Vor 215 Jahren Vor 215 Jahren: Wasser erzwang in Wimmelburg die Stillegung der Neuen Hütte

Wimmelburg - Am 27. August 1801 wurde in Wimmelburg ein Schlussstrich gezogen, das letzte Feuer der Neuen Hütte erlosch, es wurde „niedergeblasen“, wie die Hüttenleute sagen.
Doch praktisch hat man den Ofen einfach ausgehen lassen, erläutert Dr.-Ing. Wolfgang Eisenächer, der ehemalige Chefmetallurge des Mansfeld-Kombinats, der es allerdings für möglich hält, dass am letzten Tag noch einmal eine Extralage Koks aufgeschüttet wurde, um noch das letzte Erz aus dem Ofen zu holen. War das geschehen, ließ man den Dingen dann sicher ihren Lauf, und nach etwa einer Woche war der Ofen kalt.
Stilllegung der Neuen Hütte als denkwürdiger Augenblick
Das Ende einer Hütte ist immer ein denkwürdiger Moment, Eisenächer hat dergleichen am 21. Dezember 1972 selbst miterlebt, als das letzte Feuer der Karl-Liebknecht-Hütte (der ehemaligen Krughütte) Eisleben erlosch.
Nicht anders dürfte den Hüttenmännern vor 215 Jahren bei Stilllegung der Neuen Hütte zumute gewesen sein. Bergkommissionsrat Karl Johann Freiesleben (1774-1846), der erst ein Jahr zuvor zum Direktor des Mansfeldischen und Thüringischen Bergbaus berufen worden war, kam nach Wimmelburg, um das „Niederblasen“ mit zu erleben, ebenso wird ein Schichtmeister Tölpe als Augenzeuge genannt, dessen Name uns an die Tölpestraße in Eisleben denken lässt, wenngleich deren Namensgeber ein anderer war: Johann Ehrenfried Tölpe (1755-1800), Freieslebens Vorgänger als Bergkommissionsrat in Eisleben und Begründer der 1798 ins Leben gerufenen Bergschule, für die er den ersten Lehrplan entwarf.
Die Neue Hütte in Wimmelburg, von den Einheimischen einfach nur „die Kunst“ genannt, nimmt trotz ihrer kurzen Betriebsdauer von nicht einmal zehn Jahren einen besonderen Platz in der Technikgeschichte ein. Weil diese Kunst eine Wasserkunst der besonderen Art war, eine ingenieurtechnische Leistung, die uns heute noch staunen lässt.
Der Bau der Neuen Hütte, die einen alten Kunstschacht bei Wolferode ersetzen sollte, begann im Frühjahr 1787. Laut H. Pangert waren bereits im Herbst 1788 die drei Radstuben in Mauern gesetzt, und am 21. September 1790 konnte das erste Feuer angelassen werden. Der eigentliche Betrieb begann allerdings erst im Jahr 1794, weil technische Probleme für Verzögerungen sorgten. Der Wassergöpel erfüllte seinen Zweck nicht. Kunstmeister Johann Friedrich Mende musste nach einer anderen Lösung suchen, um den Betrieb überhaupt zu ermöglichen, der schließlich unter großen Schwierigkeiten einige Jahre aufrecht erhalten werden konnte. Heute ist die Neue Hütte, „die Kunst“, als einzige derartige Anlage ihrer Zeit noch erhalten, weil es nach dem Ende des Hüttenbetriebes und Umfunktionierung zum Vorratslager kaum Umbauten gab. (bz)
Im Untertagebereich gab es drei Radstuben von enormen Dimensionen. Kunstmeister Johann Friedrich Mende hatte eine komplizierte Konstruktion ersonnen, um „den Niveauunterschied zwischen dem Glückaufer und dem Froschmühlenstollen von etwa 25 Metern zur Energiegewinnung zu nutzen“, wie Dr.-Ing. Rudolf Mirsch vom Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute erläutert. Eine geniale Idee, die letztlich an den Ende des 18. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten zur Bewältigung der zunehmenden Wasserzuflüsse scheitern musste.
„Im Jahre 1800 stiegen die Wasser im Kunstschacht Aa. so an, daß die tieferen Baue gänzlich unzugänglich wurden“, schreibt H. Pangert im Mansfelder Heimatkalender (1936) und ergänzt: „Da auch keine Aussicht bestand, durch Bewältigung der Wasser die Baue wieder frei zu bekommen, sah man sich genötigt, die Belegung, die bisher aus 84 Häuern bestand, auf 45 Mann einzuschränken. Dadurch ging aber die Schiefernförderung zurück.“
Massive Gebäude der Hütte als Vorratslager genutzt
Als auch noch die Schiefern schlechter wurden, war das Ende der Hütte besiegelt. Die massiven Gebäude wurden fortan als Vorratslager genutzt. Bis 1915 befand sich hier das Material- und Getreidemagazin der Mansfeldischen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Die einstigen Ofenstandorte sind heute noch nachzuweisen. (mz )
