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Jubiläum Warum die Ahlsdorfer Pfingstgesellschaft bereits jetzt mit den Peitschen knallt

In einer Festsitzung stießen die Pfingstburschen auf die 200-jährige Vereinsgeschichte an. Was sie ihren Gästen in den extra für diesen Tag gedrehten Videos verrieten.

Von Daniela Kainz 11.03.2024, 16:00
200 Jahre Pfingsttanz in Ahlsdorf: Die Burschen hatten allen Grund zum Feiern.
200 Jahre Pfingsttanz in Ahlsdorf: Die Burschen hatten allen Grund zum Feiern. (Foto: Daniela Kainz)

Ahlsdorf/MZ. - Das gab es so noch nie: Es war noch nicht einmal Ostern, und die Läufer der Ahlsdorfer Pfingstgesellschaft standen bereits in ihrer weißen Tracht und mit ihren bunten Hüten auf den Köpfen am vergangenen Samstagabend vor dem Hotel „Stadt Nürnberg“ und knallten mit den Peitschen. Gerade so, als wollten sie schon jetzt nach alter Tradition den Winter verjagen.

Start ins Jubiläumsjahr

Hatten sich die Pfingstburschen in der Zeit vertan? Nein. „Das ist heute eine Ausnahme“, erklärte 1. Vorstand Stefan Ecke. Und das aus gutem Grund. Die Mitglieder feierten 200 Jahre Pfingsttanz in Ahlsdorf mit vielen Gästen - darunter Spender, Förderer und zahlreiche ehemalige Pfingstburschen.

Mit der Festsitzung starteten die Männer in das Jubiläumsjahr, auf das die Burschen selbstverständlich auch zu Pfingsten mit den Einwohnern noch anstoßen wollen. Auf dem Programm werden dann wie alle Jahre auch unter anderem das Maienaustragen und die Waldpartie stehen.

In die Organisation der Veranstaltung investieren die Männer wieder viel freie Zeit, wobei sie auch von ihren Frauen tatkräftig unterstützt werden – zum Beispiel beim Nähen von Kostümen. Mit einem Oktoberfest im Herbst soll der Schlusspunkt unter dieses Jubiläumsjahr gesetzt werden.

Zur Festsitzung hatten die Pfingstburschen auch eine Ausstellung vorbereitet.
Zur Festsitzung hatten die Pfingstburschen auch eine Ausstellung vorbereitet.
(Foto: Daniela Kainz)

Pfingsttanz-Gen in die Wiege gelegt

Der Verein zählt aktuell 32 aktive Vereinsmitglieder, zehn Kinder und knapp 30 passive Mitglieder. Sie alle vereint die Begeisterung für ihr Brauchtum, mit dem sie die Ahlsdorfer Bevölkerung bestens unterhalten wollen.

Das Pfingsttanz-Gen ist den Männern in die Wiege gelegt und wird stets aufs Neue von Generation zu Generation in den Familien weitergetragen. Ein Entkommen scheint praktisch aussichtslos. Viele Pfingstburschen berichteten jedenfalls amüsiert davon in ihren extra für die Festsitzung produzierten Videointerviews.

Begriffe wie Gemeinschaft, Spaß, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit fielen häufig in den Antworten, als sie nach den Gründen für ihre Mitgliedschaft in der Pfingstgesellschaft gefragt wurden. Habe man erst einmal unterschrieben, „hast du auf einen Ruck 30 neue Freunde“, meinte einer aus der Runde.

Auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes der bundesweiten Unesco

Zu Wort in den auf großer Leinwand ausgestrahlten Beiträgen kam auch Marvin Würzberg. Er zählte zu den jüngsten Läufern, die zur Feier des Tages für die Gäste ausnahmsweise schon einmal vor dem Pfingstfest das Peitschenknallen demonstrierten. Seit seinem dritten Lebensjahr sei er dabei. Was es braucht, damit die Peitschen ordentlich knallen? „Kraft und Technik“, sagte er.

Das besondere Pfingstbrauchtum, das auch in den Nachbarorten von Ahlsdorf gepflegt wird, hat sich längst über die Landkreisgrenzen hinweg herumgesprochen. Vor sechs Jahren wurde der Pfingsttanz im Mansfelder Grund auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes der bundesweiten Unesco-Liste gesetzt. „Wir haben sogar den Wiesenmarkt in Eisleben ausgestochen“, erinnerte Vorstand Ecke an den gescheiterten Versuch der Lutherstädter, mit ihrem Fest ebenfalls in diese Liste aufgenommen zu werden.

Nicht nur wegen dieser Anerkennung fühlen sich die Pfingstburschen verpflichtet, ihre Tradition weiter zu pflegen und für folgende Generationen zu erhalten: Treffender konnte es einer aus ihren Reihen in den Videointerviews nicht formulieren: „Andere sollen das Glück haben, das auch zu erleben.“