Schulpartnerschaft in Gräfenhainichen Schulpartnerschaft in Gräfenhainichen: Gefühle fahren Achterbahn

Gräfenhainichen - Für 14 junge Amerikaner ist das Abenteuer Dübener Heide vorbei. Am Freitag stiegen sie ins Flugzeug und machten sich nach drei Wochen im Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium auf den Weg nach Hause. Nach Springfield im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio.
Die großen Emotionen gab es nicht erst am Flugplatz. „Willkommen zu unserer Abschiedsparty“, hatte Lehrerin Niki Sage am Tag zuvor noch locker und leicht in die Runde gesagt. Wenig später stockte der Redefluss. Tränen flossen.
Acht Jahre nach Beginn des vom German American Partnership Program (GAPP) geförderten und in der Heide von regionalen Partnern wie der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Wikana oder Abiszet Werbung unterstützten Austauschs hat das Projekt weder Staub angesetzt noch ist es aus der Mode gekommen.
„Es war ein total außergewöhnliches Erlebnis. Wir fahren mit schwerem Herzen“, sagt Niki Sage, die in Springfield Deutsch unterrichtet und den gemeinsamen Unterricht sowie die Fahrten nach Berlin, Potsdam, Leipzig oder Wörlitz im Blick hat. Für Emotionen sorgte am Ende aber vor allen Dingen die Herzlichkeit der Gastfamilien.
Alle 14 Amerikaner wohnten in deutschen Haushalten. „Sie haben alles für meine Schüler getan, auch das Frühstück in die Schule mitgegeben. Sie hatten immer das Gefühl, dazu zu gehören.“
Was die Deutschlehrerin mit Träne im Knopfloch sagt, fällt den jungen Leuten schwer, in Worte zu fassen. Freilich. Sie haben vorher keine Zweifel aufkommen lassen. „Ich bin Ausländer und spreche nicht gut Deutsch“, war die Auftaktzeile ihres Chorgesangs. Letztlich war es aber nicht die Fremdsprache, die zum Stolperstein wurde. Es waren die Gefühle, die Achterbahn fuhren.
Emily Stahl steht zu deutschen Wurzeln. Die Oma stammt aus Augsburg. Die Schülerin wollte reden. Am Ende flossen Tränen. Abschied tut weh. Es verwundert nicht, dass auch die vermeintlich so coolen Jungs ganz große Worte finden. „Ich vergesse den Ort nie, die Erinnerungen bleiben. Ich verspreche, ich werde den Ort noch einmal besuchen.“ Thimothy bricht eine Lanze für Gräfenhainichen, Radis und die Heide. Oder doch eher für Familien und Gastfreundschaft? Es ist anzunehmen.
Denn auch Dillan Hiller-Freund geht in die Offensive. Er serviert seine Komplimente auf Deutsch und mit einer ordentliche Prise Humor gemischt. „Danke für das gute Essen und dafür, dass ihr meine dreckigen Socken gewaschen habt.“
Amerikaner in der Heide sind Teil der Familien gewesen. „Es wird Zeit brauchen, genau diese zu Dingen zu verarbeiten und begreifen“, ist Uta Böttcher überzeugt. Sie ist Englisch-Lehrerin in Gräfenhainichen und begleitet den Schüleraustausch von Anfang an. „Es ist schön, wenn sich ehemalige Schüler immer noch an den Austausch erinnern und anderen davon erzählen. Es ist auch schön, wenn Amerikaner von Land und Leuten so beeindruckt sind, dass sie ein Semester in Deutschland studieren.“
Der Abschied fällt nicht leicht. Die klare Ansage schon. „Auf Wiedersehen.“ In einem Jahr, in Springfield (Ohio), USA. (mz)