Landwirtschaft in Gräfenhainichen Landwirtschaft in Gräfenhainichen: Multitalent hilft Vieh und Acker

Gräfenhainichen - Vor den Toren Gräfenhainichens betritt Jan Willemsen Neuland. Der Geschäftsführer des Tierzuchtbetriebs Schlaitz hat entschieden, auf insgesamt 35 Hektar Lupinen anzubauen. „Der Anbau könnte interessant für uns sein“, sagt Willemsen über das Experiment.
„Es geht darum, den Anbau und die Verarbeitung von Lupinen deutschlandweit auszubauen“, betont Wernfried Koch. Der Dezernent für ökologischen Anbau in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau bricht eine Lanze für die Lupine. Schließlich erweise sich die Pflanze als wahres Multitalent. „Sie hilft unter anderem, den Boden aufzuwerten.“
Tatsächlich ist die Lupine in der Lage, den Stickstoffanteil im Boden zu verbessern. Sogenannte Knöllchenbakterien an der Wurzel binden den in der Luft vorhandenen Stickstoff. Was die Pflanze davon nicht für das eigene Wachstum braucht, bleibt nach der Ernte im Boden. Gut und gern 70 Kilogramm macht das pro Hektar aus. Für Wernfried Koch und Kollegen ist das ein echter Vorteil. Da die Notwendigkeit künstlicher Düngung reduziert wird, sinkt auch der Bedarf an industriell hergestelltem Dünger. Um ein Kilogramm Stickstoff künstlich herzustellen, braucht es einen Liter Mineralöl.
Lupinen gehören zur Familie der Schmetterlingsblütler. Sie gelten als hochwertige einheimische Eiweißpflanzen, wirken bodenverbessernd und helfen, mineralischen Stickstoffdünger zu sparen. Um ihren Anbau auszuweiten, wurde das Lupinennetzwerk ins Leben gerufen. Landwirte in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen unterstützen das Projekt. Der Schlaitzer Tierzuchtbetrieb ist einer von vier des Netzwerks in Sachsen-Anhalt.
Die Lupine ist außerdem ein willkommenes Produkt in der Tiernahrung. Sie sorgt praktisch für Schmetterlinge im Bauch. Die Hülsenfrüchte sind energiereich und gut bekömmlich. Die Zugabe künstlichen Eiweißes oder von Sojaprodukten kann reduziert oder sogar gänzlich eingestellt werden. „Wir schließen die Kette und stellen Agrarprodukte aus heimischen Rohstoffen her“, ist Wernfried Koch überzeugt.
Jan Willemsen kann den Erfolg mit der Lupine noch nicht in Zahlen fassen. Gut vorstellen kann er sich allerdings, dass das Experiment ein erfolgreiches wird. Zumindest eine Punktlandung hat er bereits hingelegt. Die in seinem Unternehmen für Ackerbau zuständige Betriebsleiterin Petra Stengel macht wie Lupinen-Netzwerk-Betreuer Gerd Schrage auf die wohl sehr reichlich ausfallende Ernte vor den Toren Gräfenhainichens aufmerksam. Sortenauswahl und das Klima haben den Landwirten in die Karten gespielt. „Wir haben aber auch jede Menge Vorbereitungsarbeiten gemacht“, erzählt Petra Stengel. Dazu gehöre die Unkrautbekämpfung. „Pflügen ist einfach notwendig.“
In den nächsten Tagen werden die Mähdrescher zum Einsatz kommen. Jan Willemsen ist zuversichtlich, die Hülsenfrüchte bald verfüttern zu können. Dass er die so aufgezogenen Schweine separat vermarktet, sagt er noch nicht. Allerdings hat er bereits zum eigentlichen Standort in Schlaitz einen weiteren, deutlich kleineren Betrieb zugekauft, auf dem das Experiment „Lupinenschwein“ hauptsächlich angegangen werden soll. (mz)
