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Missbrauchs-Vorwürfe Missbrauchs-Vorwürfe: Zwei Lehrer aus Gräfenhainichen und Dessau entlassen

Von Michael Hübner 24.08.2016, 10:34

Gräfenhainichen/Dessau - Zwei Lehrer an Gymnasien in Dessau und Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) sollen zwischen April und Juli Schülerinnen sexuell belästigt und missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau bestätigte auf MZ-Anfrage entsprechende Ermittlungen, nannte aber keine Details. Das Schulamt hat derweil beide Männer entlassen.

Mitarbeiterin von Beratungsstelle schaltet Polizei ein

In dem Fall in Gräfenhainichen sind zwei Schülerinnen im Alter von 14 und 17 Jahren betroffen. Die 17-Jährige hatte sich im Juli wegen Übergriffen eines Lehrers einer psychologischen Beratungsstelle  anvertraut. Eine Mitarbeiterin schaltete sofort die Polizei ein. Inzwischen erhebt die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe gegen den 46-Jährigen und ermittelt von Amts wegen. Polizei und Staatsanwaltschaft geben zum Schutze der Jugendlichen keine Auskunft. Offensichtlich geht es aber um mehr als verbale sexuelle Belästigung.

Der Lehrer aus Gräfenhainichen ist nach MZ-Informationen bereits im April aufgefallen. Eltern hatten zufällig eindeutige WhatsApp-Nachrichten des Biologielehrers an ihre 14-jährige Tochter entdeckt. Sie informierten sofort den Direktor, der nach einem Gespräch im Kollegium veranlasste, dass der Lehrer an einer am folgenden Tag stattfindenden Klassenfahrt mit der betroffenen Schülerin nicht mehr als Betreuer eingesetzt wurde.

Eltern fühlen sich nicht ernst genommen

„Trotzdem fühlen wir uns nicht ernst genommen“, sagt der Vater, der noch am selben Tag eine  Strafanzeige bei der Polizei stellte, rückblickend. Aus Sicht der Eltern passierte Wochen lang nichts. „Wir haben den Eindruck, dass etwas unter den Teppich gekehrt werden soll“, sagt auch die empörte Mutter. „Was uns in Rage bringt“, ergänzt der Vater, „ist, dass der Mann unser Kind weiter unterrichten durfte.“ Im Klartext: Der Lehrer, der meist bei seiner Freundin in Dessau leben soll, unterrichtete weiter und traf täglich das offenbar von ihm belästigte Mädchen.

Nun stellt sich die Frage, ob der zweite Vorfall, der mutmaßliche Übergriff auf die 17-jährige Schülerin, durch konsequenteres Reagieren hätte verhindert werden können. Der Vater des Opfers - ebenfalls Lehrer - möchte sich dazu nicht äußern.

Nach Auffassung des Landesschulamtes sei sofort reagiert worden.  „Während der Ermittlungen zu geringeren Verfehlungen einer Lehrkraft wurde eine andere schwerwiegendere Verfehlung bekannt, die gleich nach Anhörung der Lehrkraft mit deren Suspendierung geahndet wurde“, erklärte Sprecherin Silke Stadör. Die anschließende Kündigung sei rechtskräftig. „Sie können sicher sein, dass das Landesschulamt auf solche Ereignisse unmittelbar reagiert und angemessene Entscheidungen trifft“, bekräftigte Stadör gegenüber der MZ.

Weiterer Fall in Dessau im Juni

In einem weiteren Fall in Dessau, der sich im Juni zugetragen hat, soll es ebenfalls zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Diese sollen im Gegensatz zu dem Fall in Gräfenhainichen aber einvernehmlich erfolgt sein. Da die betreffende Schülerin jedoch erst 15 Jahre alt ist, handelt es sich um eine Straftat. Pädagogen ist Sex mit Schutzbefohlenen - also Schülern - generell untersagt. 

Bereits im Dezember 2014 wurde ein Gräfenhainichener Lehrer wegen sexuellen Missbrauchs in 22 Fällen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Landesschulamt hatte beim Bekanntwerden der Vorwürfe den damals 54-Jährigen zunächst von einer Sekundarschule in eine andere versetzt. (mz)