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Weltkulturerbe im Süßen See  Weltkulturerbe im Süßen See : Entdecken Forscher Grabanlage aus der Bronzezeit?

Von Fabian Wagener 07.06.2019, 09:37
Projektleiter Sven Thomas mit einem im See gefundenen intakten Gefäß.
Projektleiter Sven Thomas mit einem im See gefundenen intakten Gefäß. Maik Schumann

Seeburg/Aseleben - Die Füße, die sollen trocken bleiben. Daniel Weber steht mit Gummistiefeln und wasserdichter Hose knöcheltief im Süßen See. Er umgreift die dünne Metallstange eines Katamarans, lässt ihn vorsichtig ins Wasser gleiten.

Auf dem Gefährt: zahlreiche Kabel, mehrere schwarze Behälter. „Das sind Batterien und ein Rechner“, erläutert der Wissenschaftler aus der Abteilung Angewandte Systemtechnik des Fraunhofer-Instituts in Ilmenau.

3D-Bild dank moderner Technik

Außerdem an Bord: ein 3D-Sonar. „Der nimmt ein Profil vom Boden des Sees auf“, sagt Weber. „Daraus lässt sich dann ein 3D-Bild errechnen.“

An diesem warmen Donnerstag wird an dem Gewässer im Mansfelder Land ein Forschungsprojekt fortgesetzt, das schon seit Monaten in der Region und darüber hinaus auf großes Interesse stößt.

Mit hochmoderner Technik suchen Forscher den Grund des Süßen Sees nach archäologischen Funden ab, nach Spuren uralter und längst überfluteter Siedlungen.

Vor gut einem Jahr etwa setzten sie dabei das unbemannte U-Boot „Seacat“ ein, das normalerweise zum Aufspüren von Minen genutzt wird und erstmals in der Unterwasserarchäologie verwendet wurde.

"Haben sensationelle Funde gemacht"

Die Ergebnisse, die man bislang erzielt hat, können sich sehen lassen. Das zumindest meint Sven Thomas, Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Leiter des Projekts.

„Wir haben sensationelle Funde gemacht“, sagt er. Thomas hat im Segelsportclub am Süßen See zu einer Pressekonferenz geladen. Er sitzt an einem Tisch, neben ihm ein Computerbildschirm, vor ihm Fotografen, Kameraleute, Journalisten.

„Wir haben den See zu 100 Prozent gescanned“, sagt er. Auf diesem technischen Niveau arbeiteten in der Wissenschaft weltweit vielleicht noch ein, zwei andere Akteure. Gestoßen sind die Forscher bislang auf unterschiedliche Dinge, auf ein Rinderskelett, einen Schnapsbecher aus dem 14. Jahrhundert, einen Schiffsfriedhof und sogar auf eine Panzerfaust.

Grabanlage aus der Bronzezeit

Das, was das größte Interesse weckt, sind freilich andere Entdeckungen. So hat man in der Mitte des Sees, wo früher vermutlich eine Insel war, eine Erhebung aus Steinen gefunden. Dabei, so die Vermutung, handelt es sich um Grabanlagen aus der Bronzezeit.

Auch westlich der Ortschaft Aseleben, in Ufernähe, stieß man unter Wasser auf Spuren menschlichen Lebens. „Wir haben eine Siedlung gefunden“, sagt Thomas. „Das ist etwas ganz Besonderes.“

Neues Weltkulturerbe

Nun sei die Frage, von wann die Siedlung sei. Möglicherweise existieren sogar Pfahlbauten, also erhöht gebaute Häuser. Das wäre aus archäologischer Sicht eine Sensation. In Süddeutschland seien solche Bauten Weltkulturerbe, sagt Thomas, der in diesem Punkt die Erwartungen aber noch etwas bremst. „Geben Sie uns da noch Zeit“, sagt er.

Wie aber geht es nun weiter mit dem Forschungsprojekt? Mithilfe des auf dem Katamaran befestigten 3D-Sonar will man weitere Details zu der versunkenen Siedlung in Erfahrung bringen.

Süßer See seit Bronzezeit besiedelt

„Mit den Aufnahmen können wir genau sehen, was wo liegt“, sagt Thomas. Und dann geht es an die eigentliche archäologische Arbeit, an die Grabungen. Mit einer Art Unterwasser-Staubsauger kämpfen sich Taucher Schicht für Schicht vor.

„Je tiefer man kommt, desto weiter geht es in der Zeit zurück“, erläutert Thomas. Der Süße See sei seit der Bronzezeit durchgehend besiedelt. Eine wahre Schatzkammer für Forscher. „Man kann hier eine Zeitreise machen.“

Helle Begeisterung im Mansfelder Land

Und nicht nur Thomas ist seine Begeisterung anzumerken, wenn er über das Hightech-Forschungsprojekt spricht. Auch im Mansfelder Land herrscht bei manchen regelrechte Euphorie.

So hat sich sogar schon ein eigener Fanclub gegründet. Die Mitglieder druckten T-Shirts, entwarfen ein Logo, lassen sogar ein spezielles Bier brauen. Und sie haben dem mutmaßlichen Bronzezeit-Dorf, dem die Forscher auf der Spur sind, bereits einen Namen gegeben: „Malandis“ - Mansfelder Land im See.

Für Thomas und sein Forscherteam ist das Ansporn genug: „Ich hoffe, in einem Jahr sitzen wir hier und sagen, wir haben Malandis gefunden“, sagt er und lächelt.

(mz)

Der Katamaran ist mit Technik voll gepackt.
Der Katamaran ist mit Technik voll gepackt.
schumann