Bergbautradition pflegen und bewahren Warum der Traditionsverein Bergschule und der Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute aus Eisleben fusionieren
Der Traditionsverein Bergschule und der Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute Eisleben planen zum 1. Juli den Zusammenschluss. Was die Hintergründe sind und wie es weiter geht.

Eisleben/MZ. - Einst ist er mit fast 500 Mitgliedern einer der größten Vereine in der Region gewesen: der Traditionsverein Bergschule (TVB) Eisleben. 1990 von Absolventen gegründet, pflegte der TVB die Erinnerung an die älteste selbstständige Bergschule in Deutschland.
Seit 1798 wurden in Eisleben technische Bergbeamte, später Techniker, Berg- und Hütteningenieure ausgebildet. 1968 wurde die Bergschule in eine Ingenieurschule für Elektrotechnik und Maschinenbau umgewandelt, die – zuletzt als Fachschule – bis 1993 existierte.
Traditionsverein Bergschule (TVB) Eisleben leidet unter Mitgliederschwund
Der Verein organisierte Treffen und Exkursionen, nahm an Umzügen und Bergparaden im In- und Ausland teil und gab Veröffentlichungen heraus. Im ehemaligen Bergschulgebäude in der Geiststraße – heute Sitz der Berufsbildenden Schulen des Landkreises – wurde ein kleines Museum eingerichtet.
Doch die großen Zeiten sind längst vorbei. „Wir haben keinen Zulauf mehr“, sagte Vorstandsmitglied Ralf-Hilmar Schröder der MZ. Der Verein leide unter Mitgliederschwund und sei „überaltert“. Dazu komme, dass die meisten Mitglieder in ganz Deutschland verstreut seien. Das mache die Vereinsarbeit noch schwieriger.
Schröder hatte bei der Wahl 2022 das Vorstandsamt gemeinsam mit Hans Bastian und Jürgen Welz übernommen, nachdem der bisherige Vorsitzende Hans Jürgen Münch aus Altersgründen nicht mehr kandidiert hatte.
Verein verschmilzt mit dem Eisleber Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute
Anfang 2024 hatte sich der TVB-Vorstand an die Bergmannsvereine in der Region gewandt und auf die schwierige Situation aufmerksam gemacht. Aufgrund seiner Altersstruktur sehe der TVB nur in einer Kooperation oder Fusion mit einem mitgliederstarken Verein eine Zukunftsperspektive.
Ansonsten müsse der Verein aufgelöst werden. Damit, so Schröder, hätte die Gefahr bestanden, dass nicht nur das Bergschulmuseum, sondern auch das sonstige Inventar, wie Sammlungsgegenstände, Literatur und anderes möglicherweise hätte verloren gehen können.
Doch diese Gefahr ist mittlerweile abgewendet worden. Denn der TVB hat sich mit dem Eisleber Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute (VMBH) auf eine Verschmelzung verständigt. Grundsätzlich haben die Mitglieder der beiden Vereine der geplanten Fusion bereits zugestimmt.
Wie VMBH-Vorsitzender Hans-Joachim Schworck der MZ sagte, soll in einer gemeinsamen Mitgliederversammlung am 28. April der Verschmelzungsvertrag beschlossen werden. Der Zusammenschluss würde dann am 1. Juli dieses Jahres in Kraft treten.
Traditionen des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens pflegen
„Nachdem der TVB seinen Rundbrief verschickt hatte, haben wir im Vorstand darüber beraten“, so Schworck. „Wir sind uns einig gewesen, dass wir helfen müssen.“ Schließlich gehe es darum, die Tradition der Bergschule und den Nachlass des TVB zu bewahren.
„Und wir als Verein sehen es ja als unsere Aufgabe an, die Traditionen des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens zu pflegen.“ Ohnehin hätten beide Vereine bereits seit vielen Jahren zusammengearbeitet, und es gebe auch viele Doppelmitglieder.
Wobei Schworck auch sagte, dass es vor Jahren schon einmal die Idee einer Fusion gegeben hatte. „Das hat damals bei uns aber keine Mehrheit gefunden.“ Doch mittlerweile habe sich die Meinung dazu geändert.
Nicht ohne Notar: Aufwendige Fusion der beiden Vereine
Nachdem die Mitglieder prinzipiell zugestimmt hatten, seien die Vereinsvorstände an die Arbeit gegangen, so Schworck. Es habe sich dann schnell herausgestellt, dass das ohne notarielle Begleitung nicht umsetzbar sein werde. „Das haben wir alle vorher nicht geahnt, was das für ein aufwendiger Prozess ist“, sagte der Vorsitzende.
„Wir haben uns da schrittweise vorangekämpft.“ Zunächst sei ein sogenannter Verschmelzungsbericht erarbeitet worden. Diesem müssen jeweils die Mitglieder zustimmen. Auf dieser Grundlage folgt dann der Verschmelzungsvertrag, der die endgültigen Regelungen enthält.
Außerdem müssen beide Vereine ihre Satzung ändern. Am Ende muss alles im Vereinsregister beim Amtsgericht Stendal eingetragen werden. Die rechtliche Beratung und Begleitung hat das Notariat Antje Beyer in Eisleben übernommen.
Museum soll weiter betrieben werden
Wenn die Fusion beschlossen wird, werden die TVB-Mitglieder automatisch zum VMBH übergehen, falls sie nicht austreten. Der Name Traditionsverein Bergschule wird aber verschwinden. Eine Neuwahl des Vorstands sei nicht geplant, so Schworck. Neben dem Vorsitzenden gehören aktuell Thomas Wäsche, Klaus Foth, Martina Schröter und Lucas Eggert dem Vorstand an.
Die Amtszeit läuft noch bis 2028. Der VMBH plane, die Räumlichkeiten des TVB in der ehemaligen Bergschule zu übernehmen. Dazu würden die Verhandlungen mit dem Landkreis laufen. Auch das Museum solle weiter betrieben werden.
„In den letzten Jahren ist es uns gelungen, den Altersdurchschnitt in unserem Verein zu senken“, so Schworck. So habe man neue jüngere Mitglieder gewinnen können und in letzter Zeit sogar einige Kinder, die als Treckejungen oder Bergfräulein in Umzügen und Paraden mitlaufen.
„Thomas Wäsche hat für sie Uniformen geschneidert.“ Für die Traditionsgruppe „Mansfelder Berg- und Hüttenknappschaft 1769“ ist der Verein derzeit dabei, eine kleine Musikkapelle aufzustellen. Natürlich wird der VMBH an der Internationalen Bergparade zum Jubiläum „825 Jahre Mansfelder Kupferschieferbergbau“ am 9./10. Mai in Sangerhausen teilnehmen. Außerdem ist in diesem Jahr unter anderem am 1. Juni wieder ein Aufstieg auf die Halde des Fortschritt-/ Wolfschachts geplant.