Kunst in Ferropolis Kunst in Ferropolis: Nicht lange schnacken

Gräfenhainichen - Der StreetArt-Künstler Joy Lohmann hat Anfang Juli seine Zelte in Ferropolis aufgeschlagen. Der Gremminer See ist Heimstatt für die „Insula Communis“. Die schwimmende Recyclinginsel kann noch bis Sonntag besichtigt werden. Lohmann lädt außerdem in Zusammenarbeit mit der Ferropolis GmbH zur Diskussion ein.
„Es werden drei spannende Runden“, ist Lohmann überzeugt. Schließlich werde der Bogen am Freitag, Sonnabend und Sonntag weit gespannt. „Wir tauschen uns aus über Macher und Kreativwirtschaft, über Flüchtlinge und neue Kultur“, sagt der Mann aus Hannover. „Wir wollen auch über die Veränderung der Landschaft durch den Menschen reden und in die Zukunft schauen“, fügt Ferropolis-Chef Thies Schröder hinzu.
Mehrere Wochen haben Lohmann und Co. an der „Insula Communis“ gebaut. Die Konstruktion aus scheinbar wertlosen Hinterlassenschaften der Zivilisation schwimmt. Sie kann das ganze Wochenende über genau in Augenschein genommen werden. „Führungen sind ab 11.30 Uhr möglich. Bitte einfach an der Kasse von Ferropolis melden“, erklärt Lohmann, der vom Geist der Macher an und auf dem See begeistert ist und hofft, noch einmal möglichst viele Neugierige in die Stadt aus Eisen zu locken.
„Gib Makern ein Problem und sie beginnen sofort, innovative oder humorvolle Lösungen zu entwickeln.“ Für Lohmann ist die Tüftelei im stillen Kämmerlein Geschichte. „Leute vernetzen sich. Bleibt aber die Frage, wer die kreativen Macher von heute sind?“ Darüber soll am Freitag ab 15 Uhr diskutiert werden. „Es geht darum, miteinander zu reden. Zu sehen, was andere Leute für Ideen und Lösungsansätze für aktuelle Probleme haben“, ergänzt Thies Schröder. Ort des Austausches ist wie bei allen anderen Diskussionsrunden der Ferropolis-Beach. Die „Insula Communis“ ist immer in Sicht- und Reichweite.
Dass 2015 das Thema Flüchtlinge und deren Schutz vor Obdachlosigkeit vieles in den Schatten stellte, verhehlt Joy Lohmann nicht. „2016 geht es aber um mehr. Es geht um die Zukunft der Flüchtlinge in Deutschland.“ Der Künstler sieht große Herausforderungen für die Gesellschaft, für Städte und Kommunen. Am Sonnabend soll deshalb über Flüchtlinge, Nachbarn und die neue Kultur sinniert werden. Am Strand des Gremminer Sees werden Flüchtlinge kochen, singen, tanzen. „Sie bringen sich ein und haben auch beim Bau der Insel mitgearbeitet.“
Lohmann setzt auf den offenen Umgang mit den Flüchtlingen. Ideen für eine Zusammenarbeit hat er viele. Auf weitere ist er gespannt. „Ich bin aus Hannover. Da gilt, nicht lange schnacken, Kopf in den Nacken.“ Den Satz gibt es mit Augenzwinkern. Die Botschaft ist dennoch klar. „Mitmachen, anpacken, gestalten.“
Das Anthropozän ist das Menschenzeitalter. Menschen haben den Wandel der Landschaft verursacht. Der Gremminer See ist ein Beispiel. An seinem Ufer wurde bereits auf der kreativen Welle gesurft. „Creative Waves“ war der Titel einer Ideenwerkstatt. Jörn Frenzel wird das Thema am Sonntag erneut aufgreifen. „Wir schauen in die Zukunft und überlegen, was realistisch und schnell am See umgesetzt werden kann“, erklärt Thies Schröder. Er hofft wie Joy Lohmann auf viele Mitstreiter am Freitag, Sonnabend und Sonntag jeweils ab 15 Uhr. (mz)