Raus aus dem Schattendasein Welche Pläne ein neuer Förderverein mit der alten Gertrudkirche in Eisleben hat
Ein Förderverein hat sich gegründet, um das einstige katholische Gotteshaus in der Eisleber Nicolaistraße aus seinem trostlosen Dasein zu holen. Wer die Gründungsmitglieder sind und was der Verein plant.

Eisleben/MZ. - Vor 15 Jahren stand sie noch einmal im Rampenlicht, die alte Gertrudkirche in der Eisleber Nicolaistraße. 2009 entstand hier eine Szene für den Kinofilm „Boxhagener Platz“. Regisseur Matti Geschonnek drehte mit Stars wie Meret Becker, Jürgen Vogel und Milan Peschel eine kurze, aber aufwendig inszenierte Sequenz, die in einer Friedhofskapelle spielte. Ansonsten fristet das hübsche kleine Kirchengebäude allerdings seit vielen Jahren ein trostloses Dasein.
Förderverein will Gertrudkirche sanieren
Doch das soll sich jetzt ändern. Der neu gegründete „Förderverein St.-Gertrud-Kirche – Nicolaiviertel“ will das ehemalige katholische Gotteshaus denkmalgerecht sanieren und als Begegnungs-, Kultur- und Vereinsstätte nutzen. „Die Kirche ist ein Zeugnis der Industriekultur der Stadt Eisleben“, heißt es in der Satzung.
Die Gertrudkirche war 1864/65 erbaut worden, weil der Kupferschieferbergbau für starken Zuzug von katholischen Arbeitern aus Süddeutschland, Schlesien, Polen und Italien sorgte. Allerdings wurde die neugebaute Kirche schnell wieder zu klein, so dass von 1914 bis 1916 am Klosterplatz die heutige St.-Gertrud-Kirche errichtet wurde.
Die alte Kirche wurde entweiht und diente unter anderem als Aula, Malsaal und Turnhalle – weshalb sie im Volksmund auch „Muskelkirche“ genannt wird. Eigentümerin ist die Stadt.
Verkauf der Kirche scheitert
Seit der Wende hatte es immer wieder Ideen gegeben, wie das leerstehende Kirchengebäude genutzt werden könnte. So hatte zum Beispiel die benachbarte Kreishandwerkerschaft Interesse, ihr Handwerkermuseum dort einzurichten. Aus den Plänen wurde aber nichts; auch Versuche der Stadt, die Immobilie zu verkaufen, scheiterten.
„Wir hatten 2017 als Mansfelder Geschichts- und Heimatverein schon einmal den Antrag gestellt, die Kirche zu nutzen“, sagt Ute Klopfleisch. Das sei damals aber abgelehnt worden. Umso mehr freut sie sich jetzt, dass die Stadt das Vorhaben des neuen Vereins positiv sehe und unterstütze.
Bürgermeister Carsten Staub sei auch bei der Gründung anwesend gewesen, so Klopfleisch. Die Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins ist auch in dem neuen Förderverein St.-Gertrud-Kirche zur Vorsitzenden gewählt worden.
Weitere Vorstandsmitglieder sind die stellvertretende Vorsitzende Heidrun Fröhlich und Janet Woziwodzki. Als Beirat sind Kathrin Valder, Ingo Bodtke, Andreas Pinhack und Dirk Kupfernagel gewählt worden.
Vereine sollen Kirchen nutzen können
Die Sanierung des Kirchengebäudes werde natürlich eine große Aufgabe sein, so Klopfleisch. Zum Glück sei das Dach dicht. Die Stadt habe es mal neu decken lassen. Ansonsten müsse aber alles gemacht werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt sollen Fördermittel beantragt und Spenden und Zuwendungen eingeworben werden.
Und wie der Vereinsname bereits deutlich macht, hat der Förderverein dabei auch die Aufwertung des historischen Nicolaiviertels im Blick. Das Gebäude werde im Eigentum der Stadt bleiben. „Wir als Verein werden die Kirche nicht kaufen.“
Nach der Instandsetzung soll die alte Gertrudkirche ein Ort der Begegnung und des Dialogs werden, wie es in der Vereinssatzung heißt. Geplant sind kulturelle Veranstaltungen aller Art. Zudem sollen Vereine der Stadt die Kirche nutzen können. Eine weitere Idee sei, so Klopfleisch, hier Trauungen durchzuführen.
Die zehn Gründungsmitglieder freuen sich natürlich über weitere Mitstreiter. „Wir interessieren uns auch sehr für alte Fotos der Kirche“, sagt die Vorsitzende.
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