17 Meter Kletterspaß 17 Meter Kletterspaß: Immer neue Herausforderungen am neuen Kletterturm

Halle (Saale) - Der neue Kletterturm am Thüringer Bahnhof ist erst wenige Stunden freigegeben, da hat es Franziska Schubert schon nach oben geschafft. Die 17 Meter waren kein Kinderspiel aber für die Hallenserin, die seit fünf Jahren klettert, machbar.
Langweilig dürften die kommenden Aufstiege in den kommenden Jahren aber trotzdem nicht werden, denn am Turm gibt es Dutzende unterschiedliche Routen und selbst wenn die alle geschafft sind, können die bunten Griffe umgesetzt werden. So gibt es immer neue Herausforderungen.
Insgesamt flossen 410.000 Euro in den Turm
Kein Wunder, dass Gerald Krug, Vorstand des Vereins „IG Klettern“ stolz auf den 17 Meter hohen Koloss ist, der seit Freitag erklommen werden darf. Sein Verein betreibt den Turm und hat lange Geld für seinen Bau gesammelt, sich von einigen der 1.000 Mitglieder sogar Geld geliehen. Insgesamt flossen 410.000 Euro in den Turm.
Ein großer Teil vom Verein, dazu gefördert von Stadt, Land und der Lotto-Gesellschaft. „Die Anschaffung war nötig, weil sich der Klettersport sehr stark entwickelt. Wir haben viele Kinder- und Jugendgruppen“, sagt Krug. Seitdem das Klettern olympisch ist, habe das Interesse spürbar zugenommen.
„An dem neuen Turm ist das Überhangklettern möglich"
Am Thüringer Bahnhof gibt es zwar schon länger eine Kletterwand, allerdings konnten die Sportler dort nur vertikal nach oben steigen. „An dem neuen Turm ist das Überhangklettern möglich. Damit kann man für Wettkämpfe besser trainieren, denn dort wird fast nur Überhang-geklettert“, sagt Krug. Was in der Theorie noch leicht klingt, sieht in der Praxis sehr anstrengend aus.
Die Sportler müssen sich mit Händen und ihren speziellen Kletterschuhen in die teils kleinen und rutschigen Griffe einkrallen, während ihr Rücken Richtung Erde zeigt und die Schwerkraft an ihnen zerrt. Dabei nutzen sie immer nur die Griffe einer Farbe, können also nicht frei wählen, woran sie sich festhalten. Von einfacheren Routen mit griffigen und großen Vorsprüngen bis zu schwierigen Aufstiegen, bei denen die Griffe nur kleine Hubbel sind, ist alles dabei.
„Hier am Kletterturm kann ich auch mal etwas ausprobieren, was ich woanders nicht trauen würde“
Franziska Schubert liebt den Turm noch aus einem anderen Grund. Sie geht gerne am Galgenberg oder einem Steinbruch in Löbejün klettern - an echten Felsen. „Aber dort sind die Ösen, in die wir uns zur Sicherheit einhaken, weiter auseinander. Man fällt also tiefer. Hier am Kletterturm kann ich auch mal etwas ausprobieren, was ich woanders nicht trauen würde“, sagt sie.
Einige Regeln gilt es aber auch am Kletterturm zu beachten, erklärt Vereinschef Krug. So dürfen nur Vereinsmitglieder oder Kletterer unter Anleitung von Mitgliedern hochsteigen und das nur mit Sicherung. Das bedeutet mit professioneller Kletterausrüstung und an einem Seil von einer zweiten Person gesichert.
„Die ersten zwei Meter sind extrem schwierig“
„Es passiert zwar wenig, aber auch nur deshalb, weil sich die Kletterer an die Regeln halten“, sagt Krug. Dass Unerfahrene, Spaziergänger oder Jugendliche, die im Park am Thüringer Bahnhof feiern, aus einer Bierlaune heraus auf den Turm steigen, sei so gut wie ausgeschlossen. „Die ersten zwei Meter sind extrem schwierig und für Nicht-Kletterer so gut wie unüberwindbar“, sagt er.
Und tatsächlich: Während Franziska Schubert, gesichert durch ihren Kletterpartner einen neuen Anlauf nach oben nimmt, versuchen eine Mutter mit Kind, aus Neugier, wie hoch sie kommen. Das Ergebnis: Nicht einmal bis zur ersten Öse. (mz)