Kommunalpolitik in Möhlau Kommunalpolitik in Möhlau: Eine Ära endet

Möhlau - Günter Lönnig packt. „Am 16. August ist Feierabend. Dann übergebe ich den Büroschlüssel an meinen Stellvertreter.“ Damit endet eine Ära. 22 Jahre lang war Lönnig (Wählergemeinschaft) Bürgermeister in Möhlau. So lange wie kein anderer vor ihm.
Günter Lönnig fällt in die Personengruppe, denen das Landesinnenministerium im Zusammenhang mit Bildung der Einheitsgemeinden eine besondere Rolle zuschreibt. Als direkt gewählter Bürgermeister bleibt er nach Ende der Amtszeit bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2019 zusätzliches Mitglied im Ortschaftsrat. Der wiederum wählt aus seiner Mitte einen neuen Ortsbürgermeister. Dessen Amtszeit läuft ebenfalls bis 2019. Dem Möhlauer Rat gehören derzeit sieben Mitglieder an. ur
Im Juli 1994 wurde der heute 75-Jährige ins Amt gewählt. Die Gemeinde war damals noch selbstständig und hatte sich mit dem Nachbarort Zschornewitz auf eine Verwaltungsgemeinschaft verständigt. „Lange her“, meint Lönnig und sortiert im Büro allerhand Unterlagen. Mehr als zwei Jahrzehnte Arbeit als Bürgermeister haben Spuren hinterlassen. „Es war eine schöne Zeit. Aber jetzt muss einfach Schluss sein. Es ist der richtige Moment, die Reißleine zu ziehen“, ist er überzeugt.
1969 zog Lönnig mit der Familie aus Gräfenhainichen ins eigene Haus nach Möhlau. Er fühlt sich als Möhlauer. „Obwohl manche Leute bestimmt immer sagen werden, dass ich ein Zugezogener bin.“ Das allerdings ficht ihn nicht an. Er liebt den Flecken Erde und will, dass der weiter lebenswert bleibt. „Wir haben im Ortschaftsrat junge Leute, die sich einbringen wollen. Das ist positiv. Die werden meine Unterstützung bekommen“, sagt Lönnig, ohne bei Namen ins Detail zu gehen.
Da ist Lönnig konsequent. Der Ortschaftsrat habe seine Entscheidung zu treffen, nicht er als langjähriger Bürgermeister. Mit der Feststellung macht Günter Lönnig auch alle anderen Gedankenspiele zunichte. Tatsächlich hätte er seinen Hut auch nach Ende seiner dritten Amtszeit noch einmal in den Ring werfen können. Er bleibt Mitglied des Ortschaftsrates, aus dessen Mitte der neue Bürgermeister gewählt wird. „Ich trete nicht wieder an“, sagt der Möhlauer noch einmal. Alles andere als ein Generationswechsel wäre für ihn im Ort auch nicht vermittelbar.
Mit 75 Jahren denkt Lönnig an die Gesundheit. „Das Amt eines Ortsbürgermeisters fordert die Leute. Denken wir nur an die oft als Nebensache abgetanen Glückwünsche zu runden Geburtstagen. Da bin ich Monat für Monat bei vielen Senioren gewesen. Die warten einfach darauf, dass sich der Bürgermeister Zeit für sie nimmt.“ Dazu käme die Vorbereitung der Sitzungen im Rat, die Besprechungen mit der Verwaltung. „Du musst am Ball sein“, konstatiert er.
Günter Lönnig hat in 22 Jahren Amtszeit eine Stütze gehabt. „Meine Frau war meine ehrenamtliche Sekretärin. Sie hat alles koordiniert und mir geholfen. Da muss ich mir jetzt was einfallen lassen, wie sie die Überstunden abbummeln kann.“ Das Augenzwinkern fehlt nicht.
Überhaupt ist Lönnig ruhiger geworden. Im Nachhinein übt er auch Selbstkritik. „Wir hätten noch mehr erreicht, wenn wir uns im Rat nicht um persönliche Dinge gestritten hätten.“ Die Dauerfehde mit Manfred Wirth hat für Schlagzeilen gesorgt. Einmal rückte sogar die Polizei an, um Lönnig bei der Umsetzung des Hausrechts zu unterstützen und Wirth aus dem Saal zu führen. Abgehakt.
Günter Lönnig zieht für sich ein weitgehend positives Fazit seiner 22 Jahre im Amt, die nur 2002 für sechs Monate unterbrochen waren. Damals hatte er wegen der Meinungsverschiedenheiten im Rat seinen Rücktritt erklärt, kam bei den nachfolgenden Wahlen aber wieder ins Amt. „Wir haben Erdgas und Telefon flächendeckend nach Möhlau geholt. Die Sportler sind wieder im Sportforum heimisch. Abwasser- und Wasserleitungen wurden über den Kommunalen Eigenbetrieb mit vergleichsweise wenigen Belastungen für die Möhlauer erneuert. Sollnitzer Straße und die Verbindung nach Jüdenberg sind gebaut worden“, meint er zufrieden. Aber die vom Land angewiesene Ehe mit Gräfenhainichen passt ihm noch immer nicht. „Es bleibt so viel liegen. Der Sprungturm im Freibad ist ein Beispiel. Die Pflege der Bänke an den Bushaltestellen: Das sind Sachen, da schaut offensichtlich niemand hin.“ Günter Lönnig will weiter mit offenen Augen durch Möhlau gehen und sich einbringen. Er bleibt Ortschaftsrat und wird auch sein Stadtratsmandat behalten. (mz)