Handwerk in Gräfenhainichen Handwerk in Gräfenhainichen: Friseur ist auch ein Seelentröster

Gräfenhainichen - Auf die Frage nach dem schönsten Beruf der Welt hat Christine Dorber sofort eine Antwort parat. „Friseur“, erklärt sie mit Stolz in der Stimme. „Wer für seinen Beruf nicht schwärmt, hat etwas falsch gemacht“, fügt die Frau hinzu, die nie etwas anderes werden wollte.
Schon im Grundschulalter war alles klar. „Ich werde Friseurin“, erklärte das Mädchen ihren Eltern und ging seinen Weg. Schule, Ausbildung in Zschornewitz, Arbeit in Schköna, Meisterschule. Alles war perfekt. „Weil du als Friseurin vielseitig und kreativ sein kannst. Weil du mit Leuten umgehst, sie berätst und zu frischem Aussehen verhilfst.“
Es ist die heile Welt, von der die Meisterin spricht. Dennoch steht sie vor großen Veränderungen. 24 Jahre nachdem sie in Gräfenhainichen in die Selbstständigkeit startete, hängt sie den Job an den Nagel. „Den als Unternehmerin“, fügt Christine Dorber hinzu. Denn als Friseurin wird die 60-Jährige weiterarbeiten: im dann ehemals eigenen Salon in der Karl-Liebknecht-Straße und als Angestellte ihrer langjährigen Mitstreiterin Manuela Schinnerling.
Ein Problem? Beide Frauen sehen das nicht so. „Es ist alles abgesprochen. Wir haben lange Zeit auf den Schritt hingearbeitet.“ Christine Dorber geht es auch darum, traditionelles Handwerk zu erhalten. „Da musst du dich bemühen und andere Wege gehen, um Nachfolger zu finden.“ Das Glück war auf ihrer Seite.
Manuela Schinnerling ist alles andere als eine Unbekannte. Lehre, erste Schritte im Beruf, wachsende Verantwortung: Alles erlebte die Nachfolgerin im Dorberschen Salon. Den öffnet sie nach der Renovierung am 11. September mit neuem Namen. „Schinnis Salon“ soll in Sachen Friseurhandwerk Anlaufpunkt für die ganze Familie sein. „Für Kleinkinder, Teenies, Erwachsene, Senioren. Für alle“, ist Christine Dorber sicher.
Dass neben dem Namen einiges mehr anders werden wird, liegt für sie auf der Hand. „Ich habe immer die Hände gehoben bei moderner Technik. Kartenbezahlung, Computer, Internet, nicht mein Ding. Das wird jetzt sicher anders.“ Aber kann in der zweiten Reihe der Beruf immer noch der schönste der Welt sein? „Keine Frage. Am Friseur kommt keiner vorbei.“ Interessenkonflikte sieht die gestandene Friseurmeisterin nicht.
„Ich werde helfen, wenn ich gefragt werde. Aber ich werde nicht reinreden.“ Was Christine Dorber machen möchte, ist klar. „Ich bin weiter für meine bisherigen Kunden da. Ich bleibe ja Friseurmeisterin. Daran ändert sich nichts, auch wenn der Salon nicht mehr meiner ist.“ Die Gräfenhainicherin will auf das Zwischenmenschliche nicht verzichten.
Den Kontakt mit den Kunden mag sie. Manchmal werde der Friseur zum Seelentröster. Man müsse aber wissen, wie weit man alles an sich heran lasse. „Vertrauen ist wichtig. Ein Friseur kommt den Kunden sehr nahe.“
Gibt es etwas, was sich in den Jahrzehnten als Friseur bei allen Modeeinflüssen nicht verändert hat? Wieder muss Christine Dorber nicht lange überlegen. „Ich bin keine Buntfärberin. Meine Leidenschaft waren Haarschnitte. Das bleibt auch so.“ Eine Sache ist ihr besonders wichtig. Das Vertrauen der Kunden kommt nicht von ungefähr. „Ein schlechter Ruf ist schneller rum als ein guter Name erarbeitet.“ (mz)