125 Jahre Bergmannstrost 125 Jahre Bergmannstrost: Der Hubschrauber landete auf dem Sportplatz

Halle (Saale) - Das Bergmannstrost feiert in diesem Jahr das 125-jährige Bestehen. Aus der Geschichte der Klinik kann Dr. Joachim Zaage, stellvertretender Ärztlicher Direktor, vieles erzählen - denn er ist seit 1. August 1989 dort beschäftigt. Als Oberarzt kam er an die Chirurgische Klinik des damaligen Stadtkrankenhauses, das erst nach der Wende wieder an die Bergbau-Berufsgenossenschaft rückübertragen wurde und seinen alten Namen wiederbekam.
Der 68-Jährige, der auch 20 Jahre lang Chefarzt war, kann von zahlreichen Erinnerungen so detailliert berichten, als wenn es gestern erst geschehen wäre: Von den Sorgen der Mitarbeiter nach der Wende, weil niemand wusste, wie es weitergeht. Aber auch vom technischen Wandel, der unter anderem 1991 von Barbara Genscher, der Witwe des Ex-Außenministers, durch eine Spende unterstützt wurde - mit einem nagelneuen Ultraschallgerät.
125 Jahre Bergmannstrost Halle: „Das gab es damals auch in anderen Kliniken nicht“
„Das gab es damals auch in anderen Kliniken nicht“, so Zaage. Dennoch: In Fachzeitschriften aus dem Westen habe man sich auch zu DDR-Zeiten über den Stand der Medizin informiert. „Uns war völlig klar, dass wir hier zurück sind“, berichtet der Mediziner.
Die bewegten Zeiten ab Herbst 1989 werden lebendig, wenn Joachim Zaage erzählt: „Die Stasi-Debatte spielte eine große Rolle. Es hieß: Jeder Dritte war bei der Stasi. Doch hier im Bergmannstrost war es nicht so“, sagt er. Die baulichen Verhältnisse waren mit einem Wort zu beschreiben: „Runtergewirtschaftet.“ Alleine in der Rettungsstelle habe es mehrere Male gebrannt.
125 Jahre Bergmannstrost Halle: Wandel zur modernen Klinik
Doch der Wandel zur modernen Klinik mit der Einweihung eines Neubaus im Jahr 1997 auf technischer Ebene sei gut gelaufen - auch durch Schulungen. Die Klinik strukturierte sich damals neu, die Kinderklinik fiel weg. „Es gab keine Entlassungen, die Belegschaft konnte umsatteln“, berichtet Zaage. Während sich beispielsweise Schwestern auf den OP- oder Intensivbereich spezialisierten, gingen einigen der Ärzte in die Niederlassung. „Das war damals auch neu.“
Die Frage sei auch gewesen: „Wie viele Betten braucht man?“ 1997 wurde der Neubau mit 412 Betten eingeweiht- heute hat die Klinik 580 Betten. Vor allem seien aber die neuen baulichen Verhältnisse mit einer neuen Aufteilung der Klinik - rechts die Stationen, links die Technik - von Vorteil.
125 Jahre Bergmannstrost Halle: Zu DDR-Zeiten musste der Hubschrauber auf dem Sportplatz landen
Das treffe auch auf die neuen Hubschrauberlandeplätze auf dem Dach des Neubaus zu. „Zu DDR-Zeiten musste der Hubschrauber auf dem Sportplatz in der Huttenstraße landen und die Patienten wurden mit einem Rettungswagen in die Klinik gebracht werden“, weiß Zaage. Jedoch: Die Rettung per Hubschrauber war damals eher die Ausnahme. „Ich schätze das Verhältnis auf 1:100 im Vergleich zu heute.“
Im Rückblick - was sind die größten Unterschiede im Klinikalltag vor 30 Jahren und heute? „Der Kontakt mit den Patienten war damals direkter, aber heute ist er länger“, sagt der Arzt. Jedoch müsse man heute mehr Zeit aufwenden für bürokratische Arbeiten und juristische Aspekte beachten: „Auch Klagen von Patienten sind häufiger geworden.“
125 Jahre Bergmannstrost Halle: Chronik
Mit Patientenforen und einem Tag der offenen Tür am 18. Mai feiert das Bergmannstrost das 125-jährige Bestehen.
Eröffnet wurde das Krankenhaus am 8. September 1894, damals mit 132 Betten. Leitender Arzt ist damals Maximilian Oberst, der Innovationen wie Röntgenapparate nutzt.
Sowohl im Ersten Weltkrieg als auch von 1945 bis 1947 war das Bergmannstrost Militärkrankenhaus. Ab 1947 werden hier als Poliklinik Süd, später als Stadtkrankenhaus wieder Zivilisten behandelt.
Im April 1991 wird das Bergmannstrost rückübertragen in den in den Besitz der Bergbau-Berufsgenossenschaft.
Im Dezember 1997 wird der Neubau eingeweiht, ein Erweiterungsbau mit neuem Hubschrauberlandeplatz im September 2008.