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Ausflug zur Baggerstadt Ausflug zur Baggerstadt: Ferropolis wird Wallfahrtsort

Von Michael Hübner 04.05.2016, 17:07
Him­mel­fahrts­got­tes­dienst in Fer­ro­po­lis: Auch 2016 werden wieder einige Besucher erwartet.
Him­mel­fahrts­got­tes­dienst in Fer­ro­po­lis: Auch 2016 werden wieder einige Besucher erwartet. Klitzsch/ Archiv

Gräfenhainichen - Himmelfahrtsgottesdienste in Ferropolis sind längst überregional bekannt und beliebt. Vor allem, wenn das Wetter mitspielt, ist die Stadt aus Eisen so etwas wie ein kleiner Wallfahrtsort. Die Arena wird zum Freiluft-Gotteshaus. Das hat schon Kirchentagscharakter, sagen die Gräfenhainichener. Ronald Kleinert kennt das aber bisher nur vom Hören-Sagen. „Mir wurde erzählt, dass 300 Besucher kommen“, sagt der Pfarrer, der sonst vor deutlich wenigeren Menschen in Rackith, Trebitz oder Pretzsch predigt.

In Ferropolis startet die Saison der Schnäppchenjäger. Die Jagd kann am Sonnabend und Sonntag um 9 Uhr beginnen und endet an beiden Tagen um 17 Uhr. „Es wird sehr voll“, sagt Gastgeber Peter Sprebitz. Tausende werden um den günstigsten Preis feilschen und nehmen dafür auch lange Wartezeiten in Kauf. Besonders am Samstagvormittag ist mit einem Stau zu rechnen. „Wir haben Gegenmaßnahmen getroffen“, so Sprebitz. So fährt die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zum Event. Die Passagiere müssen in Oranienbaum umsteigen. So besteht hier eine Zusteigemöglichkeit an beiden Tagen um 9.41 und 11.41 Uhr. Die Rückfahrten sind ab Ferropolis um 13.40, 15.40 und um 17.40 Uhr geplant.

Der 52-Jährige steht am Feiertag in der Baggerstadt im Mittelpunkt, wenn es um 10.30 Uhr heißt: „Ich bin dann mal weg!“ Nun also übernimmt Kleinert das Kommando. „Ich bin innerlich schon etwas aufgeregt“, gesteht der Mann vor seiner Premiere. Dabei freut er sich besonders über die musikalische Unterstützung. Für die kulturelle Umrahmung werden der Posaunenchor mit den Bläsern „St. Marien“ sorgen. Die Generalprobe ist am Dienstagabend im Paul-Gerhardt-Haus erfolgreich „über die Bühne“ gegangen. „Das läuft“, sagt Paul Ungureanu. „Es war sehr gut, toll“, so der Chorleiter.

Nach seinen Angaben werden neben den klassischen Gottesdienst-Liedern Werke von Telemann und Händel gespielt. Laut Steffen Höhne vom Gemeindekirchenrat hat der Chor unter Leitung von Ungureanu eine positive Entwicklung genommen. Demnach werden die Stücke „sehr akribisch und professionell erarbeitet und an den einzelnen Stimmen gefeilt“. Die „bunte Truppe“ bestehe aus alten Hasen, die schon seit über 50 Jahren musizieren, und jungen Talenten, die bei Null angefangen haben. In den Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass erklingen Trompete, Flügel, Wald- und Tenorhorn, Posaune und Bariton.

Die Musikauswahl sei farbenfroh und reiche von alten Tanzsätzen über Chor- und Instrumentalmusik bis hin zu Pop und Swing. Die Künstler werden diese Vielfalt beim Wittenberger Stadtfest „Luthers Hochzeit“ einem breiten Publikum präsentieren. Doch zuvor steht das Heimspiel am Donnerstag in der Baggerstadt auf dem Programm. Da wird sich Kleinert in der Arena dem Thema des Tages, nämlich „Christi Himmelfahrt“, widmen.

Dass der Geistliche am Feiertag diese Aufgabe übernimmt, ist indes kein Zufall. Er wird als Nachfolger der Gräfenhainichener Pfarrerin Angelika Schiller-Bechert gehandelt. Die Frau, so heißt es in Kirchenkreisen, werde sich aus „persönlichen Gründen“ zurückziehen. Im Moment hat sie aber noch die Pfarrstelle offiziell inne. „Ich bin der Vakanzvertreter“, so Kleinert auf MZ-Anfrage. Auch „Der Gemeindebrief“ beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit der Personalfrage. Demnach haben sich die Gemeindekirchenräte im März über eine Ausschreibung für die Stelle verständigt. „Pfarrer Kleinert erklärt dabei seine offizielle Bewerbung. Die Räte verzichteten deshalb auf die Ausschreibung“, heißt in den amtlichen Mitteilungen. Angekündigt wird der Umzug der Pfarrersfamilie für Anfang August. Den Termin kann Kleinert aber nicht bestätigen. „Es müssen erst alle Fragen geklärt werden“, so der Geistliche.

Geklärt für Donnerstag ist der Umzug eines besonderen Kreuzes von der Kirche in die Arena. „Es wurde aus Schrottresten für die Premiere des Himmelfahrtsgottesdienstes passend zum Expo-Projekt Ferropolis angefertigt“, erinnert sich Höhne an die Erstauflage 2000 und an die Idee des damaligen Gräfenhainichener Pfarrers Eduard Kindler. Daraus hat sich in der Region ein einmaliges Event entwickelt. Es gab Tier- und Fahrradgottesdienste. Zu erleben waren eine Hochzeit oder eine Taufe mit der Feuerwehr und ein Auftritt von Liedermacher Gerhard Schöne. (mz)