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Restaurierung in Ferropolis  Restaurierung in Ferropolis : Es geht weiter - und Medusa setzt sich in Bewegung

Von Julius Jasper Topp 14.12.2020, 19:36
Die Mechaniker von TDE waren gestern in Ferropolis dabei, die Fahrwerke wieder am Gerät zu befestigen.
Die Mechaniker von TDE waren gestern in Ferropolis dabei, die Fahrwerke wieder am Gerät zu befestigen. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Pünktlich zum 25. Geburtstag der Stadt aus Eisen kann der Geschäftsführer Entwarnung geben: „Wir sind gerettet“, sagt Thies Schröder am Montag. Die drohende Insolvenz des Unternehmens durch den Ausfall der Festival-Saison in diesem Jahr (die MZ berichtete) sei dank zugesicherter Hilfen vom Fiskus abgewendet.

Pleite drohte

Der Ferropolis GmbH hatte die Pleite gedroht, da sie zunächst in keines der staatlichen Hilfsprogramme gepasst hatte, weil sie mehrheitlich der Stadt Gräfenhainichen gehört und die Nothilfen privatwirtschaftlichen Unternehmen vorbehalten waren. Dank der Mitwirkung mehrer Ministerien im Land gebe es für November und Dezember nun Hilfen vom Bund sowie weitere Hilfszahlungen, zu denen Schröder noch nicht konkreter werden will.

Trotzdem müsse man voraussichtlich auch im Januar einige Mitarbeiter weiter in Kurzarbeit lassen, da man nicht davon ausgehe, dass man nach dem 10. Januar direkt wieder für den Besucherverkehr öffnen könne, so Schröder weiter.

Eigentlich hatte die Stadt aus Eisen anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens ein ganzes Festjahr geplant. 25 Veranstaltungen sollten über 2020 verstreut stattfinden - von Musik bis zum feierlichen Empfang. Stattdessen kommt nun nur die Presse zum Geburtstag - und auch hier wird jedes Medium einzeln unter die Bagger geladen, um den Pandemiebestimmungen zu genügen.

Denn auch hier gibt es Neues zu berichten: Der erste Bauabschnitt am Tagebaugroßgerät „Medusa“ ist fast abgeschlossen. Im Frühjahr hatte Ferropolis 1,2 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union erhalten, um den in die Jahre gekommenen Riesen zu sanieren und barrierefrei zu machen. Am Montag bewegte sich das 1.200 Tonnen schwere Monstrum aus Köthener Produktion wieder über die Schienen.

„Nach 25 Jahren sind die Schwellen der Gleise marode“, erklärt Thies Schröder. Diese seien im Tagebau nicht für derart lange Nutzungen gedacht gewesen. Deswegen lassen die Arbeiter „Medusa“ nun immer ein Stück weiterfahren, um die Schwellen und Gleise darunter zu erneuern.

Die Experten seien schon seit längerem besorgt über den Unterbau des Tagebaugerätes. Brächen etwa die Schienen während eines Festivals, hätte dies einen gewaltigen Knall getan, sagt Schröder. Das hätte zwar wohl kaum dazu geführt, dass der Bagger umstürzt - hätte aber eine Panik unter den Zehntausenden Gästen auslösen können. Dieses Schreckensszenario sei nun mit der Sanierung abgewendet.

Im nächsten Bauabschnitt sollen Maschinen- und E-Haus saniert werden, im letzten Abschnitt soll dann der Aufzug folgen, der auch gehbehinderte Besucher an die Spitze des 36 Meter hohen Industriedenkmals bringt.

„Jedes Jahr gibt es hier neue Formate. Der Ort steht nicht still. Es ist nicht die Bewahrung eines Zustandes“, sagt Geschäftsführer Schröder über die Stadt aus Eisen. Als er 2003 übernahm gab es die Arena und die Bagger. Allerdings nicht einmal eine geteerte Straße, geschweige denn fließendes Wasser.

Die Festivals kamen und gingen - auch die Formate wechselten. Letztendlich habe es dann das starke Bekenntnis dazu gegeben, den Standort langfristig erhalten und ausbauen zu wollen. „Aus einem mutigen Projekt aus den 90er-Jahren wurde etwas Dauerhaftes“, sagt Schröder.

In diesem Corona-Jahr ging die Stadt aus Eisen erstmals unter die Campingplatzanbieter. Dabei habe man festgestellt, dass teilweise junge Familien kamen - die Eltern kannten Ferropolis noch von den Festivals, jetzt kämen sie mit ihren Kindern. „Viele sind im Sommer länger geblieben“, blickt Schröder auf das Campingangebot zurück, das man im nächsten Jahr - soweit Corona die Festivalsaison nicht wieder zerschlägt - „punktuell“ wiederholen möchte.

Also: an manchen Wochenenden, wenn das Gelände nicht bereits vergeben ist. Gerade die nahen Attraktionen wie Gartenreich, Bauhaus und Wittenberg hätten viele Aufenthalte verlängert.

Die nächste Saison

Was das nächste Jahr bringt, weiß natürlich auch die Geschäftsführung nicht: Das Hip-Hop-Festival Splash will gleich zweimal feiern - eines der beiden Festivals ist bereits ausverkauft, auch, wenn niemand weiß, ob und unter welchen Bedingungen die Party steigen kann. Schröder selbst hofft auf mehr Klarheit ab Ende Februar. (mz)

Auch bei solchen Kolossen wie Tagebaugroßgeräten geht es manchmal um Millimeterarbeit, damit alles passt.
Auch bei solchen Kolossen wie Tagebaugroßgeräten geht es manchmal um Millimeterarbeit, damit alles passt.
Thomas Klitzsch