Kündigungen in Gräfenhainichen Kündigungen in Gräfenhainichen: Was bedeutet das Aus für Ambau?

Gräfenhainichen - Der Großteil der etwa 150 Mitarbeiter der Firma Ambau in Gräfenhainichen musste zum Jahreswechsel gehen. Nur noch einige wenige, so ist es aus Arbeiterkreisen zu erfahren, seien noch vor Ort und organisierten den Abtransport der letzten fertiggestellten Windkraftkomponenten.
Die Insolvenz hatte das Unternehmen bereits im Februar anmelden müssen. Schon zwei Jahre zuvor war der Standort in Dessau geschlossen worden. Ein weiteres Werk in Cuxhaven war an einen chinesischen Windkraftkomponentenhersteller mit weltweitem Vertrieb verkauft worden, wie der Insolvenzverwalter im September der MZ bestätigt hatte. Dort durfte immerhin die Hälfte der alten Belegschaft bleiben.
Keine neuen Auskünfte
Für das größte Werk der Firma in Gräfenhainichen habe man mehrere Gespräche mit Interessenten geführt, letztendlich aber keinen Käufer finden können, hieß es damals vom Insolvenzverwalter. Neuere Auskünfte gibt die bundesweit agierende Kanzlei auf mehrere Anfragen nicht heraus.
Als Grund für die Pleite des Stahlbauunternehmens, das sich auf die Fertigung von Türmen für Windkraftanlagen an Land und auf See spezialisiert hatte, wurde seitens des Insolvenzverwalters die schwache Konjunktur in der Branche genannt. Die komplizierten politischen Rahmenbedingungen, ein Genehmigungsstau und die anhaltenden Proteste aus der Bürgerschaft hätten dazu geführt, dass immer weniger Windparks gebaut würden.
Zudem sei ein Preiskampf ausgebrochen, bei dem die Firma am Ende nicht mehr habe mithalten können. Mit der Demontage und der Verschrottung von Windrädern sei mehr Geld zu verdienen als mit deren Bau, meinte der Insolvenzverwalter im September. Da war noch ein Interessent im Boot - der scheint sich aber zumindest nicht auf eine kurzfristige Übernahme eingelassen zu haben.
Die Stadt Gräfenhainichen verliert mit dem Unternehmen einen ihrer größten Arbeitgeber. Und die dortige Ferropolisschule ihren langjährigen Kooperationspartner in Sachen Skulpturenbau. Seit 2004 waren die zehnten Klassen in die Werkstätten des Stahlbauunternehmens gegangen und hatten dort mit den Facharbeitern Skulpturen aus Schrott zusammengeschweißt. Oft waren die Lehrlinge bei Ambau ehemalige Schüler der Ganztagsschule im Poetenweg.
Kooperationspartner gesucht
Inzwischen säumen über 30 der so erarbeiteten Skulpturen die Landschaft rund um Ferropolis, drei bis vier Stück entstanden laut Schulleiterin Sibylle Wycisk jährlich. „Wir hoffen natürlich, dass sich ein neuer Betreiber für Ambau findet“, sagt sie. Sollte das nicht geschehen, sei man auch über einen neuen Kooperationspartner in der Firmenlandschaft rund um Gräfenhainichen froh, der das Schrott-Plastiken-Projekt mit den Schülern weiterführen könne. (mz)
