erlebt hat. Und am Sonntag werden diese beim Mitteldeutschen Marathon ihre Fortsetzung finden. Dann nimmt sich der Hallenser zum 111. Mal die schweißtreibenden 42,195 Kilometer vor.

„Unser Mitteldeutscher Marathon ist eine Veranstaltung, die sich nicht hinter anderen zu verstecken braucht“, sagt der 62-Jährige. Er muss es wissen, schließlich ist der Bauingenieur schon in New York gelaufen, auf Hawaii oder in Singapur. Auch die Strecke von Leipzig nach Halle steckt schon in seinen Beinen. „Die ist gar nicht so einfach, denn man hat meist Gegenwind und wenig Schatten“, weiß Gebauer. Der Halbmarathon und die kürzeren Distanzen führen über die Peißnitz, die Pulverweiden oder Halles Altstadt durch eine wirklich schöne Umgebung.

Drei Monate Vorbereitung

An eine Auflage erinnert sich Gebauer besonders gern: 2004 hatte Cheforganisator Waldemar Cierpinski seinen Marathon zeitlich parallel zu dem olympischen in Athen angesetzt. Mittlerweile hat der Sohn des Doppelolympiasiegers, Andre Cierpinski, die Fäden in der Hand. An Anziehungskraft hat das Laufspektakel aber nichts eingebüßt, bestätigt Gebauer.

Drei Monate, so erzählt der Hobbyläufer, bereitet er sich auf einen Marathon gewissenhaft vor. Mehr als 1.000 Kilometer kommen da im Vorfeld schon zusammen. Seine Frau Waltraud teilt glücklicherweise mit ihm die Leidenschaft. Oft, so erzählt Gebauer, verbinden beide ihre sportlichen Ziele mit Urlaubsreisen. So wie 1995 und 2008. Beim Medcoc-Lauf in Bordeaux, der mit Weinverkostungen entlang der Strecke verbunden war, hat er sogar lustig kostümiert einen Handwagen samt Puppe hinter sich hergezogen. Und in Puerto Rico verlangte ihm ein Tropengewitter alles ab mit überfluteten Straßen und Blitzen im Sekundentakt.

Lutz Gebauer lief schon über die Chinesische Mauer

Auch bei der 18. Auflage werden verschiedene Streckenlängen angeboten. Der Marathon startet um 9 Uhr am Elster-Flutbecken in Höhe Festwiese des Sportforums in Leipzig und endet auf Halles Marktplatz. Der Halbmarathon beginnt (11 Uhr) und endet auch auf Halles Markt. Das gilt ebenso für die zehn Kilometer (Laufen/Walken) ab 11.20 Uhr.

Für Einsteiger geeignet ist der Salzwirkerlauf über 2,9 Kilometer vorbei an der Leopoldina, Moritzburg und Ulrichskirche (11.25 Uhr). Der AOK-Schnupperlauf ab 10.15 Uhr ist ein kostenloser Lauf für Jedermann über 1 000 Meter. Er ist erneut ein Spendenlauf. Der Erlös - für jeden Starter gibt die Saalesparkasse einen Euro - kommt dem Verband Special Olympics zugute.

Der „Lebenslauf“, ein Inklusionslauf mit Läufern mit und ohne Handicap, findet ebenfalls seine Fortsetzung. Während der Läufe kommt es zu Verkehrseinschränkungen. Die Straßenbahn fährt zwischen 10.30 und 15.30 Uhr nicht über den Markt, wird umgeleitet. In der Innenstadt (u.a. Leipziger Turm, Mansfelder Straße, Gimritzer Damm) kommt es zu Vollsperrungen.

Eine ganz besondere Herausforderung war vor sechs Monaten der Lauf über und entlang der Chinesischen Mauer nahe Peking mit mehr als 1.500 Höhen-Metern Unterschied und 20.000 - meist ausgetretenen - Stufen. Da waren nicht nur Laufqualitäten gefragt, sondern auch Fähigkeiten als Bergsteiger und Treppenläufer. „Aufgeben“, sagt Gebauer stolz, „kommt für mich nicht in Frage. Ich bin bisher jedes Mal ins Ziel gekommen.“

Beim Heimspiel jetzt am Sonntag wird es für Gebauer zu einem Wiedersehen kommen. Denn Ehrengast des Halle-Spektakels ist Dieter Baumann. Mit dem Olympiasieger von 1992 über 5.000 Meter hatte er 1997 in Köln ein Aha-Erlebnis. „Ich bin da mit meinem Freund Dieter Fröde gelaufen und hatte mich gewundert, dass die Leute uns zugejubelt und immer wieder Dieter, Dieter gerufen haben, bis wir im Ziel dann mitkriegten, dass Baumann die ganze Zeit hinter uns war“, erzählt Gebauer lachend. Seine Bestzeit stammt aus dem Jahr 1996, da waren für ihn und seine Frau in Berlin 3:37:57 Stunden gestoppt worden.

Als er 1984 seinen ersten Langstreckenlauf am Rennsteig absolviert hatte, das gibt der Vater dreier erwachsener Kinder und Opa eines fünfjährigen Enkels zu, da hätte er nie gedacht, es auf so viele Marathons zu bringen. Doch der Hobbyläufer hat ein gutes Zeitmanagement, kriegt den Sport mit seiner Arbeit gut unter einen Hut.

Tanzen als Ausgleich für Lutz Gebauer

Als Ausgleichssport nimmt sich Gebauer mit seiner Frau auch noch Zeit fürs Tanzen und Paddeln in Mecklenburg. Wichtig sei, sagt er, dass der Spaß nicht verloren geht. Deshalb weiß der im LAV Halensia und Rennsteiglauf-Verein organisierte Gebauer auch, dass wohl nicht mehr allzu viele ganz lange Kanten dazukommen werden, „schließlich wird man ja nicht jünger“.

Doch dem Mitteldeutschen Marathon in seiner Heimatstadt will er treu bleiben - und seine Begeisterung zugleich an den Nachwuchs weitergeben. Sein Enkel Tim wird diesmal nicht nur an der Strecke stehen und den Opa anfeuern, sondern die letzten Meter mitlaufen. Für Lutz Gebauer macht diese Gemeinsamkeit das Lauferlebnis perfekt. (mz)