Nach Vorfall im Februar Zwei Vierjährige ausgebüxt: Wie die Kita „Bummi“ in Eisleben sicherer werden soll
Im Februar hatten sich zwei Vierjährige vom „Bummi“-Gelände in Eisleben entfernt. Was haben der Eigenbetrieb und die Einrichtung seitdem unternommen?

Eisleben/MZ - Es war ein Vorfall, der in der Lutherstadt Eisleben für viel Aufregung sorgte: Mitte Februar dieses Jahres hatten in der Integrativen Kindertagesstätte „Bummi“ zwei vierjährige Jungs vormittags während des Außenspiels das Gelände in der Lindenallee verlassen, um nach Hause zu gehen. Kita-Leiterin Kathrin Weißenborn fand die beiden kurze Zeit später bei einer Suchaktion in der Halleschen Straße, Höhe Kleine Landwehr.
Kinder büxten durch offenes Tor aus
Öffentlich bekannt wurde der Vorfall durch einen anonymen Brief an den Bürgermeister, die Stadträte und die MZ, in dem die Verfasser schwere Vorwürfe gegen die Kita und den städtischen Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen erhoben. Sowohl das Elternkuratorium der Einrichtung als auch die Eltern der beiden Jungs distanzierten sich aber ausdrücklich von dem anonymen Brief und den darin getroffenen Aussagen. Die Eltern schrieben, sie hätten nach wie vor „uneingeschränktes Vertrauen“ zu allen Erzieherinnen und Erziehern. Wie haben die Einrichtung und der Eigenbetrieb die Ereignisse aufgearbeitet und wie sollen solche Vorfälle künftig verhindert werden?
Wie Eigenbetriebsleiter Arwed Reichelt im Gespräch mit der MZ noch einmal betonte, habe es sich um eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ gehandelt. „So etwas darf natürlich nicht passieren.“ Laut Reichelt hätten der Eigenbetrieb und die Kita sowohl mit baulich-technischen, als auch strukturellen und personellen Maßnahmen auf den Vorfall reagiert. So sei zunächst das Metalltor instandgesetzt worden. Es hatte sich in der extrem kalten Nacht vor dem betreffenden Tag verzogen und war deshalb an dem Vormittag unbemerkt aufgesprungen. Zudem, so Kita-Leiterin Weißenborn, seien Schließzeiten eingeführt worden. Mitarbeiter seien dafür verantwortlich, das Tor zuzuschließen, wenn morgens alle Kinder in der Einrichtung seien.
Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes für die Eisleber Kita
Außer dieser Sofortmaßnahme wird derzeit der Eingangsbereich komplett umgestaltet. „Wir hatten für 2023 ohnehin eine Investition geplant“, so Reichelt. Das werde jetzt vorgezogen. „Wir bauen eine Schleuse.“ Künftig werden der Eingang und das Spielgelände voneinander getrennt sein. Das Tor soll mit einer Gegensprechanlage und einer elektronischen Öffnung ausgestattet werden. Die Baumaßnahme sollte ursprünglich bereits bis Anfang Juni abgeschlossen sein, verzögerte sich aber wegen der stark gestiegenen Baupreise. „Es ist schon eine Herausforderung, überhaupt erst einmal Firmen zu finden“, so Reichelt. Die Mittel für die Investition würden im Haushalt des Eigenbetriebs umgeschichtet. Das Elternkuratorium sei in die Bauplanung einbezogen worden.
Kita-Leiterin Weißenborn sagte, dass die Erzieherinnen nach dem Vorfall noch einmal mit den Kinder gesprochen hätten, dass sie das Gelände nicht allein verlassen dürften. „Wir haben auch die Großen darauf hingewiesen, dass sie da eine Verantwortung für die Kleinen haben.“ Für Reichelt ist wichtig, dass „alle Beteiligten einen Anteil tragen müssen“. Man sehe sich in einer „Erziehungspartnerschaft mit den Eltern“. In diesem Sinne sei auch die Benutzungssatzung grundlegend überarbeitet worden - gerade mit Blick auf den Sicherheitsaspekt. „Die Eltern sind verpflichtet, ihre Kinder zu belehren.“ Transparenz und der Kontakt zu den Eltern seien ihm ein persönliches Anliegen, so Reichelt (45), der 2015 die Betriebsleitung übernommen hat. Zuvor hatte der gebürtige Eisleber, der Betriebswirtschaft und Pädagogik studiert hat, unter anderem bei der Bertelsmann-Stiftung sowie als Dozent und Lehrer gearbeitet.
Laut Reichelt ist derzeit auch ein Sicherheitskonzept für die Kita „Bummi“ in Arbeit. „Wir starten da aber nicht bei Null.“ Seit Anfang März sei eine externe Fachkraft für Arbeitssicherheit im Auftrag des Eigenbetriebs tätig. Gemeinsam mit der Fachkraft werde jede Einrichtung ein Sicherheitskonzept erarbeiten. „Das Thema wäre sowieso gekommen“, so der Betriebsleiter. „Der Vorfall hat das noch einmal beschleunigt.“ Zudem sollen jährlich in allen Einrichtungen anonyme Elternbefragungen durchgeführt werden.