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Wahl 2022 Bürgermeisterwahl in Gräfenhainichen: Enrico Schilling ist der einzige Kandidat

In Gräfenhainichen können die Bürger am Sonntag ihr Kreuz machen. Allerdings gibt es nur einen Kandidaten. Was Enrico Schilling in den nächsten Jahren plant.

Von Julius Jasper Topp Aktualisiert: 24.03.2022, 09:27
 Bürgermeister Enrico Schilling vor dem Rathaus in Gräfenhainichen. Am Sonntag wird in der Heidestadt gewählt. Der Amtsinhaber ist als einziger für den Posten angetreten.
Bürgermeister Enrico Schilling vor dem Rathaus in Gräfenhainichen. Am Sonntag wird in der Heidestadt gewählt. Der Amtsinhaber ist als einziger für den Posten angetreten. Foto: Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen/MZ - Am kommenden Sonntag, dem 27. März wird in Gräfenhainichen wieder der Bürgermeister gewählt. In diesem Jahr gerät dieser Termin allerdings zur Formsache: Der einzige Kandidat ist der Amtsinhaber. Seit 2015 ist Enrico Schilling Chef des Rathauses in der Heidestadt. Jetzt stehen die nächsten sieben Jahre an dieser Position an. Dass er diesen Posten völlig ohne Konkurrenz beziehen kann, wundert den 42-jährigen Christdemokraten aus Tornau.

Kulis und Feuerzeuge hat er für den Wahlkampf bestellt und eine Wahlzeitung drucken lassen. Die bringt er nun auch so unter die Wählerschaft. „Das vergreift sich schon bei Besuchen bei Vereinen, der Feuerwehr oder auch mal in der Raucherecke“, sagt Schilling. Oft ernte er für die nun obsolet gewordene Wahlwerbung ein Schmunzeln.

Auch wenn er es begrüßt hätte, gegen einen Kandidaten antreten zu können: „Eine Wahl gewinnt man nicht im letzten halben Jahr davor, sondern in den Jahren dazwischen“, glaubt er. Ihm seien die Besuche bei Vereinen, Institutionen und Firmen wichtig, um im Gespräch zu bleiben, aber auch deswegen, weil die Menschen gemeinsam geschaffene Dinge anders wertschätzten.

Startschuss für die Seen

Wenn der Wahlkampf mangels Konkurrenz schon wegfällt, ist zumindest Zeit für eine Zwischenbilanz - und einen Ausblick auf das, was der alte und neue Bürgermeister für die Stadt plant. Hier sieht Schilling vor allem die Sanierungen an Schulen, Kitas und auch die Bewegungen hin zu einer Bebauung und Nutzung der beiden großen Seen auf der Haben-Seite. Seit 15 bis 20 Jahren warte man darauf - endlich seien zumindest das Schwimmen und der Wassersport im Gremminer See gestattet. Wo einst die rechtlichen Schwierigkeiten aus dem Bergbauerbe vieles ausbremsten, soll künftig gebaut werden.

„Wir werden dort aber weiterhin dicke Bretter zu bohren haben“, so der CDU-Politiker. Zu den Errungenschaften zählt er auch den Erwerb und den Abriss des Deutschen Hauses in der Stadt. Auch wenn das brachliegende Gemäuer die Stadtgemeinschaft etwas spalte. „Die einen hätten es gerne behalten, die anderen sind froh, dass es weg ist.“

Zu den Projekten, die in seiner letzten Amtszeit schwerfielen, gehört der Glasfaserausbau in Gräfenhainichen. Wegen Schwierigkeiten mit den Fördermodalitäten beginnt dieser erst jetzt - dank zweier Unternehmen, die eigenwirtschaftlich investieren.

Zu den Baustellen gehört auch die oft als unbelebt kritisierte Innenstadt. „Viele kleine Städte haben dieses Problem, nicht nur die im Osten“, sagt Schilling. Die kleinen Läden würden immer weniger, durch Corona und den Online-Handel. Das sei auch eine künftige Herausforderung. Allerdings könne er sich eine Belebung - etwa durch mehr Gastronomie-Angebote - dank der Bebauung an Gröberner und Gremminer See gut vorstellen. „Das ist eine Frage wie bei der Henne und dem Ei“, so Schilling. Er glaube daran, dass die Ausflugsziele erst Touristen anlockten und die Gaststätten dann folgten.

Eine weiteres Problem Gräfenhainichens: Die Stadt verliert Einwohner. „Allerdings nicht mehr so stark. Seit 2016 haben wir mehr Zuzüge als Wegzüge. Aber die Zahl der Sterbefälle ist immer noch höher als die der Geburten“, sagt der Bürgermeister. Unterm Strich verliere die Heidestadt zwischen 50 und 60 Einwohner pro Jahr. Schilling hofft aber, dass wieder mehr Menschen zuziehen, um hier von Kita-Plätzen, guter Anbindung an Leipzig, Wittenberg und damit auch Berlin, sowie erschwinglichen Grundstückspreisen zu profitieren.

Noch 50 Hektar frei

Und auch bei der Ansiedlung neuer Unternehmen wirbt Schilling um Interessenten. Es gebe immer noch 50 Hektar an freien Gewerbeflächen auf dem Kraftwerksgelände Zschornewitz. Gut vorstellen könne er sich Firmen, die an Zukunftstechnologien bauten. „Es ist schön, dass Intel nach Magdeburg kommt, aber logistisch liegen wir auch nicht schlecht“, scherzt Schilling und schiebt nach: Für die Heidestadt sei natürlich eher ein mittelständisches Unternehmen passend. Schon jetzt sei der Stahlbau stark vertreten.

Für den Wahlsonntag hofft Schilling nun auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung. „Es wäre schön, wenn jeder sein Kreuz macht - oder auch sein Nicht-Kreuz, wenn man seinen Unmut bekunden möchte“, sagt er.