Splash-Festival in Ferropolis Splash-Festival in Ferropolis: Welche Maßnahmen gegen die Müllberge helfen sollen

Gräfenhainichen - Das 22. Splash-Festival ist in der Nacht zum Sonntag friedlich zu Ende gegangen. Polizei und Feuerwehr vermeldeten bei einer ersten Bilanz keine größeren Katastrophen, der starke Regen am Freitag streifte das Festivalgelände nur. Der „Ausnahmezustand“ am Gremminer See bekommt nun - bis zum „Melt“ dieses Wochenende - erstmal ein paar Tage Pause.
Von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen 3 Uhr gaben sich, während der 2019er Ausgabe des Hip-Hop-Festivals „Splash“ auf zwei Haupt- und vier Nebenbühnen sowie weiteren Dancefloors Rapper, DJs und andere Musiker aus aller Welt die Klinke in die Hand. Darunter US-Rapper Future oder Skepta aus Großbritannien – und deutsche Stars wie Juju, MoTrip und Bausa.
Weit über 150 Auftritte ließen etwa 30.000 Musikfans die Halbinsel und die umliegenden Zeltstädte bevölkern. Eine ununterbrochene Mega-Party, bei der auf den riesigen Campingflächen, die sich entlang der Ferropolisstraße ziehen und von der Bundesstraße fast bis zum Festivalgelände reichen, das Chaos garantiert scheint.
Umweltbewusst campen
Kein Problem für die meisten der feiernden Festivalbesucher, gibt es doch immer mehr Fans, die sich auch während ihrer „tollen“ Tage einen etwas ruhigeren, beschaulicheren und in erster Linie saubereren Rückzugsort wünschen. „Für die haben wir in diesem Jahr wieder das Green Camp angeboten“, berichtet Sarah Swolinsky. Inmitten der Campingfläche gibt es einen abgetrennten und etwas aufgehübschten Bereich inklusive Rezeption, Sitz- und Loungemöbeln sowie separater Mülltrennstation.
„Die gesamte umzäunte Fläche ist etwa 7000 Quadratmeter groß und ist mit 800 Campern komplett ausgebucht“, freute sich Swolinsky, die bei der „Goodlive Festival AG“ im Kundenservice tätig ist und sich auf den Festivals insbesondere um Nachhaltigkeit bemüht. Im grünen Camp, das zu Fuß etwa zehn Minuten vom Festivalgelände entfernt ist, herrschen strengere Regeln.
„Unser grünes Gesetz“, erklärt Swolinsky. Demnach verpflichtet sich jeder Besucher dort, nicht nur seinen Zeltnachbarn sondern auch seine Umwelt zu achten, ohne Fahrzeug zu zelten, allgemein minimalistisch zu verbrauchen und unbedingt den kompletten Müll ordentlich zu trennen.
„Wir sind auch immer mit fünf verschiedenen Müllsäcken am Start“, berichtete der 20-jährige Mark Balders aus Osnabrück, der sich gemeinsam mit seiner Clique für das etwas nachhaltigere Zelten entschieden hatte. „Es ist ein ganzes Stück sauberer hier.“
Christian Köppl, der mit Freunden aus dem österreichischen Salzburg angereist war, meinte: „Im Green Camp geht es einfach insgesamt etwas gesitteter zu.“ Dies bestätigte auch David Sadighi, der hier als Camp-Manager tätig ist: „Die Meisten halten sich streng an unsere Regeln. Nur ab und zu muss ich jemanden ermahnen.“
Insbesondere mit der Rezeption und regelmäßigen Angeboten wie gemeinsamen Spielen oder Picknicks bietet der Veranstalter mehr Service und legt ganz bewusst davon keine Kosten auf die Camper um. „Die Besucher im Green Camp verpflichten sich auch, am Ende alles wieder mit nach Hause zu nehmen und nichts liegen zu lassen“, so Swolinsky.
Ein wichtiger Punkt für die 31-Jährige, denn: „Ich bin im vergangenen Jahr nach dem Abbau mit dem Fahrrad noch einmal über die Campingplätze gefahren und war schockiert.“
Doch die „Goodlive Festival AG“ bemühe sich im Kampf gegen den Festival-Müll. Neben dem schon vor Jahren eingeführten Müllbeutelpfand - die Besucher bekommen am Eingang leere Müllbeutel und müssen einen Pfand in Höhe von 10 Euro hinterlegen, den sie zurück bekommen, wenn sie am Ende des Festivals bei den Müllsammelstellen volle Säcke abgeben – wurden seit diesem Jahr weitere Maßnahmen eingeführt.
Prämien für grüne Besucher
„Mehrmals am Tag zum Beispiel sind unsere Trash-Heroes (Müll-Helden, d. Red.) auf dem Gelände zugange“, so Swolinsky. Diese Mitarbeiter sind mit Bollerwagen unterwegs, und kümmern sich schon während des Events um Unrat und motivieren auch die Camper, mehr darauf zu achten. Außerdem werden verschiedene Gewinnspiele zum Thema angeboten.
Fotos von der eigenen, sauberen Zeltfläche oder besonders viele bei den Sammelstellen abgegebene Müllbeutel können zum Beispiel mit etwas Glück Freikarten für das nächste Jahr bedeuten. Damit will der Veranstalter auch auf das diesjährige Motto pochen: „Be nice to Ferropolis“ („Sei nett zu Ferropolis“).
Anlaufstelle für Notlagen
Die „Goodlive Festival AG“ als Veranstalter der drei großen Festivals in der „Stadt aus Eisen“ setzt unter anderem auch auf soziale Nachhaltigkeit. Ein Hilfeprogramm für alle Besucher wurde unter dem Motto „Wo geht“s nach Panama“ eingeführt. Dieser Satz ausgesprochen, bedeutet schlichtweg, dass der Besucher Hilfe benötigt.
„Dabei definiert er selbst, in welcher Art und Weise ihm geholfen werden soll“, berichtet Sarah Swolinsky. Angesprochen werden kann freilich jeder Festival-Mitarbeiter und um auf dieses Angebot intensiv aufmerksam zu machen, tragen nahezu alle einen kleinen pinken Button mit einem wachenden Auge.
Vor Ort hält der Veranstalter ein Team aus Sozialarbeitern und Psychologen bereit und hat mit einer festen Anlaufstelle am Festivalgelände und einem weiteren Zelt auf dem Campingplatz, gleich zwei „Panamas“ eingerichtet.
„Auf dem Splash wurde dieses Angebot regelmäßig genutzt“, so Swolinsky. Die verschiedenen Notlagen seien dabei äußerst weit gefächert und reichen von Dehydrierungen, Tanzverletzungen, zu hohem Alkoholgenuss bis hin zu Panikattacken. Auch auf jeglicher Art von Belästigungen durch dritte Personen sei das Panama-Team vorbereitet.
(mz)
