Wiesenmarkt gegen Oktoberfest: Wiesenmarkt gegen Oktoberfest: Im direkten Vergleich erblassen sogar die Münchner

Eisleben - Am Freitag beginnt der 496. Eisleber Wiesenmarkt. Seit 1521 wird die Geschichte fortgeschrieben, ungeachtet der Zahl nicht immer historisch belegbarer Unterbrechungen durch Kriege, Seuchen oder Hungersnöte. Unstrittig ist: Der Wiesenmarkt ist das größte Volksfest Mitteldeutschlands. „Oder Sie beweisen mir das Gegenteil. Aber das werden Sie nicht können“, so ein selbstbewusster Marktmeister Siegmund Michalski.

Nicht von ungefähr wird der Wiesenmarkt auch als „Oktoberfest des Ostens“ bezeichnet. Und das scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen, wie ein nicht ganz ernst gemeinter Vergleich zeigt. Älter ist der Wiesenmarkt in jedem Fall. Er geht auf einen Erlass von Kaiser Karl V. zurück, der den Mansfelder Grafen 1521 auf dem Reichstag zu Worms die Privilegien zur Abhaltung eines Ochsenmarktes an St. Egidius erteilte.

Da kann das am Samstag beginnende Oktoberfest nicht mithalten. Seine Ursprünge liegen im Jahr 1810. Am 12. Oktober heirateten damals Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese. Mehrere Tage wurde gefeiert und ihnen zu Ehren am 17. Oktober ein Pferderennen veranstaltet. Eben auf der Theresienwiese.

Verliebte Pärchen werden gesucht. Eines davon soll das Wiesenpaar für das Plakat-Motiv 2018 werden. Das Alter, so teilt der Eigenbetrieb Märkte mit, spiele keine Rolle.

Wer sich und seinen Partner also 2018 auf Großaufstellern, Flyern, im Internet und auf Facebook wiederfinden möchte, der sollte das Fotoshooting auf der Wiese in diesem Jahr nicht verpassen. Das findet am Samstag, 16. September, von 15 bis 17 Uhr an der Souvenir-Hütte statt. (mz)

Seitdem wird immer am ersten Samstag nach dem 15. September gefeiert. Auch, weil da das Wetter noch besser ist als Mitte Oktober. Mittlerweile hat sich das Oktoberfest, die Münchner sagen Wiesn, mit fast sechs Millionen Besuchern zum größten Volksfest der Welt gemausert.

Die Lutherstadt muss sich mit 500.000 Gästen bescheiden. Wobei das aber nur die halbe Wahrheit ist. Denn rein statistisch geht jeder Eisleber vom Freitag bis zum Montag 20 Mal auf den Wiesenmarkt. Der Münchner indes bringt es in den 18 Tagen seines Oktoberfestes gerade auf dürftige sechs Besuche.

Und dass der „Voodoo Jumper“ in diesem Jahr als Neuheit des Oktoberfestes angekündigt wird, entlockt den Eislebern nur ein müdes Lächeln. Denn den kennen sie längst. 2013 war das Geschäft der Firma Schäfer das erste Mal in der Lutherstadt. Und eine besorgte Ehefrau erinnert sich bis heute daran, ihren Mann weder vorher noch danach so blass gesehen zu haben.

Blass dürfen die Münchner auch ob ihres höchsten Fahrgeschäftes werden. Zwar haben sie in diesem Jahr knapp die Nase vorn. Aber in der Gesamtwertung sind die Eisleber seit 2015 mit „90 M - The Tower“, die Zahl bezeichnet dessen Höhe, ganz klar in Vorhand.

Doch in der Lutherstadt geht es nicht nur hoch hinaus, sondern auch in die Länge und Breite. 80.000 Quadratmeter misst die Veranstaltungsfläche von der Lindenallee bis hinunter zur Otto-Helm-Kampfbahn. Einmal hin und zurück sowie durch alle Wiesenmarktstraßen gelaufen, kommt der Besucher locker auf vier Kilometer.

Für Wohnwagen, Packwagen, Zugmaschinen und Pkw der Schausteller werden weitere 35.000 Quadratmeter Fläche benötigt. Hinzu kommen 125.000 Quadratmeter für 5.000 Pkw-Stellplätze. Der Stromverbrauch beträgt 250.000 Kilowattstunden. Damit würde ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt in Deutschland gut 46 Jahre auskommen. Beräumt werden müssen zudem 60 Tonnen Müll.

Während das nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist, zeigt diese Zahl dennoch, in welchen Größenordnung sich der Eisleber Wiesenmarkt bewegt. Ganz klar: In der Lutherstadt steigt ab Freitagnachmittag wieder das größte Volksfest in Mitteldeutschland. „Oder sie beweisen mir das Gegenteil.“ (mz)