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Stadtentwicklung in Gräfenhainichen Stadtentwicklung in Gräfenhainichen: Stadt kauft Deutsches Haus

Von Julius Jasper Topp 26.11.2020, 11:20
Einst Tanzpalast, dann Disco, zuletzt nur noch Schandfleck.
Einst Tanzpalast, dann Disco, zuletzt nur noch Schandfleck. Klitzsch

Gräfenhainichen - Der Name täuscht. Wer beim „Deutschen Haus“ an eine herrschaftliche Immobilie denkt, den kann jeder Gräfenhainichener eines Besseren belehren. Das ehemalige Schützenhaus am Schützenplatz ist seit 1997 dem Verfall überlassen worden. Das soll sich jetzt ändern: Die Stadt hat die Schrott-Immobilie gekauft und will dort Platz schaffen - wofür steht allerdings noch in den Sternen.

Schützen, Party und Lokal

Nachdem das Gebäude erst den Schützen Raum bot, war es „Tanzpalast“, nach der Wende Diskothek, Spielhalle und zuletzt das Lokal „Rumpelkammer“. Nach der Jahrtausendwende kaufte ein Investor aus Köthen das Haus, das Objekt 130 am Hain kam damals für 16.000 Mark unter den Hammer. Erst schmiedete der gebürtige Westfale noch Pläne - wollte etwa einen Sonderpostenmarkt oder wieder eine Diskothek einziehen lassen. Es blieb aber bei Lippenbekenntnissen. Das Haus blieb leer und verfiel zunehmend.

Danach versuchte der Geschäftsmann offenbar, das Gebäude, das in bester Lage liegt, gewinnbringend zu verkaufen. Anfangs interessierte sich noch die Schützengilde für das einstige Domizil, schreckte jedoch wegen der Preisvorstellungen des Verkäufers wieder zurück. Danach wurde es jahrzehntelang still.

Der „städtebauliche Missstand“, wie man im Amtsdeutsch sagt, sei nun im Rahmen der Stadtsanierung erworben worden, sagt Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). Und das zu einem „vernünftigen Preis“, wie er findet. 50.000 Euro zahlte die Stadt demnach für das Gebäude, das sich wohl nur noch abreißen lässt, weil jede Sanierung zu teuer wäre. Der Plan des Investors aus Köthen, mit einer schrottreifen Immobilie viel Geld zu verdienen, ging also wohl auf. Es sei eine Abwägung zwischen Stadtentwicklung und wirtschaftlichen Interessen gewesen, meint Schilling.

„Man hat jetzt natürlich noch die Kosten für den Abriss“, sagt der Bürgermeister. Die würden sich nach ersten Schätzungen wohl auf weitere 200.000 Euro belaufen. Ein schlechtes Geschäft sei das allerdings immer noch nicht, betont Schilling, da man hier auf Kapital von Bund und Land zurückgreifen könne.

Ausgeben statt zurückzahlen

In Gräfenhainichen läuft derzeit wie in vielen anderen Kommunen die Endabrechnung für das Sanierungsgebiet. Dafür werden - falls sie es in den vergangenen Jahren nicht bereits getan haben - die Anwohner Beiträge zahlen. Bliebe von dieser Summe am Ende Geld übrig, werde dieses zu Teilen an Bund und Land zurückfließen, erklärt Bürgermeister Schilling. Einen Teil dieser Überschüsse habe man nun in den Kauf des Deutschen Hauses investiert.

Was die Stadt nach dem Abriss mit dem Grundstück vorhabe, sei aber noch völlig unklar. Möglicherweise habe der Landkreis Interesse an einem Grundstück für eine Schule, auch die Kita des Deutschen Roten Kreuzes sei als Nachbar vielleicht interessiert - oder aber die Stadt verkaufe die Fläche für Wohnbebauung.

Wichtig sei nur eine „vernünftige Nachnutzung“ und dass keine Unfälle passierten, sagt Schilling. In den Stürmen in den Jahren 2018 und 2019 waren etwa Teile des Daches auf die Straße geweht worden. Gerade in den ersten Jahren des Leerstandes war es auch immer wieder als Abenteuerspielplatz genutzt worden. (mz)