Ehrenamt in GräfenhainichenEhrenamt in Gräfenhainichen: Eine Stadt voller Tatendrang

Gräfenhainichen - Zeit ist das, was gemeinhin viel zu wenig vorhanden ist. Davon kann Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) ein Lied singen. „Man hetzt durchs Leben. Das Innehalten und auch das Dankeschön kommt dann viel zu kurz.“ Schilling bricht eine Lanze fürs Ehrenamt, das für ihn „eine tragende Säule des Gemeinwesens“ ist. Seine Botschaft: Ehrenamt macht auch in der Heide das Leben lebenswert.
90 Vereine
In der Einheitsgemeinde Gräfenhainichen gibt es aktuell 90 Vereine. Gut ein Drittel aller Einwohner engagiert sich in seiner Freizeit. Die Palette der Möglichkeiten ist groß. Sport steht ganz vorn. Kultur, Brauchtumspflege und zahlreiche Fördervereine runden das Angebot ab. „Es ist Zeit, sich zu bedanken“, erklärt Schilling am Samstag im Rathaus der Heidestadt.
Dort gibt es den großen Bahnhof fürs Ehrenamt. Gräfenhainichen hebt freiwilliges Engagement seit drei Jahren separat hervor. Geehrt werden Aktive, die von Ortschaftsräten oder direkt von Vereinen dafür vorgeschlagen worden waren. Frauen und Männer halten sich die Waage. Jugendliche Vertreter sind in der Minderheit. Das jedoch darf nicht verwundern. Zunächst zählen bei den meisten Geehrten die Jahre. Eine gefühlte Ewigkeit sind sie in Sachen Heimat unterwegs.
Der Internationale Tag des Ehrenamtes wurde 1985 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und im Jahr darauf erstmals am 5. Dezember öffentlich gefeiert. Seitdem werden auch in Deutschland engagierte Personen für ihren Einsatz in allen Bereichen der Gesellschaft ausgezeichnet.
In Gräfenhainichenb erlebte die Festveranstaltung zum Tag des Ehrenamtes im Jahr 2016 ihre Premiere. Seitdem wird an jedem ersten Samstag nach dem 5. Dezember zum großen Empfang ins Rathaus geladen. Das Treffen steht in der Tradition der seit Jahren organisierten Veranstaltung zum Internationalen Frauentag, mit der sich die Heidestadt ebenfalls für ehrenamtliches Engagement bedankt hatte.
Der Einsatz von Frauen und Männern für das Gemeinwesen in der Heide wird mit der eigens aufgelegten Ehrenamtsnadel gewürdigt. Die Träger der kleinen und golden glänzenden Auszeichnung sind „Stark im Ehrenamt“.
Beispiel Tornau. Dort hatte Lothar Küster unmittelbar nach der Wende die Jagdgenossenschaft mit auf den Weg gebracht. „Er hat dabei alles erlebt: offene Grundstücksfragen, Eigentumswechsel. Aber die Genossenschaft steht heute solide da. Das ist auch Lothar Küsters Verdienst.“
Für Tornaus Ortsbürgermeister Udo Reiss ist Küster ein Musterbeispiel des engagierten Einwohners. Davon gibt es viele in der Heide. Auch Hannelore Ristock gehört dazu. Sie schreibt die Geschichte ihres Heimatortes Schköna fort. Als Ortschronistin bewahrt sie auch die scheinbar unwichtigen Ereignisse vor dem Vergessen. Bleibt die Frage nach möglichen Nachfolgern. „Tragen Sie das Feuer weiter“, rät Bürgermeister Schilling der Chronistin und allen anderen Geehrten.
Nachwuchsprobleme
Der Aufruf ist nicht ohne. Vielerorts hält zumeist die reife Jugend das Vereinsleben aufrecht. Nachwuchs ist schwer zu finden. Ausnahmen bestätigen die Regel. Conny Nölting gehört dazu. Im Gräfenhainicher Carneval Club hat sie die Minifunken um sich geschart. Die Kinder tanzen voller Leidenschaft. „Macht weiter so“, wünscht sich Ortsbürgermeisterin Christel Lück (Linke). Vereine sind das Aushängeschild eines jeden Ortes. Sie tragen dessen Namen nach außen.
100 Jahre Fußball
Das gilt nicht zuletzt für die Zschornewitzer Fußballer, die 2019 groß feiern werden. Der 100. Geburtstag organisierten Sports steht ins Haus. Ob die rührigen Seelen der Kulturinitiative Zschornewitz (Kiz) in die Vorbereitung der Feiern eingebunden werden, ist offen. Fest steht allerdings, dass Kiz-Mitgliedern wie Eleonore Rummel oder Karin Möbius Ideen und Energie praktisch nie ausgehen, wenn ums lebenswerte Leben in Zschornewitz geht. „Danke dafür“, sagt Ortsbürgermeisterin Martina Schön (SPD).
In Möhlau ist der jüngste Träger der Ehrenamtsmedaille aktiv. Lucas Dammann (17) tanzt seit einer gefühlten Ewigkeit im Faschingsclub. „Und auch im Fußball ist er dabei“, lobt Ortsbürgermeister Marek Pannicke (Linke). Lucas ist seit vergangenem Jahr als Schiedsrichter unterwegs. Das Herz von André Pipiale schlägt hingegen für die Feuerwehr. In Jüdenberg ist er zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wird.
(mz)