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Wartung Wie Spezialisten dafür sorgen, dass die Abwasserreinigung in Gräfenhainichen funktioniert

Von Dietmar Bebber 27.10.2021, 08:58
Industrietaucher aus Hamburg steigen in das Becken der  Kläranlage Gräfenhainichen ein.
Industrietaucher aus Hamburg steigen in das Becken der Kläranlage Gräfenhainichen ein. Fotos: Dietmar Bebber

Gräfenhainichen/MZ - Schwarz, matschig und beißend riechend - es muss wahrlich viel Überwindung kosten, in diese trübe Flüssigkeit abzutauchen. Sobald der Taucher drin ist, taucht er bis an den Boden und fängt auch schon mit seiner Arbeit an. Er klärt in ab, wie es um das Klärbecken in Gräfenhainichen steht.

So eine Kläranlage reinigt die eingeleiteten Abwässer, sie muss unter Umständen aber auch gewartet und wenn nötig selbst gereinigt werden. Nach gut 20 Jahren Betriebszeit waren in der Gräfenhainichener Anlage deshalb in einem kleineren Becken Reinigungsarbeiten durchgeführt worden. Dabei sind Ablagerungen gefunden worden, die den Wirkungsgrad der Anlage wesentlich verringern würden, wenn sie nicht entfernt werden.

Das hat den Betreiber der Kläranlage, den Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung (ZWAG), dazu veranlasst, auch das zweite, weitaus größere Becken auf mögliche Ablagerungen untersuchen zu lassen. Sind solche nämlich vorhanden, können diese Strömungsprobleme verursachen.

Sie kommen aus Hamburg

Weil aus einem so großen Umlaufbecken nicht ohne Weiteres das Wasser abgelassen werden kann, fiel die Entscheidung, die Anlage im vollen Betrieb von eingangs erwähnten Tauchern untersuchen zu lassen. Das war der Punkt, an dem die Spezialisten des „Tauchbetriebes Richter“ zu ihrem Einsatz kamen. Die Industrietaucher dieses Unternehmens, das aus der Nähe von Hamburg stammt und in ganz Deutschland zum Einsatz kommt, kennen sich mit Untersuchung und Reinigung von Kläranlagen besonders gut aus. Für sie ist es Routine.

Am Dienstag galt es also für den Tauchbetrieb entsprechende Teile der Gräfenhainichener Kläranlage zu untersuchen. Diese selbst ist ausgelegt für eine Menge von Abwasser, die 12.500 Einwohner erzeugen können. Nachdem dann alle Vorbereitungen für den Einsatz des Tauchers getroffen waren, startete die dreiköpfige Crew die für sie alltägliche, für den Betrachter jedoch außergewöhnliche Mission. Zuvor gab es über die Wechselsprechanlage, mit welcher Taucher und Signalmann in ständigem Kontakt stehen, die Mitteilung „Taucher auf Grund“.

 Zu den Arbeitsgegenständen gehören   Sauerstoffflasche, Bleigürtel und Helm.
Zu den Arbeitsgegenständen gehören Sauerstoffflasche, Bleigürtel und Helm.
Foto: Dietmar Bebber

Orientierung mit Luftblasen

Jetzt werden für den Mann „unter Wasser“ die Finger zu Augen. Denn unten ist alles schwarz und nichts zu sehen. Der Taucher arbeitet also blind. Orientierung bekommt er nur vom Signalmann, der anhand der aufsteigenden Luftblasen sieht, wo sich der Mann unten genau befindet.

Insgesamt waren zwei Tauchgänge notwendig, bevor die erlösende Einschätzung kam: „Keine besonderen Vorkommnisse.“ So können also weiter ungehindert die Abwässer aus Uthausen, Radis, Jüdenberg, Zschornewitz und Gräfenhainichen eingeleitet und gereinigt werden - während der Festivalsaison zusätzlich noch die von Ferropolis.

Nach dem Durchlaufen aller Reinigungsstufen bleibt als Endergebnis ein Wasser übrig, das teilweise nicht nur sauberer als Trinkwasser, sondern auch feststofffrei und geruchslos ist. Dieses Wasser wird zum Abschluss über den Mühlgraben wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgegeben.