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Abiturienten in Gräfenhainichen Abiturienten in Gräfenhainichen: Der Beste sitzt vorn

Von Ulf Rostalsky 22.06.2018, 17:34
Frederik Horn führte als bester Schüler des Jahrgangs in seinem Handwagen den Umzug an.
Frederik Horn führte als bester Schüler des Jahrgangs in seinem Handwagen den Umzug an. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - 76 junge Frauen und Männer legten jetzt Gräfenhainichens Innenstadt lahm und machten damit das, was Abiturienten vor ihnen bereits 68 Mal taten. Der Handwagenumzug ist eine der traditionsreichsten Veranstaltungen in der Heidestadt und zugleich ein großes Privileg. Denn im Wagen darf nur sitzen, wer die Abiturprüfung erfolgreich bestanden hat.

76 Schüler waren es am Paul-Gerhardt-Gymnasium in diesem Jahr. Notendurchschnitt durchaus in Ordnung und mit 2,37 „nur zwei Hundertstel schlechter als im Vorjahr“, wie Schulleiter Roland Franke nachgerechnet hat. Er hält sich mit Kommentaren nicht zurück. Manch einer der Schüler hätte mehr gewollt. Auch und gerade in Mathematik.

Aber da sei es an der Gräfenhainichener Schule mit anerkanntem Faible für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik nicht anders als an anderen Einrichtung im Land gewesen. Auch im MINT-Gymnasium waren die landesweit kritisierten Mathe-Prüfungen für nicht wenige Schüler eine zu große Hürde. „Finger nehmen, die Einbruchstelle im Zeugnis abdecken und den Glauben an sich selbst wiedergewinnen.“

Franke hat den Tipp schon mehreren Schülergenerationen gegeben. 28 Mal dirigierte er bisher den Handwagenumzug. Immer wieder hat er Schüler in die ersten Wagen gebeten, die alles überstrahlten. Vorn sitzen nur die Besten. Das ist ausgemachte Sache und aktuell das Privileg für Frederic Horn. Der junge Mann ließ nichts anbrennen. 833 Punkte, Notendurchschnitt 1,0: Besser geht es nicht.

Im Wagen an der Spitze der bunten Karawane zu rollen, ist dem Gräfenhainichener fast schon peinlich. Er lehnt sich nicht aus dem Fenster, haut auch nicht auf die Pauke. Weder verbal noch im strengen musikalischen Sinn. „Frederic mag Mathematik“, erklären Niklas Haake und Tobias Wilke. Die Elftklässler sind die Zugpferde für den Besten. Sie haben auch dessen Handwagen geschmückt.

Russische Farben, weil der familiäre Bezug nach Russland wegen der aus dem Riesenland stammenden Mutter nicht von der Hand zu weisen ist. Dazu allerhand mathematische Formeln auf Luftballons, weil Mathematik die große Leidenschaft des Heidestädters ist. „Ich werde in Magdeburg Mathematik studieren“, erzählt Frederic Horn, der immer wieder Eindruck hinterlassen hat.

Er war mehrfach bei Mathematikolympiaden dabei, startete mit seinem Mitschüler beim Wettbewerb „Spielend Russisch lernen“ und punktete mit guten Argumenten bei „Jugend debattiert“. Auch „Jugend forscht“ hatte er für sich entdeckt. Das ist nun Geschichte. Der Blick geht voraus. Nach Magdeburg, beim Handwagenumzug aber erst einmal Richtung Bahnhof.

76 Handwagen sind eine lange Karawane. Es rattert und holpert. Zumal Abiturienten und Zugpferde nichts auslassen. Rechts herum und links herum. Stoppen. Weiterfahren. „Wir brauchen langsam aber sicher Ersatz. „Auch Leihwagen sind willkommen“, erklärt Schulleiter Franke mit einem Augenzwinkern. „Bitte im Keller und auf dem Dachboden nachschauen. Wir nehmen die Wagen gern.“

Nächstes Jahr feiert der Umzug durch Gräfenhainichen Jubiläum. Dann setzt sich die bunte Karawane zum 70. Mal in Bewegung. Schild mit Schulnamen, Kapelle und die Lehrerschaft vorweg. Der oder die Beste auf dem Fuß. Das dürfte sicher sein.

(mz)