Schwimmhalle Gräfenhainichen Schwimmhalle Gräfenhainichen: Perle in der Lindenallee

Gräfenhainichen - Die Volksschwimmhalle in Gräfenhainichen feiert Geburtstag. Die Einrichtung gibt es seit genau 30 Jahren. Im Februar 1986 öffnete sie ihre Pforten. „Hoch gelobt von allen. Von der Stadt, der Partei. Am Ende war sie wohl der größte Schwarzbau im damaligen Bezirk Halle“, erinnert Uwe Störzner.
Er ist Geschäftsführer der Midewa, deren Tochtergesellschaft In-fraservice Sachsen-Anhalt die Volksschwimmhalle seit 2007 betreibt. „Klar haben wir Interesse daran, die Zusammenarbeit mit der Stadt weiter fortzusetzen“, betont Störzner. Die Schwimmhalle habe das gewisse Etwas. „Sie ist ein Kleinod, bringt den Charme der Vergangenheit mit dem Stand von heute zusammen.“ Und sie zieht im Jahr stabil gut 40 000 Besucher an.
Den 30. Geburtstag der Volksschwimmhalle nehmen die Hausherren zum Anlass, alle Besucher zu beschenken. Kinder genießen heute freien Eintritt. Außerdem wird ab 15 Uhr zu Spiel und Spaß mit Großwasserspielgeräten geladen. Es gibt außerdem eine Tombola sowie die Mal- und Bastelstraße. Am Freitag durfte Bürgermeister Enrico Schilling nach Schätzen tauchen lassen. Die etwas andere Schnitzeljagd brachte 650 Euro ein. Das Geld stellt die Midewa für den Kulturfonds der Gräfenhainichener Ortsteile zur Verfügung.
Erstmalig in ihrem 30-jährigen Bestehen wird in der Schwimmhalle an diesem Sonntag eine Kenterübung stattfinden. Die kleinen Segler der Bergwitzseegemeinschaft werden von 12 bis 14 Uhr den Ernstfall proben und simulieren, was passiert, wenn eines ihrer Boote plötzlich kentert. Die Kinder sollen in die Lage versetzt werden, im Falle einer Kenterung richtig zu reagieren. Das Wiederaufrichten des Bootes, Schwimmen mit angelegter Schwimmweste und das Geben von Notsignalen sind Bestandteil des Sicherheitstrainings. (mz/ur)
Das ist kein Vergleich zu DDR-Zeiten, als die Schwimmhalle im Sportkomplex in der Lindenallee entstand, ohne die dafür nötigen Baubilanzen zu haben. Viele Partner gaben Material ab, die Wohnungswirtschaft koordinierte. Wirklich sauber war das nicht. Als die Halle öffnete, waren jedoch viele zum Feiern da. Heidemarie Bachmann und Ulrike Buchal waren mit vor Ort. Beide starteten in der Halle beruflich neu. Sie waren im Kiosk, der Sauna, an der Kasse eingesetzt. „Badewart waren wir auch.“ Die Frauen wollen die Zeit nicht missen. Gräfenhainichen und der Sportkomplex waren eben mehr als Durchschnitt. Hierher kamen unter anderen die Kicker des Halleschen FC zum Trainingslager. „So war das damals.“
Heidemarie Bachmann ging 2007 in Rente. Der Volksschwimmhalle ist sie allerdings treu geblieben. „Ich bin jede Woche beim Seniorenschwimmen dabei“, erzählt die Jüdenbergerin. Sie spult in einer Stunde sage und schreibe 75 Bahnen á 25 Meter ab. „Ich brauche das einfach“, meint die Frau. Auch Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) bekennt Treue. Der Mann, der selbst im Frühjahr 1986 in Gräfenhainichen schwimmen lernte, will auch bei weiteren Jubiläen Gast sein. Er sucht den Vergleich zum Menschen. „Mit 30 Jahren ist man im besten Alter. Bis zur Rente mit 67 ist es noch ein weiter Weg.“ Die Halle soll die Perle der Heidestadt bleiben: Klein, fein, familiär.
Die Stadt Gräfenhainichen hat die Halle seit der Wende immer in kommunaler Hand behalten. Jahr für Jahr schoss sie Hunderttausende Euro zum Betrieb zu. „Wir haben immer eine Lösung für die Halle gesucht“, betont Ex-Bürgermeister Lothar Hensel (CDU). Sein Nachfolger Harry Rußbült (Linke) unterschrieb 2007 den Betreibervertrag mit der Infraservice Sachsen-Anhalt. Stadt und Unternehmen schultern das wirtschaftliche Risiko seitdem gemeinsam. Der Zuschuss der Kommune fällt dadurch deutlich geringer aus.
Die Volksschwimmhalle wird angenommen. Schulen nutzen die Einrichtung, auch Krankenkassen. „Wir waren die Ersten, die hier 1995 Kurse im Babyschwimmen angeboten haben“, erzählt IKK-Vertreter Peter Jarczewski. Enrico Schilling nimmt indes noch einmal die Einwohner der Stadt in die Pflicht. „Eine Volksschwimmhalle ist schon vom Namen her für die breite Masse da. Sie kann auf Dauer aber nur leben, wenn die Leute hier auch schwimmen.“ (mz)